Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
guten Anfang gemacht, aber eben nur den Anfang. Es kommt womöglich noch schlimmer ...« Für einen Moment versagte seine Stimme, und es kostete ihn Mühe, sie wiederzubeleben. »Die Sache wird nicht so weitergehen, wie ich sie geplant habe. Schwertmark Quaan, Trutzmark Amorine ... ihr habt getan, was ihr konntet ... alles vollbracht, was ich von euch verlangt habe. Aber es wird nicht so weitergehen wie von mir vorausgesagt. Zuvor jedoch ... was zuerst sein muß, soll als erstes drankommen. Berichte sind zu erstatten. Schwertmark, würdest du wohl anfangen?«
Quaan verbeugte sich und trat vor in den Kreis. Sein regelmäßiges, von weißem Haar gekröntes Gesicht war von Dreck, Blut und Müdigkeit gezeichnet, aber sein offener Blick ermattete nicht. In klaren Worten und deutlicher Sprache beschrieb er alles, was seiner Truppe seit dem Verlassen Schwelgensteins zugestoßen war – die Floßfahrt, der Eilmarsch ins Mithiltal, dessen Sperrung, den Verlauf der Kämpfe, während Markschänder, der entartete Riese, von dem Mähnenhüter Reumut erzählt hatte, eine Anstrengung nach der anderen unternahm, um den Riegel der Verteidiger zu durchbrechen. Fünf Tage lang widerstanden die Bluthüter, die Krieger und die beiden Lords dem Anrennen von Höhlenschraten, Kresch , entstellten menschenähnlichen Schöpfungen des Weltübel-Steins sowie Urbösen. »Am sechsten Tag jedoch kam Markschänder selbst wider uns«, berichtete Quaan. Nun drückte seine Stimme die Mühen langen Ringens und den Verlust von Kriegern aus. »Dank einer Macht, die zu nennen ich mich scheue, rief er ein gewaltiges Unwetter auf uns nieder. Abscheuliche Wesen jenes Schlages, wie Mähnenhüter Reumut sie schilderte, fielen vom Himmel auf uns herab. Sie säten Furcht unter unseren Reittieren, und wir mußten weichen. Danach brach Markschänder unser Wehrfeuer-Bollwerk und sandte Kresch und Urböse zur Verfolgung aus. Immer wieder wandten wir uns zum Kampf, und immer wieder mußten wir aufgeben. Oft schickten wir Reiter voraus, um zu warnen, aber alle Boten kamen um – Scharen tobsüchtiger Kormorane stürzten sich vom Himmel auf sie, töteten sie alle, obschon einige von ihnen Bluthüter waren. Dennoch setzten wir den Widerstand fort.« Er kam zum Schluß. »Nun sind wir endlich hier. Doch die Hälfte der Bluthüter und acht Scharen sind aufgerieben worden. Unsere Pferde sind über ihre Kräfte hinaus geschunden. Viele werden nie wieder Reiter tragen können, und die anderen bedürfen etlicher Tage der Rast. In die Schlacht, die's noch auszufechten gilt, müssen wir zu Fuß ziehen.« Als er fertig war, trat er zurück an seinen Platz im Kreis der Unterbefehlshaber. An seiner Tapferkeit bestand kein Zweifel, aber bei seinen Bewegungen erregten seine Schultern den Eindruck, als seien sie bereits mit aller Last beladen, die sie tragen konnten. Und weil Troy keine Worte fand, um seinen Respekt und seine Dankbarkeit auszusprechen, schwieg er; stumm nickte er Trutzmark Amorine zu. Amorine beschrieb kurz die letzten Tage des Gewaltmarschs, den das Kriegsheer durchgestanden hatte, dann äußerte sie sich über die gegenwärtige Verfassung der Armee. »Wasser und Aliantha sind hier, jenseits des Unheilswinkels, nicht häufig. Das Kriegsheer hat Verpflegungsvorräte dabei, deren Verwendung sich für fünf oder sechs Tage strecken läßt – keinesfalls länger. Die Krieger selbst sind durch den Marsch ernstlich mitgenommen. Selbst die Unverletzten sind infolge ihrer Erschöpfung stark beeinträchtigt. Eine hohe Zahl hat wunde Füße und Schultern ... Stellen, die nicht verheilen können, solange wir im Felde stehen. Während unseres Eilmarsches zum Unheilswinkel sind etwa sechs Dutzend der Geschwächtesten tot zusammengebrochen. Noch viele werden sterben, wenn das Kriegsheer sich nun keine Rast gönnen kann.« Ihre Worte ließen Troy innerlich aufstöhnen; sie staken voller unbeabsichtigter Vorwürfe. Er war der Streitmark. Er hatte den Kriegern, die ihm vertrauten, immer wieder den Sieg versprochen. Und jetzt ... er verspürte das heftige Bedürfnis nach Selbstkritik, hätte den Scharwarten am liebsten eingestanden, wie sehr er sich verrechnet hatte. Aber ehe er anfangen konnte, meldete sich Lord Callindrill zu Wort. Der Lord war noch so schwach, daß zwei Bluthüter ihn stützen mußten, aber er war dazu in der Lage, seiner matten Stimme Hörbarkeit zu verleihen.
»Ich will von jener Macht sprechen, die zu nennen sich Schwertmark Quaan scheute. Noch weiß ich
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