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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Prophet?«
    »Wahrscheinlich handelt's sich um ein bißchen von beidem.«
    »Du bist sonderbar. Du verwechselst Weisheit und Scherz ... du verkehrst ihre Bedeutung.«
    »Ist das wahr?«
    »Ja, Ur-Lord Covenant«, entgegnete sie unbeschwert und belustigt. »Es ist wahr.« Sie wirkte plötzlich, als erinnere sie sich an etwas. »Aber nun müssen wir aufbrechen. Ich glaube, wir werden erwartet. Und du hast die Hochebene noch nie geschaut. Willst du mich begleiten?«
    Er zuckte die Achseln. Sie lächelte ihm zu, und er folgte ihr zur Tür der Halle. »Wer erwartet uns?« fragte er vorsichtshalber.
    Sie öffnete die Tür und trat vor ihm hinaus. Sie antwortete erst, nachdem sie den Eingang hinter ihnen wieder geschlossen hatte. »Ich hätte dich gern überrascht. Aber vielleicht gäbe dir das neuen Anlaß zur Beanstandung. Dort lebt ein Mann ... ein Mann, der Träume erforscht – um in ihnen die Wahrheit aufzudecken. Ein Freischüler.« Covenants Herz tat erneut einen Satz, und er schlang wie zum Schutz die Arme um seine Brust. Hölle und Verdammnis , stöhnte er insgeheim. Ein Traumdeuter. Genau, was ich brauchen kann. Ein Freischüler hatte ihn und Atiaran beim Frühlingsfest in Andelain vor den Urbösen gerettet. Durch einen abartigen Trick seiner Erinnerung schien er nun den Todesschrei jenes Freischülers wie einen Nachhall von Elenas klarer Stimme zu hören. Und er entsann sich an Atiarans grimmige Behauptung, es sei das Verantwortungsbewußtsein der Lebenden, das den von den Toten gebrachten Opfern Sinn gebe. Mit einer knappen Geste zeigte er Elena an, sie solle vorausgehen, dann folgte er ihr, während es in ihm unablässig Hölle und Verdammung, Hölle und Verdammnis munkelte. Sie führte ihn durch die Etagen Schwelgensteins zurück nach oben, bis er sich wieder einigermaßen auskannte. Danach schlugen sie die westliche Richtung ein, stiegen aber weiter empor, und nach einer Weile gerieten sie auf einen breiten, hohen Gang, einem Straßentunnel ähnlich, der durch die gesamte Länge der Festungsstadt verlief und eine leichte Steigung aufwies. Mit der Zeit ersah er aus der Verringerung des Felsengewichts und der immer stärkeren herbstlichen Duftnote in der Luft, daß sie sich der Höhe des Plateaus näherten, das die Festung krönte. Nach zweimaligem engem Zickzack endete der Gang, und sie betraten das Freie. Covenant stand unter freiem Himmel in dichtem Gras. Ein oder zwei Längen weiter westwärts sah er die Berge. Im spätmorgendlichen Sonnenschein erfaßte ihn ein kühler Wind voller herbstlicher Frische, ein schwaches Lüftchen, angereichert mit dem Geruch fruchtbarer Erde und reifer Ernten, der ihm, als wäre er hellseherisch begabt, im voraus von gebündelten Garben, vollen Früchten und zum Lagern fertigem Saatgut erzählte. Bei den Bäumen auf dem Plateau handelte es sich jedoch hauptsächlich um immergrüne Pflanzen, fedrige Mimosen, hohe Kiefern und Zedern mit ausladenden Kronen, die ihr Laub nicht ablegten. Und das widerstandsfähige Gras machte dem Wechsel der Jahreszeiten keine Zugeständnisse. Das Hügelland der Hochebene war Schwelgensteins geheime Stärke. Im Osten und Süden war es durch senkrechte Klippen geschützt, im Norden und Westen von Bergen, so daß es, außer auf dem Wege durch die Herrenhöh, buchstäblich unzugänglich war; von dort konnten die Bewohner der Stadt Nahrung und Wasser beschaffen und damit einer Belagerung widerstehen. Dank dieses Rückhalts konnte Schwelgenstein aushalten, solange seine Mauern und Tore hielten.
    »Du siehst«, sagte Elena, »daß die Riesen dem Lande in jeder Hinsicht bestens gedient haben. Solange Schwelgenstein steht, bleibt immer eine Stütze für Hoffnung. Auf ihre Art ist die Herrenhöh nicht minder unbezwingbar, als es Fouls Hort sein soll ... den alten Legenden zufolge. Das ist von großer Bedeutung, denn die Sagen vermelden auch, daß der Schatten der Bosheit niemals vollends aus dem Lande vertrieben sein kann, solange Ridjeck Thome überdauert, Lord Fouls schaurige Wohnstatt. So stehen wir bei den Riesen in größerer Schuld als allein für unerschütterliche Freundschaft. Wir danken ihnen mehr, als wir jemals vergelten können.« Ihr Ton war angenehm, zeugte von Dankbarkeit, aber sowohl ihr wie auch Covenant gab die Erwähnung der Riesen einen gewissen Trübsinn ein. Sie wandte sich ab und geleitete ihn nordwärts, am Umkreis der Hochebene entlang. In dieser Richtung führte das Plateau hinauf in wie gefältelte Hügel; aber bald sahen sie an

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