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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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entsprechenden Anweisungen zu erteilen. Troy und Mhoram begaben sich wieder an ihr Lagerfeuer. Sie trafen Lord Verement an, wie er Callindrill fütterte. Während er Löffel voll Suppe an Callindrills Lippen hob, redete der falkengesichtige Lord unaufhörlich in gedämpftem, gereiztem Tonfall, als sei sein Stolz verletzt worden; aber seine Bewegungen verrieten Sanftmut, und er ließ sich in seiner Tätigkeit nicht von Mhoram ablösen. Er kauerte bei Callindrill, bis die warme Suppe dessen Wangen wieder ein bißchen Farbe verliehen hatte. Dann richtete sich Verement auf.
    »Du führtest dich weniger töricht auf«, schalt er, »trüge dich kein Ranyhyn. Ein geringeres Reittier könnte dich die Grenzen deiner Kräfte lehren.«
    Diese umgestülpte Wiederholung von Verements altem Selbstvorwurf brachte Lord Mhoram für einen Augenblick außer Fassung. Ein Stöhnen entfloh ihm zwischen zusammengebissenen Zähnen, und Tränen füllten seine Augen. In diesem Moment schien ihn endlich sein Mut zu verlassen, und er streckte eine Hand nach Verement aus, als müsse er sich durch die Blindheit übermächtigen Grams tasten. Doch dann nahm er sich zusammen und lächelte verzerrt, als er den rauhbeinigen Ausdruck von Überraschung und Sorge in Verements Gesicht sah. »Komm, mein Bruder«, sagte er unterdrückt. »Ich muß mit dir sprechen.« Gemeinsam entfernten sie sich in die Nacht und ließen Lord Callindrill in Troys Obhut zurück.
    »Was ist geschehen?« fragte Callindrill mit schwacher Stimme. »Was verstört Mhoram?«
    Troy seufzte schwer und setzte sich neben den Lord. Er war voll mit all den Schrecken, die er ausgelöst hatte. Er mußte mehrmals schlucken, ehe er antworten konnte. »Runnik ist von Koriks Truppe zurückgekehrt. Lord Shetra hat in der Sarangrave-Senke den Tod gefunden.«
    Er war froh, daß Callindrill dazu schwieg. Er bezweifelte, daß er Vorhaltungen von noch mehr Pein zu ertragen vermochte. Zusammen saßen sie wortlos da, bis Lord Mhoram allein wiederkam. Mhoram ging, als sei er soeben mit Knüppeln geprügelt worden. Das Fleisch rings um seine Augen war aus Trauer rot und geschwollen. Aber die Augen selbst spiegelten eine glühende Drohung wider, seine Blicke glichen Speeren. Er sagte nichts über Lord Verement. Worte waren überflüssig; Mhorams Miene enthüllte, wie Verement die Nachricht vom Tode seiner Frau aufgenommen hatte. Um sich abzulenken, machte sich Mhoram daran, für Troy und sich selbst eine Mahlzeit zuzubereiten. Sie verzehrten sie in düsterer Stimmung, doch gewann Lord Mhoram allmählich seine Gefaßtheit wieder, während er aß, und sein Gesicht entkrampfte den schmerzlichen Ausdruck.
    Um gleichzuziehen, suchte Streitmark Troy in seinem Innern verunsichert nach dem Ton der Zuversicht, den er für die bevorstehende Lagebesprechung brauchte. Er durfte seine Zweifel nicht zeigen; er hegte nicht die Absicht, seine Armee für seine persönlichen Zwickmühlen und Unzulänglichkeiten büßen zu lassen. Als Schwertmark Quaan ans Lagerfeuer trat und meldete, alle Scharwarte seien bereit, antworteten sowohl Troy wie auch Mhoram ihm in ruhiger Entschlossenheit. Der Lord warf ein großes Bündel Holz ins Feuer, während Quaan die Offiziere in weitem Kreis darum versammelte.
    Doch trotz des hellen Aufloderns der Flammen wirkten die Scharwarte in Troys Sicht fadenscheinig und substanzlos. In momentaner irrationaler Anwandlung fürchtete er plötzlich, sie könnten sich, sobald er ihnen mitteilte, was getan werden mußte, als Fantasiegebilde erweisen und verschwinden. Aber er riß sich zusammen. Schwertmark Quaan und Trutzmark Amorine standen an einer Seite in seiner Nähe wie zwei Säulen, auf der anderen Seite stand Lord Mhoram und sah ihn an. Troy räusperte sich und eröffnete die Beratung.
    »So, wir sind also hier. Allem zum Trotz haben wir etwas geschafft, das jeder von uns vorher für unmöglich gehalten hätte. Aber bevor wir uns mit dem befassen, was noch zu tun ist, möchte ich euch allen für das danken, was ihr geleistet habt. Ich bin stolz auf euch – viel mehr, als ich je zum Ausdruck bringen kann.« Während er diese Einleitung sprach, mußte er der Versuchung widerstehen, den Kopf einzuziehen, als schäme er sich seiner entblößten Augenlosigkeit. Gequält fragte er sich, wie sein Anblick auf die Scharwarte wirken mochte. Aber er zwang sich dazu, den Kopf hochzuhalten. »Doch ich will's euch offen sagen – wir sind noch weit davon entfernt, diesen Krieg zu gewinnen. Wir haben einen

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