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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Tiers ergriff und sich im Galopp in die Richtung der Llurallin-Furt nördlich von Schwelgenholz entfernte. Troy folgte ihm. Mehryl fegte unter der Baumstadt dahin und holte Trell im Sonnenlicht außerhalb des Stadtbereichs schnell ein. Troy befahl dem Glutsteinmeister, er solle halten, aber Trell scherte sich nicht darum. Sofort ließ der Streitmark Mehryl Trells Reittier zum Stehenbleiben veranlassen. Mehryl stieß ein kurzes, gebieterisches Wiehern aus, und das Pferd stoppte so schlagartig, daß Trell fast herabstürzte. Als der Glutsteinmeister den Kopf hob – er mußte sich sichtlich dazu zwingen – und Troy entgegensah, standen Tränen in seinen Augen, und er atmete so mühselig, als werde er langsam erdrosselt. Doch Troy fehlte die Zeit für weitere Rücksichten. »Was treibst du eigentlich?« schnauzte er. »Wohin willst du?«
    »Nach Schwelgenstein«, krächzte Trell. »Hier hab' ich nichts zu suchen.«
    »So? Wir ziehen allerdings in den Süden ... weißt du das nicht? Du bist doch in den Südlandebenen zu Hause, oder? Willst du nicht helfen, deine Heimat zu verteidigen?« Das waren nicht die Fragen, die Troy zu stellen beabsichtigte, aber er hatte für seine wirklichen Fragen noch nicht die richtigen Worte gefunden.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann nicht zurückkehren. Sie ist dort ... ich kann's nicht ertragen. Nach dem hier!«
    Während Trell seine abgehackten Antworten herauskeuchte, ritt Lord Mhoram herbei. Der Lord wollte sich sofort einmischen, aber Troy hinderte ihn mit einer wüsten Gebärde daran. »Sie?« meinte der Streitmark. »Wer? Deine Tochter?« Trell nickte wie benommen. »Moment mal«, sagte Troy. »Moment mal.« Heimlichtuerei verdroß ihn; er wollte Auskünfte. »Ich kapiere das nicht. Warum willst du nicht zurückkehren ... nicht zu deiner Tochter? Sie könnte dich schließlich nötig haben.«
    »Melenkurion!« fauchte Trell. »Ich vermag's nicht! Wie sollte ich ihr ins Antlitz schauen ... Fragen beantworten ... nachdem das hier geschehen ist? Martere mich nicht!«
    »Streitmark!« Mhorams Stimme klang hart und gefährlich – nach einer Warnung, fast einer Drohung. »Laß ihn in Ruhe! Nichts, was er dir sagen kann, wird dir hilfreich sein.«
    »Nein!« entgegnete Troy heftig. »Ich muß wissen, was los ist. Trell, hör zu! Ich muß wissen, was das alles bedeutet. Glaube mir, ich verstehe, wie du in seinem Fall empfindest.«
    Trell wirkte, als höre er Troy nicht länger. »Sie hat gewählt«, röchelte er, »gewählt ...« Er quetschte die Wörter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als müßten sie sich sonst in Schreie verwandeln. »Sie hat ihn gewählt ... ihn!«
    »Trell, antworte mir. Was hast du gestern getan? Draußen am Grab? Trell!«
    Das Wort ›Grab‹ durchdrang das Wüten von Trells Leidenschaft. Urplötzlich schlang er die Arme um seine Brust, beugte sich vor. Durch seine Tränen starrte er Troy an. »Du bist ein Narr!« knirschte er. »Blind! Sie hat ihr Leben verschwendet.«
    »Verschwendet?« Troys Unterkiefer sackte abwärts. »Verschwendet?« Tatsächlich ist es der Schüler, der dich hergezaubert hat. War Covenant im Recht?
    »Vielleicht«, sagte Lord Mhoram grimmig. Diesmal erregte sein Ton Troys ungeteilte Aufmerksamkeit. Troy maß Mhoram mit einem Blick voller stummer Drohungen. »Trell hat hinreichenden Grund«, ergänzte der Lord, »jenes Grab aufzusuchen. Atiaran, Trells Gemahlin, liegt dort begraben. Sie starb bei der Verrichtung, die dich ins Land geholt hat. Sie opferte ihr Leben beim Versuch, Ur-Lord Covenant ins Land zurückzuholen ... doch verfehlte sie ihre Absicht. Deine Anwesenheit im Land ist das Ergebnis ihres friedlosen Kummers und Trachtens nach Vergeltung.«
    Mhorams Erklärung überschritt die Grenzen von Trells Leidensfähigkeit. Sein Gesicht zuckte aus innerer Qual. Er trat sein Pferd heftig mit den Fersen, so daß es sich erschrocken wieder in Bewegung setzte und hinüber zur Furt über den Llurallin galoppierte. Doch Troy schaute ihm nicht nach. Der Streitmark ließ seinen Ranyhyn eine scharfe Wendung vollführen und sah, daß er noch Elena, Covenant und die zwei Bluthüter erspähen konnte, wie sie westwärts aus dem Tal ritten. Amok befand sich bereits bei ihnen, marschierte munter an der Seite des Hoch-Lords dahin. Atiaran, Trells Gemahlin? Trells Gemahlin? Sie war seine Frau gewesen? Er wußte von Atiaran – er hatte schon zu viel über Covenant erzählen gehört, um nicht zu wissen, daß sie die Frau gewesen war, die

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