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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Kuppeldach des Turmbaus. »Sie ist tot.« Für einen Moment zögerte er. »Sie ist getötet worden«, fügte er hinzu. »Das Angesicht und die Schädeldecke sind fort. Ihr Gehirn ist verschwunden. Verzehrt.« Sämtliche Bluthüter sahen Lord Hyrim an. Er stierte seinerseits Vale an, rot in den Augen. Sein eingefallenes Gesicht war verzerrt. In seiner Kehle entstand ein unbeschreiblicher Laut, am ehesten einem Knurren ähnlich. An seinen um den Stab geklammerten Fäusten traten weiß die Knöchel hervor. Ohne ein Wort wandte er sich um und schritt hinab zum Haupteingang der Stadt des Heimwehs. Korik gab seine Befehle. Von den elf Bluthütern wies er Vale, Doar, Shull und zwei weitere an, im Leuchtturm zu bleiben und auszuspähen, im Fall einer Gefahr Warnung zu geben und den Auftrag zu beenden, falls die anderen umkamen. Drei weitere Bluthüter schickte er nordwärts, damit sie Coercri von der dortigen Seite aus erkundeten. Er selbst schloß sich mit Tull und Sill Lord Hyrim an. Die drei Bluthüter redeten dem Lord den Haupteingang aus und führten ihn in den Süden der Stadt. Zusammen drangen die vier an der Südseite in die Stadt des Heimwehs ein. Der Zugang, den sie nahmen, bestand aus einem Stollen, der mit leichter Abwärtsneigung geradewegs durch die gesamte Klippe verlief. Sie durchquerten ihn bis zum Ende, wo sie auf einen dachfreien Erker mit Brustwehr gelangten, der übers Meer auswärtsragte. Von diesem Standort herab konnten sie einen Großteil der seewärtigen Steilwand überblicken. Die Klippe wies zahlreiche derartige, entweder nach hinten versetzte oder vorspringende Befestigungen auf, die der Stadt an dieser Seite ein knubbligknotiges Aussehen verliehen. Viele der hinausragenden Erker ließen sich einsehen, bis weit in den Norden, wo ein Teil der Stadt hinter einer Biegung der Klippe außer Sicht lag. Unten in Meereshöhe befand sich unmittelbar südlich der Klippenrundung zwischen zwei langen steinernen Hafendämmen eine breite Anlegestelle. Weder an der Anlegestelle noch auf den Dämmen war jemand zu sehen. Nichts rührte sich auf den Befestigungen. Abgesehen vom Lärm der See lag die Stadt vollkommen still da. Doch als Lord Hyrim eine hohe steinerne Tür öffnete und die Behausungen dahinter betrat, fand er zwei Riesen in einer Lache von geronnenem Blut. Bei beiden war der Schädel aufgebrochen und leer, als seien die Schädelknochen von innen gesprengt worden. In der benachbarten Zimmerflucht befanden sich noch drei Riesen, in der nächsten Zimmerflucht nochmals drei, darunter ein Kind – alle tot. Alle ruhten inmitten von Blutlachen, und Blut war verspritzt, als sei jemand, als es noch frisch war, durch die Pfützen gestampft. Alle waren sie, auch das Kind, durchs Bersten der Schädeldecke gestorben. Aber sie waren noch nicht verwest. Sie konnten noch nicht seit langem tot sein – nicht länger als drei Tage.
    »Drei Tage«, sagte Korik.
    »Drei Tage ...«, wiederholte Lord Hyrim bitter. Sie suchten weiter. Sie schauten in der Höhe der Brustwehr, die sie zuerst betreten hatten, in jede Wohnstätte, bis sie sich weiter nördlich direkt über der Anlegestelle aufhielten. In jeder Behausung entdeckten sie einen, zwei oder drei tote Riesen, alle auf die gleiche Art und Weise abgeschlachtet. Aber keinem außer den jüngsten Kindern sah man irgendwelche Zeichen eines Kampfs an. Die Leichen dieser Kinder wirkten wie im Krampf verkrümmt; alle anderen lagen da, als seien sie einfach totgeschlagen worden, wo sie gerade standen oder saßen. Als die vier eine gewaltige Versammlungshalle betraten, fanden sie sie leer vor; ebenso war die große Küche daneben verlassen. Die Feuer in den Herden waren zu Asche geworden, aber das Unheil hatte die Köche nicht an ihrer Wirkungsstätte erreicht. Diese Feststellung erschütterte Lord Hyrim. »Sie haben ihre Gemächer aufgesucht, um zu sterben«, stöhnte er. »Sie kannten die Gefahr ... und begaben sich in ihre Gemächer, um sie zu erwarten. Sie leisteten dabei aber keine Gegenwehr ... sie flohen nicht ... sandten nicht um Hilfe. Melenkurion abatha! Nur die Kinder ... welches Grauen mag wohl über sie gekommen sein?!«
    Die Bluthüter wußten keine Antwort. Ihnen war kein Übel bekannt, das stark genug war, um ein solches Gemetzel anzurichten, ohne auf Widerstand zu stoßen. Lord Hyrim weinte unverhohlen, als er die Halle verließ. Von diesem Stockwerk aus stiegen er und die Bluthüter durch die verschiedenen Ebenen von Coercri abwärts. Ihr Weg führte über

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