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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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deutliche Frage gestellt. Was für Wissen besitzt du darüber?«
    »Wissen, Weißgoldträger? Das ist ein unscheinbares Wörtchen – es verbirgt die Größe seiner Bedeutung. Ich habe vernommen, was mir erzählt worden ist, und ich habe gesehen, was meine Augen schauten, aber du allein trägst Weißgold. Nennst du das Wissen?«
    »Amok«, kam Elena Covenant zu Hilfe, »ist das Weißgold auf irgendeine Weise verwoben mit dem Siebten Kreis des Wissens? Ist das Weißgold Inhalt oder Schlüssel dieses Wissenskreises?«
    »Ach, Hoch-Lord, alle Dinge sind miteinander verwoben.« Der junge Bursche kostete seine Fähigkeit, Fragen auszuweichen, offenbar weidlich aus. »Der Siebte Kreis des Wissens mag das Weißgold mißachten, und der Weißgoldträger könnte für den Siebten Kreis keine Verwendung haben. Dennoch sind beides Mächte, Gestalten und Gesichter der einen Kraft des Lebens. Aber der Weißgoldträger ist über mich kein Meister. Er beschattet, aber verdunkelt mich nicht. Ich achte, was er trägt, aber mein Zweck bleibt unangefochten.«
    Elenas Entgegnung hatte einen festen Klang. »Dann besteht kein Grund, seinen Fragen auszuweichen. Sprich aus, was du übers Weißgold gehört und erfahren hast.«
    »Ich spreche nach meiner Weise, Hoch-Lord. Weißgoldträger, ich habe übers Weißgold viel vernommen, jedoch wenig erfahren. Es ist der umfassende Widerspruch des Bogens der Zeit, die unbezähmte Selbstzucht in der Erde Schöpfung, das nichtvorhandene Gebein der Erdkraft, die Starrheit von Wasser, die Flüssigkeit von Stein. Es weckt die wilde Magie, die den Frieden stört. Die Bhrathair reden davon nur leise, die Elohim nennen es voller Ehrfurcht, obschon es ihnen nie unter die Augen kam. Der große Kelenbhrabanal träumt davon in seinem Grab, und grimmige Sandgorgonen winden sich bei seiner Erwähnung in stummen Alpträumen. In seinen letzten Tagen trachtete Hoch-Lord Kevin vergeblich danach. Es ist die Tiefe und die Höhe der Bestimmung.«
    Covenant seufzte unterdrückt. Halb hatte er diese Art von Auskunft befürchtet. Nun mußte er weiterfragen, mit seiner Fragerei bis an den Rand des Äußersten gehen. »Das langt«, raunzte er gereizt und ärgerlich. »Erspar mir den Rest. Sag mir bloß« – für einen Moment stockte er, aber die Erinnerung an Lena trieb ihn an – »wie ich diesen elenden Ring benutzen kann.«
    »Ach, Weißgoldträger ...!« Amok lachte. »Frag das Meer der Sonnengeburt oder Melenkurion Himmelswehr. Befrag die Feuer von Gorak Krembal oder das Zunderherz der Würgerkluft. Alle Erde weiß Bescheid. Man benutzt das Weißgold wie jede andere Kraft – durch Hingabe und geheime Kunst, die wahre Zuflucht des Herzens.«
    »Hölle und Verdammnis«, maulte Covenant, um seine Erleichterung zu übertünchen. Nicht einmal sich selbst gestand er gern ein, wie froh er war, über diese Angelegenheit im unklaren bleiben zu dürfen. Aber diese Unkenntnis war von entscheidender Bedeutung für seinen Selbstschutz. Solange er nicht wußte, wie er die wilde Magie einsetzen konnte, ließ sich ihm keine Schuld am Schicksal des Landes zuschieben. In einem verborgenen, perfiden Winkel seines Gemüts wußte er genau, daß er das Risiko, Amok derartige Fragen zu stellen, nur im Vertrauen darauf eingegangen war, daß Amok gewöhnlich ausweichende Antworten gab. Nun kam er sich vor wie ein Betrüger. Sogar seine Versuche, unbescholten zu bleiben, gerieten daneben. Doch seine Erleichterung überwog seine Selbstkritik. Dieselbe Erleichterung ermöglichte es ihm, das Thema zu wechseln, sich in einer normalen Konversation mit dem Hoch-Lord zu versuchen. Er fühlte sich so unbeholfen wie ein Krüppel; seit dem Ausbruch seiner Leprose hatte er mit niemandem noch eine unbefangene Unterhaltung führen können. Aber Elena ließ sich bereitwillig darauf ein, sogar erfreut; seine Aufmerksamkeit war ihr angenehm. Schon bald brauchte er nicht länger krampfhaft nach Fragen zu suchen, um das Gespräch weiterzutreiben.
    Für geraume Zeit schwebte ihr Geplauder in Trothgards Atmosphäre mit. Während sie durch die Hügel, Wälder und Moorlandschaften westwärts in höhere Regionen vordrangen, frischte die herbstliche Luft immer mehr auf. Vögel streiften in flinkem Flitzen und Schnellen über die Gegend dahin. Der heitere Sonnenschein dehnte seine Strahlen, als wolle er jeden Moment in Funken und Glitter zerstieben. Die Herbstfarben waren darin von atemberaubender Schönheit. Und die Reiter bekamen nun immer mehr Getier zu sehen –

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