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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hoch-Lord – statt Mhoram?«
    »Was spielt das für eine Rolle?« entgegnete Troy gereizt. »Der Großrat hat sie in diese Position gewählt. Vor zwei Jahren, als Osondrea starb, der vorherige Hoch-Lord. Die Lords berieten auf geistiger Ebene – du wirst ja bei deinem letzten Aufenthalt im Lande bemerkt haben, daß die Lords ihre Bewußtseinseinheiten wie in einem Pool vereinigen, gemeinschaftlich denken können – und wählten sie.« Während er sprach, wich die Verärgerung aus seiner Stimme. »Sie sagten, sie hätte besondere Eigenschaften, irgendeine innere Anlage, wodurch sie für diesen Krieg der beste Führer sei. Kann sein, ich hab's nicht ganz kapiert – aber auf jeden Fall ist sie außergewöhnlich, soviel ist mir klar. Man kann ihr unmöglich widerstehen. Sie würde noch mit dem Eßbesteck gegen Foul kämpfen ... deshalb begreife ich dich nicht. Möglicherweise bist du der letzte lebende Mensch, der das Frühlingsfest miterlebt hat. Und da steht sie, sieht aus wie alle Verlockungen des Landes zusammengenommen ... fleht dich praktisch an. Und du ...!« Troy knallte seine Faust auf den Tisch, die leeren Augenhöhlen waren jetzt Covenant zugewandt. »Du weigerst dich.« Ruckartig setzte er sich die Schutzbrille wieder auf und entfernte sich vom Tisch, um von neuem im Zimmer auf und nieder zu stampfen, als könne er angesichts von Covenants Perversität nicht stillsitzen.
    Covenant beobachtete ihn, innerlich außer sich vor Zorn über die Freimütigkeit von Troys Urteil – die selbstsichere Anmaßung eigener Rechtschaffenheit, die sich daraus ablesen ließ. Aber Covenant hatte noch etwas anderes in Troys Stimme gehört, das eine andere Erklärung bot. Er stieß ins Blaue. »Liebt Mhoram sie auch?« fragte er.
    Daraufhin wirbelte Troy herum und wies wie zur Anklage mit kerzengeradem Zeigefinger auf den Zweifler. »Weißt du, was ich glaube?! Du bist viel zu zynisch, um die hiesige Schönheit zu erkennen. Du bist ein zu billiger Typ. Für dich muß es die ›reale‹ Welt sein, in der dir der Zaster hereinschneit. Was soll's denn, daß du krank bist? Es hindert dich nicht daran, reich zu werden. Hier zu sein, das hält dich bloß dabei auf, noch mehr Bestseller runterzutippen. Warum solltest du gegen den Verächter kämpfen? Du bist ja so wie er.«
    »Raus!« sagte Covenant mit erstickter Stimme, bevor der Streitmark weiterreden konnte. »Halt die Schnauze und verpiß dich!«
    »Blödsinn. Ich werde nicht gehen, ehe du mir nicht einen ...«
    »Hinaus!«
    »... guten Grund für die Art und Weise genannt hast, wie du dich verhältst. Ich werde nicht zusehen und dich das Land auf den Hund bringen lassen, bloß weil die Lords zuviel Skrupel haben, um Druck auf dich auszuüben.«
    »Jetzt reicht's!« Covenant war aufgesprungen. Gekränktheit brodelte in ihm empor, ehe er sich beherrschen konnte. »Weißt du denn nicht mal, was ein Leprakranker ist?«
    »Was macht so was für einen Unterschied? Das ist nicht schlimmer, als keine Augen zu haben. Bist du hier im Land etwa nicht gesund?«
    »Nein!« brüllte Covenant, indem er alle Kraft seiner Verwundung, seines wuterfüllten Kummers aufbot. Er fuchtelte mit den Händen. »Nennst du das Gesundheit? Es ist eine Lüge!«
    Sein ungehemmtes Aufbrausen machte Troy sichtlich stutzig. Die schwarze Unerschütterlichkeit seiner Sonnenbrille schien plötzlich nachzulassen; Zweifel schwächten die innere Aura seiner Selbstsicherheit. Erstmals wirkte er wie ein Blinder. »Ich verstehe dich nicht«, sagte er leise. Für einen Moment hielt er der stieren Wüstheit von Covenants Blick noch stand. Dann drehte er sich um und verließ das Zimmer, ging so lautlos hinaus, als sei er gedemütigt worden.

6
     

Der Hoch-Lord
     
     
    Als der Abend anbrach, setzte sich Covenant auf seinen Balkon und sah zu, wie die Sonne hinterm Westlandgebirge versank. Obwohl der Sommer durchaus noch nicht völlig vorüber war, sah man auf zahlreichen Bergspitzen weißen Schnee schimmern. Während die Sonne dahinter verschwand, strahlte der westliche Himmel in einem Gemisch von Kälte und Feuer. Der Schnee glänzte in weißlich-silbernem Widerschein unterhalb eines wundervollen Himmels, der wie unter vollen Segeln in Orange- und Goldtönen mit aller stattlichen Pracht über den Horizont dahinzusegeln schien. Covenant starrte freudlos in die Ferne. Ein Runzeln verlieh seiner Stirn die Knotigkeit einer Faust. Den Nachmittag hatte er in sinnloser Wut zugebracht, aber nach einiger Zeit war sein Ärger

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