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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hasen und Eichhörnchen, feiste Dachse, gelegentlich auch Füchse. Die gesamte Umgebung und ihre Atmosphäre schien Hoch-Lord Elena irgendwie zu kleiden. Allmählich begann Covenant diesen Aspekt ihrer Lordschaft zu begreifen. Elena fühlte sich in Trothgard daheim. Die Heilung des Kurash Plenethor bekam auch ihr. Im Verlauf seiner Befragung wich sie nur einem Gegenstand aus – ihren Kindheitserlebnissen mit den Ranyhyn. Irgend etwas an den Ritten und Riten ihrer Jugend war zu persönlich, um unterm freien Himmel ausgesprochen zu werden. Über andere Dinge jedoch sprach sie völlig freimütig. Sie ließ sich in Gespräche über ihre Jahre an der Schule der Lehre verwickeln, über Schwelgenholz und Trothgard, über Schwelgenstein, die Lordschaft und die Macht. Er spürte, daß sie ihm entgegenkam, ihm hilfsbereit Aufschluß gab, mit ihm kooperierte, und er war ihr dankbar. Mit der Zeit fühlte er sich durch die Gesprächspausen nicht länger bedrückt.
    Der folgende Tag verging ähnlich. Aber am Tag danach verließ ihn seine Stimmung der Unbekümmertheit. Er verlor seine Gesprächigkeit. Die Erinnerung an seine Einsamkeit lähmte seine Zunge, und sein Bart juckte lästig, als wolle er ihn ermahnen, daß er in Gefahr schwebte. Einfach ausgeschlossen , dachte er. Nichts von alldem geschieht wirklich. Mit voller Absicht, dazu bewogen von der Tatsache seiner Krankheit und seiner ganzen abhandengekommenen Überlebensdisziplin, warf er das Problem Hoch-Lord Kevins auf.
    »Er hält mich in seinem Bann«, sagte Elena, und der Strang von Stille in ihrer Stimme wirkte so seltsam wie die Ruhe im Auge eines Unwetters. »Von allen Nachfahren Bereks, des Herzens der Heimat, war er der höchste – der Lord im vollständigsten Besitz der Oberherrschaft in der ganzen bekannten oder in Sagen überlieferten Geschichte des Landes. Seine Treue zum Lande und der Erdkraft hatte weder Mängel noch Makel. Seine Freundschaft mit den Riesen ergab den Stoff für ein schönes Lied. Die Ranyhyn bewunderten ihn, und seinetwegen leisteten die Bluthüter ihren Schwur. Falls er eine Schwäche besaß, so war's sein übermäßiges Vertrauen – doch wie soll Vertrauen zum Vorwurf gemacht werden können? Zunächst gereichte es ihm zur Ehre, daß der Verächter durch ihn zur Lordswürde gelangen konnte – zur Lordschaft und zum Zugang in sein Herz. Fand Fangzahn nicht Zeugnis und Billigung durch die Wahrheitsproben des Orkrest und Lomillialor? Unschuld wird durch ihre Verwundbarkeit nur erhöht. Und er war keineswegs blind. Im schrecklichen Geheimnis seines Zweifels widerstand er den Herausforderungen, die ihm in der Verräterschlucht den Tod gebracht hätten. In seiner herzentrungenen Voraussicht oder Prophetie fällte er Entscheidungen, die dem Lande eine Zukunft bewahrten. Er schuf die Kreise des Wissens. Er sorgte fürs Überdauern der Riesen, der Ranyhyn und der Bluthüter. Er warnte das Volk. Und dann vollzog er mit eigenen Händen das Werk der Vernichtung ... Thomas Covenant, manche glauben, daß das Ritual der Schändung der Ausdruck von Hoch-Lord Kevins höchster Weisheit war. Wenige sind's, aber sie sind erlesen. Das gemeine Verständnis hält dafür, daß Kevin den Gegensatz der Läuterung durch Vernichtung zu verwirklichen versuchte – und scheiterte, denn er und alle Werke der Lords gingen unter, wogegen der Verächter überlebte. Jene wenigen aber, die anderer Auffassung sind, wenden ein, daß die letzte Verzweiflung oder Irrwitzigkeit, in welcher Kevin das Ritual vollführte, ein notwendiges Opfer war, der unvermeidliche Preis für den späteren, endgültigen Sieg. Sie behaupten, daß sowohl seine Vorbereitungsmaßnahmen wie auch das Ritual – welche das Gute ebenso wie das Übel zum Neubeginn zwang – dem Zwecke dienten, uns die Überwindung Fangzahns zu ermöglichen. Dieser Ansicht zufolge sah Kevin die Notlage voraus, die den Verächter dazu bringen mußte, Weißgold ins Land zu holen.«
    »Er muß noch abartiger gewesen sein«, murmelte Covenant, »als ich bisher gedacht habe. Oder vielleicht hatte er an Schändungen einfach Spaß.«
    »Keines von beidem, glaube ich«, erwiderte Elena streng und mit scharfem Nachdruck. »Er war ein tapferer, wackerer Mann, getrieben zum Äußersten. Jedes sterbliche oder unbehütete Herz wäre der Verzweiflung verfallen – aus diesem Grunde klammern wir uns an den Friedensschwur. Und aus eben diesem Grund übt Hoch-Lord Kevin auf mich seinen Bann aus. Er verschwor sich dem Land und entweihte es.

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