Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
verwehren, sie in einer strittigen Frage herauszufordern. Und während so viele Leute sie umgaben, konnte er sie nicht in bezug auf Trell ausfragen. Seine Ahnungen waren zu persönlicher Natur, um öffentlich behandelt zu werden. Er bemühte sich, seine Gedanken mit anderen Angelegenheiten zu beschäftigen, bis eine Gelegenheit eintrat, um mit jemandem zu reden. Überlegt unterzog er die Gruppe von Reitern einer aufmerksamen Musterung. Hinter den Lords standen zwanzig Bluthüter neben ihren Ranyhyn – Blutmark Morin, Terrel, Bannor, Ruel, Runnik sowie fünfzehn andere. Koral blieb zweifelsohne in Schwelgenholz bei Lord Amatin. Ferner umfaßte die Gruppe fünf weitere Personen: Hoch-Lord Elena, Lord Mhoram, Covenant, ihn selbst – Troy – und Trell. Als er den Glutsteinmeister sah, empfand Troy erneut das Bedürfnis nach einer Aussprache mit ihm. Die unverhohlene Wundheit von Trells Miene war aus Angespanntheit verkrampft, als erwarte er irgendeine Entscheidung Elenas in einem Maß von Qual, das Troy einfach verwundern mußte. Aber der Streitmark hielt sich zurück, obwohl seine Besorgnis noch wuchs. Der Hoch-Lord hatte unterdessen zu Lord Amatin und dem Ältesten Corimini zu reden angefangen.
»Meine Freunde«, sagte Elena würdevoll, »ich hinterlasse Schwelgenholz in eurem Schutz. Behütet es wohl! Die Baumstadt und die Schule der Lehre sind zwei große Errungenschaften der neuen Lords – zwei Wahrzeichen unseres Dienstes am Lande. Sie müssen bestehen bleiben, solange es nur irgendwie möglich ist. Gedenkt der Wachsamkeit und beobachtet die Mittlandebenen. Sollte der Krieg auch nach euch greifen, so darf er euch nicht überraschen. Und beachtet, falls Schwelgenholz trotz allem nicht errettet werden kann: die Lehre muß bewahrt bleiben, und ihr müßt die Herrenhöh warnen. Die Schule der Lehre und die Kreise des Wissens müssen im Fall ärgster Not auf die Herrenhöh gerettet werden. Schwester Amatin, das sind schwere Bürden. Doch ich lege sie ohne Furcht in deine Hände. Sie wiegen nicht zu schwer für dich. Und der Beistand Coriminis, des Ältesten an der Schule der Lehre, sowie der Weisen Asuraka und Drinishok ist unvergleichlich kostbar. Ich glaube, daß das Kriegsheer in diesem Krieg nicht scheitern wird. Aber du mußt auf alles vorbereitet sein, selbst auf das Schlimmste. Du wirst nicht versagen. Dies Vertrauen bringen wir dir entgegen.« Lord Amatin zwinkerte einen Moment lang, um Tränen zu vertreiben, und verbeugte sich wortlos vorm Hoch-Lord. Dann hob Elena den Kopf und lenkte ihre Stimme so aufwärts, daß ganz Schwelgenholz sie hören konnte. »Freunde! Gefährten! Stolze Menschen des Landes! Der Krieg ist herangerückt. Gemeinsam harren wir der Prüfung des Todes. Die Zeit des Abschieds ist gekommen, da alle Verteidiger des Landes ihre verschiedenen Aufgaben angehen müssen. Verlangt nicht danach, euer Schicksal mit dem anderer tauschen zu können. In dieser Zeit der Not sind jede Treue und jeder Dienst gleich, in gleichem Maße wertvoll und gefährlich. Seid nicht bekümmert beim Abschied. Wir sehen dem höchsten Ruhm unseres Zeitalters entgegen – wir werden durch die Gelegenheit geehrt, für das Land unser Äußerstes leisten zu dürfen. Dies ist des Todes Prüfung, auf daß wir uns endlich als dessen würdig erweisen mögen, dem wir dienen. Seid hochgemuten Herzens. Fordert uns dieser Krieg über unsere Kräfte, dann verzweifelt nicht. Setzt all eure Stärke ein, hütet den Frieden und wehrt der Verzweiflung. Haltet Mut und Treue hoch im Ansehen! Besser ist's, zu fallen und im Friedensschwur zu sterben, als das Land von neuem zu schänden. Meine Freunde, ich fühle mich geehrt, mit euch die Zeit teilen zu dürfen, in der wir leben.«
»Heil dem Hoch-Lord und dem Stab des Gesetzes«, rief hoch oben in Schwelgenholz eine durchdringende Stimme.
Alle Menschen in der Baumstadt und darunter auf der Erde antworteten. »Heil! Heil dem Hoch-Lord!«
Elena verbeugte sich tief vor ganz Schwelgenholz, breitete ihre Arme in der gebräuchlichen, weiten Gebärde der Abschiednahme nach den Seiten aus. Dann drehte sie Myrha den Reitern zu und wandte sich an Lord Mhoram. »Mein vertrauenswürdigster Freund, Mhoram, du mußt nun aufbrechen. Du und Streitmark Hile Troy, ihr müßt wieder zum Kriegsheer stoßen, um es in die Schlacht zu führen. Was mich angeht, so habe ich meine Entscheidung getroffen. Ich werde euch nun allein ziehen lassen und Amok zum Siebten Kreis des Wissens von Kevins Lehre folgen.«
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