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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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aber plötzlich, nickte jemandem im Korridor zu und ging, ließ die Tür offen.
    Bannor trat ins Zimmer. Er erwiderte Covenants Blick mit Augen, die keinen Schlaf kannten, kaum einmal blinzelten. »Der Hoch-Lord«, sagte er, »ist nun zum Gespräch mit dir bereit.«
    »Oh, alle Wetter«, stöhnte Covenant auf. Mit einer Anwandlung von Bedauern schaute er zum Balkon und hinaus in die jenseitige Nacht. Dann schloß er sich dem Bluthüter an. Während er den Korridor entlangschritt, nahm er eine rasche VBG vor. Die Übung war hier sinnlos, aber er brauchte diese Gewohnheit, und wenn aus keinem anderen Grund als dem, sich daran zu erinnern, wer er war, was die zentrale Tatsache seines Lebens. Er hielt sich vorsätzlich daran, machte daraus eine bewußte Entscheidung. Aber er widmete ihr nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Unterwegs begann Schwelgenstein wieder seinen Einfluß auch auf ihn auszudehnen. Die hohen, verschachtelten Gänge innerhalb der Festung besaßen eine seltsame Überzeugungskraft, eine Fähigkeit zum Vermitteln von Selbstsicherheit. Sie waren von Salzherz Schaumfolgers Vorfahren, von Riesen, die lange Geschichten und Gelächter liebten, ins Vorgebirge getrieben worden, und wie die Riesen zeichneten sie sich durch den Eindruck von Rauheit und unbezwingbarer Stärke aus. Nun führte Bannor Covenant tiefer ins Innere Schwelgensteins als je zuvor. Mit seinem neuerwachten Wahrnehmungsvermögen konnte er das klotzige Höhlengestein über sich aufgetürmt fühlen, und ihm war, als befände er sich mit dem Gesamtgewicht als Ganzheit in unmittelbarem Kontakt. Auf einer Hörschwelle unvollständiger Vernehmbarkeit – oder es handelte sich um kein regelrechtes Hören – merkte er die Anwesenheit der Gruppen von Menschen, die an Örtlichkeiten hinter den Mauern, die ihn umgaben, arbeiteten oder schliefen. Fast schien er die gewaltige Festung atmen hören zu können. Und doch flößten all diese vielen, unzählbaren Tonnen von Gestein ihm keine Furcht ein. Schwelgenstein bereitete ihm ein Gefühl uneinschränkbarer Sicherheit; der Berg schloß jede Sorge aus, daß er niederstürzen könne.
    Covenant und Bannor erreichten einen düsteren Saal, bewacht durch zwei Bluthüter, die in ihrer charakteristischen lockeren Bereitschaft beiderseits des Eingangs standen. In dem Saal gab es keine Fackeln oder andere Lichter, nur ein kräftiger Schimmer vom jenseitigen Ende hellte ihn ein bißchen auf. Bannor nickte seinen Kameraden zu und geleitete Covenant hinein. Am anderen Ende gelangten sie in einen geräumigen, runden Innenhof unter einer sehr hohen Höhle, dessen steinerner Fußboden so glatt war, als habe man ihn während ganzer Zeitalter ständig mit allem Eifer poliert. Der hellgelbe Lichtschein drang aus diesem Boden; der Fels glomm, als sei bei seiner Erschaffung ein Stück der Sonne mitverarbeitet worden. Auch im Hof gab es keine anderen Lichtquellen. Aber obwohl die Helligkeit nicht einmal in Bodenhöhe blendete, vertrieb sie die Dunkelheit völlig.
    Covenant konnte sich in der Höhle vom Boden bis zur Decke hoch droben genau umsehen. An ihren Wällen befanden sich in regelmäßigen Abständen mit Steinbrüstungen versehene Erker; hinter den Brüstungen gewährten Türen Zutritt zum Einblick in den Innenhof. Bannor wartete einen Moment lang, um Covenant sich umschauen zu lassen. Dann betrat er mit seinen nackten Füßen den erhellten Fußboden. Covenant folgte ihm zaghaft, ernsthaft besorgt, er könne sich die Füße versengen. Aber er fühlte durch seine Stiefel nichts als die ruhigen Schwingungen von Kraft. Sie erzeugten in seinen Nerven ein Kribbeln. Erst nachdem er sich aufs Begehen des Untergrunds eingestellt hatte, fiel ihm auf, daß rundum zahlreiche Türen vorhanden waren, getrennt durch größere Zwischenräume. Er zählte fünfzehn davon. Bluthüter standen an neun davon Wache, und ein paar Meter vor jedem dieser neun Zugänge stand auf dem lichten Boden ein hölzernes Dreibein. Von diesen Holzgerüsten hielten drei Lord-Stäbe – und einer dieser Stäbe war der Stab des Gesetzes. Er unterschied sich vom glatten Holz der anderen Stäbe durch seine größere Dicke sowie die Vielfalt von eingeschnitzten Runen zwischen seinen eisernen Enden. Bannor führte Covenant zur Tür hinterm Stab des Gesetzes. Der dortige Bluthüter trat vor und grüßte Bannor mit einem Nicken.
    »Ich bringe Ur-Lord Covenant zum Hoch-Lord«, sagte Bannor. »Er wird erwartet.« Der Wächter richtete die gleichmütige Drohung

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