Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
damit überhaupt nichts sagen.«
    »Wollt Ihr mir eins beantworten, Al Miller? Sagt mir doch, ob Ihr zufällig ein siebenter Sohn seid.«
    »Warum fragt Ihr?«
    »Es heißt unter jenen, die von derlei Dingen etwas verstehen, daß der siebente Sohn eines siebenten Sohnes mit dem Wissen darum geboren wird, wie die Dinge unter ihrer Oberfläche ausschauen. Deshalb sind sie auch solch gute Rutengänger.«
    »Ach, heißt es das?«
    Measure trat herbei, stellte sich vor seinem Vater auf, stemmte die Fäuste in die Hüften und blickte ihn beinahe empört an. »Pa, was soll es schon schaden, es ihm zu erzählen? Es weiß doch ohnehin schon jeder hier in der Gegend.«
    »Vielleicht bin ich ja der Meinung, daß Geschichtentauscher schon viel mehr weiß, als ich möchte.«
    »So etwas zu sagen, ist aber undankbar, Pa, zu einem Mann, der sich mehr als einmal als Freund erwiesen hat.«
    »Er braucht mir nichts zu erzählen, was ich seiner Meinung nach nicht erfahren soll«, warf Geschichtentauscher ein.
    »Dann werde ich es Euch erzählen«, erwiderte Measure. »Pa ist tatsächlich ein siebenter Sohn.«
    »Und Al Junior auch«, fügte Geschichtentauscher hinzu. »Habe ich recht? Ihr habt es nie erwähnt, aber ich würde doch sagen, daß wenn ein Mann einem Sohn, der nicht sein Erstgeborener ist, seinen eigenen Namen gibt, so wird das wohl sein siebenter sein.«
    »Unser ältester Bruder Vigor ist wenige Minuten nach Al Juniors Geburt im Hatrack River gestorben«, erklärte Measure.
    »Hatrack«, wiederholte Geschichtentauscher.
    »Kennt Ihr diesen Ort?« fragte Measure.
    »Ich kenne jeden Ort. Aber aus irgendeinem Grund erweckt dieser Name in mir den Gedanken, daß ich mich schon früher daran hätte erinnern sollen, und ich weiß nicht weshalb. Der siebente Sohn eines siebenten Sohnes. Zaubert er den Mühlstein aus dem Fels hervor?«
    »So drücken wir das nicht aus«, sagte Measure.
    »Er haut«, sagte Miller. »Genau wie jeder Steinmetz.«
    »Er ist zwar ein großer Junge, aber er ist immer noch ein Junge«, wandte Geschichtentauscher ein.
    »Sagen wir so«, erklärte Measure, »wenn er den Stein haut, dann ist er etwas weicher, als wenn ich ihn haue.«
    »Ich würde es zu schätzen wissen«, warf Miller ein, »wenn Ihr unten bleiben und beim Holzglätten und -kerben helfen könntet. Wir brauchen einen guten, festen Schlitten und einige wirklich runde, glatte Rollen.«
    Was er nicht sagte, was Geschichtentauscher aber genau heraushörte, war: Bleib hier unten und stell nicht zu viele Fragen über Al Junior.
    Also arbeitete Geschichtentauscher zusammen mit David, Measure und Calm bis in den Nachmittag hinein, wobei sie die ganze Zeit ein ständiges Klirren von Eisen auf Stein hörten. Alvin Juniors Schläge gab den Rhythmus für ihre Arbeit vor, wenngleich niemand es offen aussprach.
    Doch Geschichtentauscher gehörte nicht zu denen, die schweigend arbeiten konnten. Da die anderen nicht allzu gesprächig waren, erzählte er die ganze Zeit Geschichten. Und da er es mit erwachsenen Männern zu tun hatte, ging es in seinen Geschichten nicht nur um Abenteuer und Heldentum und tragische Tode.
    Tatsächlich widmete er den größten Teil des Nachmittags der Sage von John Adams: Wie sein Haus in Boston von einem Mob niedergebrannt wurde, nachdem er für zehn Frauen einen Freispruch erreicht hatte, die der Hexerei angeklagt worden waren. Wie Alex Hamilton ihn nach Manhattan Island eingeladen hatte, wo die beiden eine gemeinsame Rechtskanzlei eröffneten. Wie es ihnen in zehn Jahren gelungen war, die holländische Regierung dazu zu bewegen, die unbeschränkte Einwanderung von nicht holländisch sprechenden Menschen zu gestatten, bis Engländer, Schotten, Waliser und Iren in New Amsterdam und New Orange eine Mehrheit und in New Holland eine große Minderheit bildeten. Wie sie im Jahre 1780 Englisch zur zweiten offiziellen Sprache erklären ließen, gerade rechtzeitig für die holländischen Kolonien, die drei der sieben ursprünglichen Staaten des Amerikanischen Pakts bildeten.
    »Ich wette, daß die Holländer diese Jungs gehaßt haben, als sie erst einmal damit fertig waren«, meinte David.
    »Nein, dafür waren sie viel zu gute Politiker«, widersprach Geschichtentauscher. »Beide lernten sie Holländisch besser zu sprechen als die meisten Holländer, und sie zogen ihre Kinder auf holländischen Schulen holländischsprechend auf. Die waren so holländisch, daß, als Alex Hamilton sich um das Amt des Gouverneurs von New Amsterdam und

Weitere Kostenlose Bücher