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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zurück, und die Andersgerichtetheit ihres Blicks glitt mit einer Bosheit über ihn, daß er zusammenschrak, völlig verdutzt und verdattert. Doch was sie sah, korrigierte ihr Mißverständnis. Der Fokus ihres Blicks verließ ihn; langsam hob sie den Arm und legte die Handfläche auf seine Brust. »Ich höre dich«, sagte sie. »Aber ich muß dich berühren. Du warst zu lange meine ganze Hoffnung. Ich kann dich nicht aufgeben.«
    Er nahm ihr Handgelenk mit den zwei Fingern und dem Daumen seiner Rechten, aber er zögerte für einen Augenblick, ehe er ihre Handfläche von seiner Brust entfernte. »Was wird nun aus Trell?« erkundigte er sich dann. »Er hat den Friedensschwur gebrochen. Was geschieht nun mit ihm?«
    »Leider gibt's wenig, das wir tun könnten. Es liegt an ihm. Wir werden danach trachten, ihn zu lehren, daß ein Schwur, der einmal gebrochen worden ist, dennoch im weiteren gehalten werden kann. Aber es war nicht seine Absicht, dir ein Leid zuzufügen – er hat diese Gewalt wider dich nicht vorsätzlich angewendet. Ich kenne ihn und bin mir dessen sicher. Er hat von deiner Anwesenheit in Schwelgenstein gewußt, aber keinerlei Anstrengungen unternommen, dich womöglich ausfindig zu machen. Nein, sein Schmerz hat ihn überwältigt. Ich weiß nicht, wie er's überwinden wird.«
    Während ihrer Ausführungen bemerkte er, daß er sich wieder geirrt hatte. Seine Überlegungen waren mit einer etwaigen Bestrafung befaßt gewesen, keiner Therapie. Er hielt sich die geprellten Rippen. »Du bist zu weich«, sagte er. »Du hast jedes Recht, mich zu hassen.«
    Sie widmete ihm einen Blick gelinden Ärgers. »Weder Lena, meine Mutter, noch ich haben dich jemals gehaßt. Es ist uns unmöglich. Und was wäre der Nutzen? Ohne dich gäbe es mich nicht. Mag sein, daß sich Lena mit Triock vermählt und einer Tochter das Leben geschenkt hätte – aber diese Tochter wäre ein gänzlich anderer Mensch. Ich wäre nicht, die ich bin.« Im nächsten Moment lächelte sie. »Thomas Covenant, die ganze lange Geschichte des Landes kennt nur wenig Kinder, die einen Ranyhyn reiten durften.«
    »Na, wenigstens das hat geklappt.« Auf die stumme Frage in ihrem Blick reagierte er nur mit einem Heben seiner Schultern. Er fühlte sich der Aufgabe nicht gewachsen, den Handel zu erklären, den er mit den Ranyhyn eingegangen war – oder zu erläutern, inwiefern dieser Handel ihm nichts genutzt hatte.
    Eine gewisse Bedrücktheit entstand zwischen ihnen. Elena wandte sich zur Seite und betrachtete nochmals ›Lord Mhorams Sieg‹. »Das Bildnis beunruhigt mich«, sagte sie. »Wo bin ich? Wenn Mhoram so ernstlich bedrängt wird, warum steh ich dann nicht an seiner Seite? Wie bin ich gefallen, daß er so allein ist?« Behutsam berührte sie das Bild, strich mit den Fingerkuppen über Mhorams vereinzelte, eingekreiste, aber unüberwindbare Gestalt. »Ich spüre in meinem Herzen, daß dieser Krieg mich überdauern wird.« Doch diese Möglichkeit erbitterte sie. Mit einem Ruck trat sie vom Gemälde zurück, verharrte hochaufgerichtet, den Stab des Gesetzes fest vor sich auf den Steinboden gestemmt. Sie schüttelte den Kopf, so daß ein Windstoß durch ihr braunes und honiggelbes Haar zu fahren schien. »Nein!« stieß sie eindringlich hervor. »Ich werde ihn beenden. Beenden!«
    Als sie das Wort wiederholte, schlug sie den Boden mit der eisernen Spitze des Stabes. Hellblaues Feuer entflammte die Luft. Unter Covenants Füßen durchraste ein Zucken den Stein, und fast kam er zu Fall. Aber beinahe augenblicklich bändigte sie die Energie wieder, der Ausbruch schwand wie das zeitweilige Durchscheinen eines Alptraums. Sie packte ihn am Arm und stützte ihn, ehe er von sich aus das Gleichgewicht wiederfinden konnte. »Ach, du mußt mir vergeben«, sagte sie mit einem Blick, der einem Lachen glich. »Ich vergesse mich.«
    Er spreizte die Beine, versuchte festzustellen, ob er dem Boden noch trauen durfte. Der Stein wirkte wieder wie fester Untergrund. »Das nächste Mal sag mir rechtzeitig vorher Bescheid«, brummte er, »damit ich mich hinsetzen kann.«
    Der Hoch-Lord brach in helles Gelächter aus, beruhigte sich jedoch schlagartig wieder. »Erneut um Vergebung, Thomas Covenant. Doch deine Miene ist so töricht entrüstet.«
    »Vergiß es«, erwiderte er. Er bemerkte, daß der Klang ihres Gelächters ihm gefiel. »Kann sein, daß Lächerlichkeit die einzige vernünftige Lösung ist.«
    »Ist das ein Sprichwort aus deiner Welt? Oder bist du ein

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