Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
und machte sich zunächst daran, den Vorrat an Aliantha -Beeren aufzuessen. Er verzichtete auf jeden Versuch, sich zu erheben, bis er ihn restlos verzehrt hatte. Dann stand er mit Sills Hilfe auf und begab sich an seinen Platz. Das Floß drehte sich langsam überm Strudel. Während Hyrim sich auf den Bluthüter stützte, stieß er seinen Stab zwischen den Balken hinab in den Schlamm. Er knirschte Gesang zwischen seinen Zähnen hervor; der Stab begann in seinen Händen Schwingungen zu erzeugen. Für eine Weile blieben seine Anstrengungen erfolglos. Kräfte ballten sich in seinem Stab zusammen, schwollen unterm Einfluß seiner noch unsicheren Bemühungen an, aber noch immer sackte das Floß tiefer in den Sumpf. Der Gestank nach Verwesung und Tod nahm zu.
Lord Hyrim stöhnte unter der Mühe und bot noch mehr Kraft auf. Er fing an, laut zu singen. Blaue Funken barsten aus dem Holz seines Stabes, knisterten hinunter in den Morast. Mit einem hörbaren Schmatzgeräusch löste sich das Floß aus der Jauche und schob sich vorwärts. Es umquerte den Strudel und pflügte sich einen Weg nach Norden.
Lord Hyrim hielt das Floß für geraume Zeit in Fahrt. Dann erreichte er die Moorwater am Nordrand des Strudelgebiets. Dort warfen die Bluthüter Clingor -Stränge um die Bäume und zogen das Floß in deren Richtung. Sofort stellte Hyrim seinen Kraftaufwand ein und sackte vornüber. Sill trug ihn wieder in die Mitte des Floßes. Kaum lag er an der Glut der Feuerstelle ausgestreckt, schlief er von neuem ein. Doch nun bedurften die Bluthüter seiner Unterstützung nicht länger. Sie schlangen die Clingor -Stränge um Baum nach Baum und brachten das Floß auf diese Weise zwischen den Bäumen weiter voran. Das Vorwärtskommen gestaltete sich langwierig, aber sie blieben unermüdlich. Und als der Morast schließlich so dick und zäh war, daß die Stränge unter der Belastung rissen, legten sie sie vom einen zum nächsten Baum und ließen das Floß zurück. Sill trug Lord Hyrim auf seinem Rücken, mit Clingor darauf befestigt, und durchquerte den Schlamm, indem er sich an den Strängen entlangzog, während die anderen Bluthüter sie hinter ihm lösten und voraus neu verlegten.
Im ersten Licht der Morgenfrühe gerieten sie endlich aus dem Matsch auf rutschigen Untergrund aus durchweichtem Lehm, und statt der Bäume zeigten sich Schilf und Sumpfgras; allmählich begannen die Bluthüter unter ihren Füßen wieder festen Boden zu fühlen. Sie gelangten in den breiten Saum aus Marschland rings um den Lebensverschlinger. Voraus konnten sie in der Ferne bereits die steilen Berge erspähen, die die Wasserkante im Süden begrenzten. Drei Tage Verzögerung hatten sich ergeben. Doch die Bluthüter ließen Lord Hyrim die Zeit zur Zubereitung eines warmen Mahls unter Verwendung der letzten Vorräte. Der Lord wirkte ausgemergelt und verhärmt; sein vormals rundes Gesicht war nun hager wie bei einem Wolf. Er benötigte Essen und Ruhe. Und durch die Wasserkante konnte der Trupp nach Coercri zügig vorwärts kommen. Notfalls vermochten die Bluthüter Lord Hyrim ja jederzeit zu tragen.
Sobald er gegessen hatte, raffte der Lord sich mit einem Ächzen auf die Beine empor und trat als erster den Weg in die Richtung der Hügellandschaft an. Allerdings ging er langsam, und er mußte häufig und für längere Zeit Pausen einlegen. Die Bluthüter sahen bald ab, daß sie in dieser Geschwindigkeit den ganzen Tag brauchen würden, um die fünf Längen bis zu den Bergen hinter sich zu bringen. Aber der Lord lehnte ihren Beistand ab.
»Hast?« meinte er. »Mein Herz sinnt nicht auf Hast.« Und seine Stimme zeichnete sich durch eine Bitterkeit aus, die die Bluthüter überraschte, bis Korik daran erinnerte, was sie von Streitwart Hoerkin gehört und wie der Lord darauf reagiert hatte. Anscheinend glaubte Hyrim die Prophetie Hoerkins bezüglich des Niedergangs der Riesen. Doch immerhin ließ der Lord den ganzen Tag hindurch nicht locker, um die Berge zu erreichen, und am folgenden Tag rackerte er sich ab, um sie zu erklettern, als habe er sich während der Nacht wieder verändert, treibe ihn wieder die vorherige Dringlichkeit an. Er verdrehte auf den schwierigen Hängen die Augen, aber er kämpfte sich hinauf, belastete sich bis an die Grenzen seiner im Zurückkehren begriffenen Kräfte. Als sie schließlich auf die Höhen des Bergrückens gelangten, verharrten er und die Bluthüter, um über die Wasserkante auszuschauen. Das Land, das die Alt-Lords den Riesen zur
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