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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Verfügung gestellt hatten, war weit und freundlich. Im Süden von Hügeln, westwärtig von Bergen und im Osten vom Meer der Sonnengeburt umschlossen, war es ein grüner Zufluchtsort für die schiffbrüchigen Seefahrer. Doch obwohl sie den Landstrich bebauten – in seinen gewellten Ebenen vielerlei Felder und Pflanzungen bewirtschafteten, riesige Weingärten kultivierten, ganze Wälder mit den besonderen Rot- und Teakhölzern hochpäppelten, aus denen sie ihre großen Schiffe bauten –, bewohnten sie ihn nicht. Sie liebten das Meer und zogen es vor, ihre Behausungen in die Klippen der felsigen Küste zu hauen, vierzig Längen östlich des gegenwärtigen Standorts von Koriks kleiner Truppe. Während des Zeitalters Damelon Riesenfreunds, als die Entwurzelten noch zahlreich waren, hatten sie sich längs der Küste niedergelassen, an der gesamten Ostseite der Wasserkante gebaut und gesiedelt. Aber im Laufe der Zeit hatte ihre Zahl langsam abgenommen, bis ihr Völkchen heute bloß noch ein Drittel der ursprünglichen Größe umfaßte. Aber sie waren langlebige, heitere Leute, die lange Geschichten schätzten, und empfanden das Ausbleiben der Nachkommenschaft als grausam. Unterm Druck der schleichenden Vereinsamung hatten sie die Wohnstätten im Norden und Süden der Wasserkante nach und nach wieder aufgegeben und sich alle zu einer Gesamtgemeinschaft zusammengefunden – eine Klippenstadt am Meer, in der sie alle Teil an ihren wenigen Kindern, ihren Liedern und langen Erzählungen haben konnten. Trotz ihres uralten, überlieferten Brauchs, allem umständliche Namen zu verleihen – Namen, die bereits die Geschichte der benannten Dinge erzählten –, gaben sie dieser ihrer Stadt den schlichten Namen Coercri oder Herzeleid. Dort wohnten sie schon seit der Jugend Hoch-Lord Kevins.
    Lord Hyrim schrie unterdrückt auf, während er über den Landstrich blickte. »Korik! Laß uns hoffen, daß Hoerkin die Unwahrheit gesprochen hat. Hoffen wir, daß seine Botschaft eine Lüge war! Ach, mein Herz!« Er preßte beide Hände auf die Brust und begann den weniger steilen Abhang zur Wasserkante regelrecht hinabzurennen. Korik und Sill griffen rasch zu und stützten ihn jeder mit einer Hand unter den Armen; sie hielten ihn in ihrer Mitte aufrecht, so daß das Laufen ihn weniger anstrengte. So setzten sie den Weg zur Stadt des Heimwehs fort. Für den Rest des Tages behielt Lord Hyrim auf diesem Weg den Laufschritt bei und verschnaufte nur, wenn der Schmerz in seiner Brust einmal wirklich unerträglich war. Und die Bluthüter wußten, daß er allen Grund besaß. Zwanzig Tage, hatte Lord Mhoram gesagt. Dies war der zwanzigste Tag seit ihrem Aufbruch. In der folgenden Morgenfrühe wies Lord Hyrim eine weitere Unterstützung durch Korik und Sill zurück, sobald er aus seinem Erschöpfungsschlaf erwachte, und lief allein. Sein Tempo brachte die Gruppe bald zum am weitesten im Süden gelegenen Weingarten der Riesen. Korik schickte Doar und Shull durch die Reihen von Reben auf Erkundung. Als sie zurückkamen, meldeten sie, daß die Riesen, die in diesem Weingarten tätig gewesen waren, ihn offenkundig gemeinsam in großer Eile verlassen hatten. Der Fall war klar. Zwischen den Rebstöcken lagen riesengemäße Hacken und Harken umher, so lang wie erwachsene Menschen groß waren, und an den Spitzen und Zähnen der Werkzeuge sah man noch die Spuren ihrer Benutzung; mehrere jener Ledersäcke, in denen die Riesen ihre Verpflegung und Habseligkeiten mitzutragen pflegten, waren achtlos hingeworfen und liegengelassen worden. Anscheinend hatten die Entwurzelten irgendein Zeichen oder irgendeine Nachricht erhalten und ihre Arbeit augenblicklich unterbrochen, um zu tun, was demnach getan werden mußte. Ihre Fußabdrücke im offenen Erdreich des Weingartens wiesen in die Richtung nach Coercri . An diesem Tag kam der Trupp immer wieder durch Weingärten, Teakholz-Baumbestände und Felder. Überall erzählten die verstreuten Werkzeuge und Vorräte die gleiche Geschichte. Am nächsten Tag fiel jedoch Regen und verwischte die Fußabdrücke und Anzeichen der Bearbeitung. Die Bluthüter konnten nichts mehr aus derartigen Spuren ablesen.
    In der Nacht hörte der Regen auf. Im schwachen Wind vermochten die Bluthüter schon den salzigen Duft der See zu riechen. Der unbedeckte Himmel verhieß einen klaren Tag, aber die Morgendämmerung des zweiundzwanzigsten Tages wies gelegentliches rotes Flackern in der Ferne auf, durchsetzt mit Andeutungen von grausigem Grün,

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