Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
T-Shirt über den Kopf, schnürte seine festen, sicheren Stiefel. Er vergewisserte sich, daß er noch sein Klappmesser und Herdwart Tohrms Orkrest in den Taschen trug. Sobald er sich angemessen ausgestattet fühlte, kehrte er durchs Dämmerlicht zum Hoch-Lord zurück. Er setzte die Füße stampfend auf, um Elena seine Wiederkehr anzukündigen, aber das Gras dämpfte seine obskure Vehemenz, und er verursachte nicht mehr an Geräusch als ein Spanner. Er sah sie ein kurzes Stück hangabwärts vom Findling stehen. Sie blickte über Trothgard aus, die Arme auf dem Busen verschränkt; sie drehte sich nicht um, als er sich näherte. Für eine Weile stand er zwei Schritte hinter ihr. Der Himmel war noch zu hell von restlichem Sonnenlicht, als daß man hätte Sterne sehen können, aber Trothgard lag bereits unter der verfrühten Dunkelheit der Berge. In der Dämmerung war das Gesicht jenes Versprechens, das die Lords dem Lande gegeben hatten, düster verschleiert. Covenant fummelte an seinem Ring, ließ ihn um seinen Finger kreisen, als wolle er ihn engerdrehen, bis er sprang. Aus seinem nassen Haar troff ihm Wasser in die Augen. Als er sprach, klang seine Stimme rauh aus Frustration, die er weder abbauen noch unterdrücken konnte. »Hölle und Verdammnis, Elena! Ich bin dein Vater.«
    Man merkte ihr nicht an, ob sie ihn gehört hatte, aber nach einem Moment der Stille begann sie in leisem, nachdenklichem Ton ihrerseits zu sprechen. »Triock, Thulers Sohn, wäre bereit, darin eine Ehre zu erkennen. Er könnte diese Erkenntnis nicht freundlich äußern – aber sein Herz wüßte darum, seine Gedanken enthielten diese Einsicht. Wärst du nicht ins Land geholt worden, hätte er Lena, meine Mutter, zur Gemahlin genommen. Er wäre nie zur Schule der Lehre gegangen, denn er zeichnete sich niemals durch Streben nach Wissen aus – die Führung eines Steinhausenerlebens hätte ihm vollauf genügt. Aber hätten er und meine Mutter Lena ein Kind gezeugt, das später Hoch-Lord des Großrats der Lords zu Schwelgenstein geworden wäre, dadurch hätte er sich geehrt gefühlt – sowohl erhöht wie auch erniedrigt durch seine Elternschaft einer solchen Tochter. Vernimm meine Worte, Thomas Covenant! Thulers Sohn Triock im Steinhausen Mithil ist mein wahrer Vater – ein Elternteil meines Herzens, wenngleich nicht der Erzeuger meines Blutes. Meine Mutter Lena ist nicht seine Gemahlin geworden, obgleich er sie dringlich darum bat, das Leben mit ihm zu teilen. Aber sie verlangte nach keiner weiteren Gemeinsamkeit – das Leben mit deinem Kind zu teilen, stellte sie zufrieden. Doch wenngleich sie ihr Leben nicht mit ihm teilen mochte, teilte er seines mit ihr. Er sorgte für sie und mich. Er nahm für Trell, Lenas Vater, und Atiaran, ihre Mutter, eines Sohnes Platz ein. Ach, er war ein grimmiger Elternteil. Seines Herzens Liebe strömte durch verschüttete Kanäle, sein Sehnen und sein Kummer – ja, und sein Zorn wider dich – kannten keine Linderung, sie beschritten neue Pfade, führten die alten Wege an kein Ziel oder erfuhren Mißbilligung. Dennoch widmete er mir und meiner Mutter Lena alle Fürsorge und Güte eines Vaters. Beurteile ihn nach mir, Thomas Covenant. Als die Träume von dir Lenas Denken von mir ablenkten, als Atiaran in ihrer Qual die Fähigkeit verlor, für mich zu sorgen, und ihr Gemahl Trell all seine Aufmerksamkeit ihr schenken mußte, da stand Triock, Thulers Sohn, mir zur Seite. Er ist mein Vater.«
    Covenant versuchte, seine Rührung mit Säure auszumerzen. »Er hätte mich töten sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte.«
    Sie setzte ihre Darlegungen fort, als habe sie ihn nicht gehört. »Er schirmte mein Herz vor ungerechten Forderungen ab. Er lehrte mich, daß die Sorgen und die Bitterkeit meiner Eltern und deren Eltern mich nicht zu sorgen oder zu erbittern brauchten – daß ich für ihren Schmerz weder die Veranlassung war noch die Heilung. Er lehrte mich, daß mein Leben meine Sache ist – daß ich an der Linderung und Besänftigung von Wunden teilhaben kann, ohne an den Wunden teilhaben zu müssen, ohne nach Herrschaft über ein anderes als das eigene Leben zu trachten. Das hat er mich gelehrt ... der sein eigenes Leben meiner Mutter Lena hingab. Er verabscheut dich, Thomas Covenant. Und doch, ohne ihn zum Vater verabscheute auch ich dich heute.«
    »Bist du fertig?« knirschte Covenant aus zusammengebissenen Zähnen hervor. »Was glaubst du eigentlich, wieviel ich noch mitanhören kann?« Sie gab keine

Weitere Kostenlose Bücher