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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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durchschneiden.«
    »Ur-Lord, wir müssen gehen«, sagte Elena in gefaßtem Tonfall. »Wir haben bereits soviel Zeit verloren, und das Land ist in höchster Not.«
    »Es ist wichtig«, schnauzte Covenant. »Habt ihr ein Messer? Die Klinge meines Taschenmessers ist zu kurz.«
    Für einen Moment maß sie ihn mit ihrem Blick, als stelle er sie vor ein Rätsel. Dann nickte sie bedächtig Morin zu. Der Blutmark löste sein Bündel von den Schultern und entnahm ihm ein steinernes Messer, einen ledernen Wasserschlauch und eine flache Schüssel. Diese Gegenstände händigte er dem Zweifler aus. Unverzüglich setzte sich Covenant auf den Steinboden, füllte die Schüssel mit Wasser und begann seinen Bart zu befeuchten. Er spürte die Nähe des Hoch-Lords, als Elena dicht vor ihn trat – er bemerkte die Anspannung, mit der sie den Stab umfaßte –, aber er konzentrierte sich voll darauf, Wasser in seine Barthaare zu reiben. Sein Herz pochte, als riskiere er eine Riesengefahr. Er war sich dessen lebhaft bewußt, was er aufgab. Aber ihn trieb die plötzliche Überzeugung an, sein Handel sei ungenügend, weil er ihn nicht genug gekostet hatte. Als er das Messer aufhob, geschah es in der Absicht, den Kompromiß mit seinem Schicksal zu besiegeln. Elena griff ein. »Thomas Covenant«, sagte sie mit leiser, rauher Stimme.
    Die Art, wie sie seinen Namen aussprach, zwang ihn dazu, den Kopf zu heben. »Wo ist hierin die Dringlichkeit?« Sie überspielte ihre Barschheit, indem sie recht schnell sprach, aber ihre Stimme verriet ihre Entrüstung. »Drei Tage haben wir mit Harren und in Unwissenheit zugebracht. Verhöhnst du nun des Landes Notstand? Ist's dein vorsätzlicher Wunsch, den Erfolg unserer Bemühungen zu vereiteln?«
    Eine schroffe Erwiderung lag auf seinen Lippen. Doch die Bedingungen seines Handels machten es nötig, daß er sie sich verkniff.
    Er senkte den Kopf und spritzte sich noch mehr Wasser ins Gesicht. »Setz dich. Ich will versuchen, es dir zu erklären.« Der Hoch-Lord setzte sich und schlug die Beine übereinander. Covenant war unbehaglich unter Elenas Blick zumute. Und den Melenkurion Himmelswehr mochte er auch nicht anschauen; er ragte zu prophetisch, zu kalt hinter ihr empor. Statt dessen betrachtete er seine Hände, die mit dem Steinmesser spielten. »Also gut«, meinte er linkisch. »Ich bin nicht die Sorte Mensch, die sich einen Bart wachsen läßt. Ein Bart juckt. Außerdem sehe ich damit aus wie ein Fanatiker. Ein Bart ... ich habe den hier aus einem bestimmten Grund wachsen lassen. Als eine Methode, zu beweisen ... um selbst jemandem, der so dickköpfig und im allgemeinen auch widersprüchlich ist wie ich, zu zeigen ... ich meine, wenn ich in meiner Welt aufwache und trage den Bart nicht, den ich mir hier habe wachsen lassen, dann weiß ich ganz gewiß, daß all das hier bloß ein Wahnerlebnis ist. Es ist der Beweis dafür. Ein dreißig oder vierzig Tage alter Bart verschwindet nicht einfach. Es sei denn, er war in Wirklichkeit nie vorhanden.«
    Sie musterte ihn mit unverändert festem Blick. Aber ihr Ton wechselte. Sie erkannte die Bedeutung seiner Selbstenthüllung. »Und warum wünschest du ihn nun zu scheren?«
    Er zitterte beim Gedanken an die Risiken, die er auf sich nahm. Aber er brauchte Freiheit, und sein Handel versprach, sie ihm zu verschaffen. Darum bemüht, seine Furcht vor Entdeckung aus seiner Stimme zu verbannen, erzählte er ihr soviel von der Wahrheit, wie er verraten durfte. »Ich habe einen neuen Handel abgeschlossen ... so einen wie damals mit den Ranyhyn. Ich bin nicht länger wild darauf, zu beweisen, daß es diese Welt nicht gibt.« Bitte stell mir keine weiteren Fragen , flehte er im Hintergrund seines Bewußtseins. Ich möchte dich nicht belügen.
    Sie erforschte ihn mit ihren Augen. »Also zweifelst du nicht länger – sondern glaubst an das Land?«
    In seiner Erleichterung hätte er fast laut geseufzt. Er konnte sie nicht ansehen, als er antwortete. »Nein. Aber ich bin bereit, auf den Streit um diese Frage zu verzichten. Du hast so viel für mich getan.«
    »Ach, Liebster«, meinte sie mit plötzlicher Eindringlichkeit, »ich habe nichts getan ... ich habe nur nach meinem Herzen gehandelt. Aber ich wollte alles für dich tun, soweit meine Pflichten als Lord es zulassen.«
    Ihm war, als könne er ihre tiefe Zuneigung selbst aus den Tönungen ihrer Haut ablesen. Er verspürte das Verlangen, sich vorzubeugen und sie zu berühren, zu küssen, aber die Anwesenheit der Bluthüter

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