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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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herabgeplätschert und sammelte sich im steinigen Becken des Sees, ehe es weiterfloß und über den Rand der Schlucht hinunter in den Rill gurgelte.
    Der See hätte als ein Eckstein Trothgards dienen können. Unmittelbar südlich von ihm verlief die Schlucht mit dem Flußbett des Rill; im Westen steilten die Berge schroff aus der Erde empor, vergleichbar mit dem erstarrten Augenblick eines Hinterhalts; und nordostwärts erstreckte sich über die Neigung des Terrains malerisch Kurash Plenethor.
    Die aggressive Gewaltigkeit der Berge kontrastierte lebhaft mit der stillen Pracht Trothgards. Dieser Kontrast, verstärkt durch das schwache Dröhnen des unsichtbaren Rill, verlieh der Umgebung den Charakter einer Überraschung, die Beschaffenheit oder zumindest den Eindruck einer Plötzlichkeit.
    Die Atmosphäre rings um den kristallklaren See besaß einen nahezu greifbaren Aspekt von Umgrenztheit. Covenant mochte ihn nicht. Die Luft enthielt zuviel zwielichtiges Lauern. Er fühlte sich hier entblößt. Und die Reiter waren nicht dazu gezwungen, hier zu lagern; denn es war noch hell genug zum Weiterziehen. Aber der Hoch-Lord hatte beschlossen, das Nachtlager am See aufzuschlagen.
    Elena ließ Amok gehen, schickte die zwei Bluthüter mit den Ranyhyn und Covenants Pferd fort und stellte den Topf mit dem Glutgestein auf einen flachen Felsen dicht am Ufer des Sees, dann bat sie Covenant, sie allein zu lassen, damit sie ein Bad nehmen könne. Indem er schnob, als verursache die Luft selbst ihm Beklemmungen, stapfte er an die windgeschützte Seite eines Findlings, wo er den See nicht im Blickfeld hatte. Er setzte sich mit dem Rücken an den Felsklotz, zog die Knie an und schaute über Trothgard aus. Er fand die bewaldeten Hügel besonders schön, wenn die Schatten der Berge auf sie fielen. Die Gipfel schienen eine feierliche Düsterkeit zu verbreiten, die Trothgards Pracht nach und nach verschlang. Durch simple Größe und Großmächtigkeit übten die Berge die Vorherrschaft aus. Aber Trothgard war ihm lieber. Es war niedriger und daher menschlicher. Dann unterbrach der Hoch-Lord seine Andacht. Elena hatte ihre Kleidung und den Stab des Gesetzes bei dem Topf voller Glutgestein am Ufer zurückgelassen. Nur in eine Decke gehüllt – mit einem Zipfel davon rieb sie ihr Haar trocken –, gesellte sie sich zu ihm. Obwohl die Decke dick war und weniger von ihrer sanft gekurvten Figur enthüllte als ihre Robe, empfand er ihre Gegenwart eindringlicher als jemals zuvor. Die bloße Bewegung ihrer Glieder, als sie sich an seine Seite setzte, übte auf ihn einen beunruhigenden Einfluß aus. Sie forderte Reaktionen. Er spürte erneut Schmerz in seiner Brust, so wie am Glimmermere-See. Darauf bedacht, sich gegen eine undenkbare Zärtlichkeit zu wehren, stieß er sich vom Findling ab und stolperte hastig zum See. Das Zucken seines Bartes hatte ihn darauf hingewiesen, daß er selbst ein Bad ganz gut vertragen konnte. Der Hoch-Lord blieb außer Sicht; Bannor und Morin waren nicht in der Nähe. Er warf seine Kleidungsstücke neben den Topf mit dem Glutgestein und trat an den See. Das Wasser war so eisig wie Schnee, aber er sprang hinein wie jemand, der sich freiwillig einer Züchtigung unterzieht, und begann seine Haut zu schrubben, als sei sie völlig vergrindet und verdreckt. Er massierte seine Kopfhaut und die Wangen, bis ihm die Fingerspitzen kribbelten, dann tauchte er unter, bis seine Lungen glutheiß nach Luft lechzten. Doch als er sich aus dem Wasser stemmte und zum Glutgestein-Topf begab, um sich zu wärmen, mußte er einsehen, daß er seine Schwierigkeiten bloß vergrößert hatte. Er fühlte sich angestachelt und unersättlich, aber nicht sauberer. Elenas Macht über ihn war ihm unbegreiflich, und er vermochte deren Wirkungen nicht im entferntesten zu beeinflussen. Sie war eine Illusion, ein Fantasieprodukt; er hätte sich von ihr nicht so angezogen fühlen dürfen. Und sie dürfte ihn nicht mit solcher Bereitwilligkeit anziehen. Er war ohnehin verantwortlich für sie; dazu hatte ihn sein einziger erfolgreicher Akt im Lande verdammt. Wie war es möglich, daß sie ihm keinerlei Vorwürfe machte?
    Mit unbeherrscht ruckartigen Bewegungen trocknete er sich mit einer der Decken ab, breitete sie beim Topf aus, um sie trocknen zu lassen, und kleidete sich wieder an. Er tat es entschlossen, als bereite er sich auf einen Kampf vor – stieg in seine widerstandsfähige, gut schützende Jeans, schloß Reißverschluß und Gürtel, zerrte sich das

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