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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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und der Lord sah darin alles andere als Anlaß zur Zuversicht. Er erhob sich nicht, nachdem er die von Sill angebotenen Schatzbeeren gegessen hatte. Statt dessen schlang er die Arme um seine Knie und zog den Kopf ein, als suche er Deckung. »Lord«, sagte Korik im Interesse der Sache, »wir müssen weiter. Die Stadt des Heimwehs ist nah.«
    Der Lord hob nicht den Kopf. Seine Stimme klang zwischen den Knien dumpf. »Steht ihr über jeglicher Furcht? Wißt ihr nicht, was wir vorfinden werden? Oder berührt's euch nicht?«
    »Wir sind die Bluthüter«, antwortete Korik.
    »Ja«, seufzte Lord Hyrim. »Die Bluthüter. Und ich bin Hyrim, Hooles Sohn, Lord im Großrat der Lords zu Schwelgenstein. Ich bin dem Dienst am Lande verschworen. Ich hätte an Shetras Stelle sterben sollen. Aber zur Voraussetzung hätte ich ihrer Stärke bedurft.« Urplötzlich sprang er auf. Er breitete die Arme aus und schrie Worte des alten Rituals. »Wir sind die neuen Bewahrer des Landes ... Vorkämpfer der Erdkraft ... verschworen und geweiht ... geweiht ... wir werden nicht ruhen ...« Aber er brachte nichts Vollständiges zustande. »Melenkurion!« stöhnte er und krallte die Hände über seiner Brust in die geschwärzte Robe. » Melenkurion Himmelswehr! Steh mir bei!«
    Korik war es zuwider, den Lord in dieser seiner Verfassung zu drängen, aber um der Sache willen sah er keine Wahl. »Sollten die Riesen Beistand brauchen«, sagte er, »müssen wir zu ihnen und ihn gewähren.«
    »Beistand?« keuchte Lord Hyrim hervor. »Für sie gibt's keinen Beistand!« Er verstummte und riß seinen Stab an sich; für die Dauer mehrerer zittriger Atemzüge hielt er ihn in fester Umklammerung, als könne er ihm Mut entwringen. »Aber anderes gibt's zu beachten. Wir müssen herausfinden, was ... der Hoch-Lord muß erfahren, welche Macht diese Greuel ermöglicht hat!« In seinen Augen saßen Schatten, und seine Lippen waren gerötet wie in Panik. Wacklig drehte er sich um und strebte erneut in die Richtung, die nach Coercri führte.
    Nunmehr verzichtete das Trüppchen auf Hast. Es wanderte umsichtig zum Meer, gab acht, daß es in keinen Hinterhalt geriet. Aber der Morgen verstrich rasch. Noch vor der Mittagsstunde erreichten die Bluthüter und der Lord den hohen Leuchtturm vor der Stadt des Heimwehs. Der Leuchtturm bestand aus einem sehr hohen, nach oben zugespitzten Steinbau auf dem letzten und höchsten Hügel vor den Klippen der Küste. Die Riesen hatten ihn errichtet, um ihre Suchschiffe zur Stadt zu lotsen, und es war immer jemand im Turm, um die meerwärts gerichtete Helligkeit des Leuchtfeuers zu beaufsichtigen. Als die Bluthüter jedoch die Anhöhe unterhalb des Leuchtturms erstiegen, sahen sie, daß das Feuer erloschen war; kein noch so schwacher Schimmer, nicht einmal ein Rauchfähnchen drang aus dem Kuppeldach des Bauwerks. Auf den Stufen zum Leuchtturm entdeckten sie Blut; es war geronnen und schwarz, alt genug, um den Regen überdauert zu haben. Korik erteilte einen Befehl, und Vale eilte die Treppe des Turms hinauf. Die übrigen Bluthüter warteten, schauten nach Coercri und übers Meer der Sonnengeburt aus. Unter der mittäglichen Sonne am wolkenlosen Himmel glitzerte die See von Spiegelungen, und unterhalb des Rands der Klippe, außerhalb des Sichtbereichs, rollten die Wellen in dunklen Donnertönen gegen die Hafendämme und Deiche der Stadt des Heimwehs. Die Stadt der Riesen lag im Innern der Klippe wie ein Bienenstock. Alle Wohnungen, Hallen und Korridore, alle Eingänge und Befestigungen waren im Fels der Küste geschaffen worden. Sie war riesenhaft. Sie hatte Säle, in denen sich fünfhundert Riesen zu ihren Riesen-Palavern und zum Erzählen ihrer Geschichten zusammensetzen konnten, für die sie Tage brauchten; sie verfügte über Docks für acht bis zehn ihrer gewaltigen Riesen-Schiffe; sie hatte Heime und Herde für den gesamten Rest der Entwurzelten. Nun jedoch zeigte sie keinerlei Anzeichen von Bewohntheit. Die Rückseite der Stadt des Heimwehs, die landwärtige Seite, machte einen verlassenen Eindruck. Hoch darüber schrie dann und wann eine einzelne Möwe. Drunten brandete laut die See heran. In der Stadt jedoch regte sich nichts. Doch Coercri war dem Meer zugewandt gebaut worden. Die Bluthüter durften noch immer darauf hoffen, in der Stadt Riesen anzutreffen. Dann kam Vale wieder aus dem Leuchtturm. Er erstattete bei Lord Hyrim direkt Meldung. »Eine Riesin ist droben.« Mit einer ruckartigen Kopfbewegung deutete er hinauf zum

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