Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
ganze halbrunde Block der Krieger ins Wanken. Aber Amorine hatte achtzehn Fähnlein für diese Aufgabe eingeteilt. Die Formation gab nach, brach jedoch nicht auseinander. Troy riß sich zusammen und erlangte mit einiger Mühe seine volle Selbstbeherrschung zurück. »Laß mich!« hörte er an einer Seite Lord Verement zetern. »Bin ich ein Kind, daß ich getragen werden muß?!« Troy erlaubte sich ein grimmiges Grinsen, dann lenkte er Mehryl hinter den Block seiner Krieger, um zu ihrer Unterstützung zur Stelle zu sein, falls die Wölfe sie in Bedrängnis brachten. Er brannte insgeheim darauf, zu sehen, wie seine Falle sich bewährte, aber die Dunkelheit in der Schlucht widerstand seinem Sehvermögen. Bald jedoch hörte er Kampflärm aus dem Hohlweg widerhallen. Durch den Krawall, den das Gefecht an diesem Ende der Schlucht verursachte, konnte er deutlich ein plötzliches wildes Aufheulen der Kresch in ihrem Innern vernehmen, als zwanzig an den Abhängen verborgen gewesene Fähnlein sie von oben angriffen. Zuerst zeugte ihr Heulen von Überraschung und Wut, nicht aber von Furcht; das Ausmaß der Gefahr blieb den Wölfen unersichtlich. Die Urbösen dagegen waren klüger. In scharfen, strengen Tönen durchdrangen ihre Befehle das zornige Lärmen der Wölfe. Und bald änderte ihre Geheul seinen Charakter. Zu ihrem Schrecken begannen die Kresch zu erkennen, was den Raben Grund zu ihrer lautstarken Schadenfreude lieferte. Und das Schimpfen der Urbösen klang erbitterter, verzweifelter. In dem engen Hohlweg konnten sie ihre Keilformation nicht wirksam einsetzen, und ohne diesen Fokus für ihre Kräfte waren sie durch Pfeile, Speere und Steine verwundbar. Eingezwängt in einer wirren Masse von Wölfen, die wie rasend umhertümmelten, begannen sich die Keile aufzulösen.
Indem die Stoßkeile zerfielen, überlagerten Furcht und Unsicherheit die Blutgier der Wölfe. In aufgescheuchten Haufen machten die Kresch kehrt, versuchten durch die Schlucht zu entweichen. Aber die Dichtgedrängtheit ihrer Masse behinderte sie in ihrer Panik und erhöhte die Angreifbarkeit der Urbösen. Und durchs Spotten der Raben hagelte es Tod auf sie herab. In wahnsinniger Raserei, irre daran geworden, einen Gegner bekämpfen zu wollen, den sie nicht erreichen konnten, fielen die Kresch über die Urbösen her. Kein Wolf und kein Urböser entkam. Als das Gefecht vorbei war, lag die gesamte Vorhut von Markschänders Heer tot im Unheilswinkel.
Für einen Moment herrschte Stille überm Ort des Kampfes; selbst die Raben schwiegen. Dann hallte zwischen den Wänden der Schlucht rauhes Jubelgebrüll hervor; und die Fähnlein am Ende des Cañons antworteten darauf mit gleichartigem Geschrei. Und die Raben flatterten hinab auf den Grund der Schlucht, um sich an Dämondim-Abkömmlingen und Kresch sattzufressen.
Erst nach und nach fiel Troy auf, daß sich Trutzmark Amorine an seiner Seite befand. Als er sich ihr zuwandte, hatte er das Gefühl, wie ein Verrückter zu grinsen, aber es war ihm egal, sogar ohne Schutzbrille. »Gratuliere, Amorine«, begann er. »Saubere Arbeit.« Der Abend vernebelte seine mentale Sicht bereits so stark, daß er sich nach den Verlusten erkundigen mußte.
»Wir haben wenig Krieger verloren«, erwiderte sie in mürrischer Zufriedenheit. »Dein Schlachtplan ist wohlentworfen.«
Aber ihr Lob erinnerte ihn lediglich an den Rest von Lord Fouls Armee und die schwere Prüfung, die dem Kriegsheer noch bevorstand. Er schüttelte den Kopf. »Nicht gut genug.« Doch er erklärte nicht, wie er seine Äußerung meinte. »Trutzmark«, sagte er statt dessen, »sprich den Kriegern meinen Dank aus. Sie sollen das Nachtlager aufbauen und essen. Heute wird es zu keinen weiteren Kämpfen kommen. Sobald das erledigt ist, halten wir eine Besprechung ab.«
Amorines Blick bezeugte, daß sie seine Einstellung nicht begriff, aber sie salutierte ohne Rückfrage und ging seine Befehle ausführen. Sein geistiger Nebel verschluckte sie fast sofort. Dunkelheit umwehte ihn, als ritte sie auf dem Atem von des Kriegsheers Stimmengewirr. Er rief nach Ruel und bat den Bluthüter, ihn zu Lord Mhoram zu bringen. Sie fanden Mhoram an einem kleinen Lagerfeuer im Windschatten der westlichen Berge. Er kümmerte sich um Lord Callindrill. Zwar hatte Callindrill inzwischen das Bewußtsein zurückgewonnen, aber seine Haut war so blaß wie Alabaster, und er wirkte schwach. Mhoram wärmte für ihn Suppe überm Lagerfeuer und massierte Callindrill, während die Suppe
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