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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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nahestand, obwohl sie in Massachusetts geboren war; ihre Mitgliedschaft würde bedeuten, daß Thrower eine Gemeinde rechnen konnte – vorausgesetzt, daß Alvin Miller nicht alles zunichte machte.
    Aber genau das würde er, da er sich von etwas verletzt fühlte, das Thrower unbedacht gesagt oder getan hatte. Der Streit um den Glauben an Zauberei ließ sich leider Gottes nun einmal nicht vermeiden. Die Fronten waren klar abgesteckt. Thrower stand auf der Seite der Wissenschaft und des Christentums, und auf der anderen befanden sich alle Mächte der Finsternis und des Aberglaubens: die tierische, fleischliche Natur des Menschen mit Alvin Miller als ihrem wichtigsten Vorkämpfer. In meinem Kampf um unseren Herrn stehe ich erst am Anfang, dachte Thrower.
    Wenn ich diesen ersten Gegner nicht besiege, werde ich niemals mehr siegen können.
    »Pastor Thrower!« rief Alvins ältester Junge, David. »Wir sind bereit, den Dachbalken zu heben!«
    Thrower setzte sich in Trab, dann erinnerte er sich wieder seiner Würde und legte den Rest der Strecke im Schritttempo zurück. Nichts in den Evangelien deutete an, daß der Herr jemals gerannt sei – er war immer nur geschritten, wie es seiner hohen Stellung geziemte. Ein Priester sollte ein Schatten Jesu Christi sein, sollte auf Seinem Weg einherschreiten und Ihn dem Volk gegenüber vertreten. Näher würden diese Menschen dem Anblick der Majestät Gottes niemals kommen. Es war Reverend Throwers Pflicht, die Vitalität seiner Jugend zu leugnen und im gemessenen Tempo eines alten Mannes einherzuschreiten, auch wenn er erst vierundzwanzig war.
    »Ihr wollt doch den Dachbalken segnen, nicht wahr?« fragte einer der Farmer namens Ole, ein Schwede von den Ufern des Delaware; im Herzen also ein Lutheraner, doch war er durchaus willens, beim Bau einer presbyterianischen Kirche hier im Wobbish-Tal zu helfen, da die nächstgelegene andere Kirche die papistische Kathedrale zu Detroit war.
    »In der Tat«, erwiderte Thrower. Er legte die Hand auf den schweren, mit Äxten behauenen Balken.
    »Reverend Thrower«, rief eine Kinderstimme hinter ihm, so durchdringend und laut, wie es nur ein Kind konnte. »Ist das nicht auch eine Art Zauber, ein Stück Holz zu segnen?«
    Thrower drehte sich um und sah, wie Faith Miller den Jungen bereits aufforderte zu schweigen. Er war erst sechs Jahre alt, doch schon jetzt wurde deutlich, daß Alvin Junior einmal ebenso viele Schwierigkeiten machen würde wie sein Vater. Vielleicht sogar noch mehr – Alvin Senior hatte wenigstens die Güte besessen, dem Bau der Kirche fernzubleiben.
    »Macht nur weiter«, sagte Faith. »Macht Euch nichts aus ihm. Ich habe ihm noch nicht beigebracht, wann er reden darf und wann er schweigen soll.«
    Obwohl die Hand seiner Mutter sich fest auf seinen Mund preßte, waren die Augen des Jungen geradewegs, auf ihn gerichtet. Und als Thrower sich wieder umwandte, bemerkte er, daß alle erwachsenen Männer ihn erwartungsvoll anblickten. Die Frage des Kindes war eine Herausforderung, der er etwas entgegnen mußte, sonst würde er vor eben jenen Männern, die zu bekehren er gekommen war, als Heuchler oder Tor abgestempelt werden.
    »Ich schätze, wenn du denken solltest, daß mein Segen tatsächlich etwas am Wesen des Dachbalkens änderte«, erwiderte er, »dann wäre das der Zauberei verwandt. Aber in Wirklichkeit bietet dieser Dachbalken selbst nur den Anlaß. Wen ich hier wirklich segne, das ist die Christengemeinde, die sich unter diesem Dach versammeln wird. Und daran ist nichts Magisches. Wir bitten hier um die Macht und die Liebe Gottes, und nicht etwa um ein Mittel gegen Warzen oder einen Zauber gegen den Bösen Blick.«
    »Schade«, murmelte ein Mann. »Ein Mittel gegen Warzen könnte ich gut gebrauchen.«
    Alle lachten, doch die Gefahr war gebannt. Wenn der Dachbalken gehoben wurde, würde es ein christlicher Akt sein und kein heidnischer.
    Er segnete den Balken, wobei er darauf achtete, das übliche Gebet so abzuwandeln, daß es dem Balken selbst ausdrücklich keine besonderen Eigenschaften übertrug. Dann zogen die Männer am Seil, und Thrower sang »O Herr, der auf der mächt'gen See« mit der vollen Lautstärke seines prächtigen Baritons, um ihnen für ihre Arbeit den Rhythmus und auch die Kraft zu geben.
    Die ganze Zeit über war er sich jedoch nur zu sehr der Gegenwart des jungen Alvin Junior bewußt, doch nicht nur wegen seiner törichten Frage. Das Kind war ebenso einfältig wie die meisten Kinder – Thrower

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