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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erhalten?«
    »Soll das 'n Witz sein? Ich kann diese Kiste mit meiner Wampe besser fahren als Sie mit vier Armen und nüchtern.« Rings um seine Zigarre grinste er und genoß den eigenen Humor. Die krude Genialität des Mannes rührte Covenant. Er bereute sein Falschspiel bereits. Aber Ärger machte ihn unweigerlich zornig, halsstarrig – das war der bedingte Reflex des Lepraleidenden. Sobald der Lastwagen hinterm Nachtklub geparkt stand, stieß er den Schlag der Fahrzeugkabine auf und sprang hinab auf den Untergrund, als habe er es eilig, sich von seinem Begleiter abzusetzen. Während der Fahrt durch die Dunkelheit hatte er jedoch bloß vergessen, wie hoch oberhalb des Erdbodens er sich befand. Ein anfallartiger Schwindel packte ihn, er kam ungünstig hinunter und stürzte fast. Seine Füße fühlten nichts, aber der Ruck verstärkte den Schmerz in seinen Fußknöcheln um einen zusätzlichen Stich.
    »Wissen Sie was?« hörte er während des Moments seiner Benommenheit den LKW-Fahrer äußern. »Sie sind mir gleich so vorgekommen, als hätten Sie schon mal vorab was getankt.« Um dem steinharten, abschätzigen Blick des Mannes zu entgehen, ging Covenant voraus und auf die Ecke zum Nachtklub zu. Als er gerade um die Ecke bog, prallte Covenant beinahe gegen einen heruntergekommenen alten Mann, der eine dunkle Brille trug. Der Alte stand mit dem Rücken am Gebäude und streckte etwaigen Passanten einen verbeulten Blechbecher hin; er lauschte auf die Bewegungen Covenants und des Fahrers. Den Kopf hielt er hoch, obwohl er auf dem dürren Hals leicht wackelte; und er sang »Allzeit sing Halleluja«, als handele es sich um ein Klagelied. Unter einen Arm hatte er einen Krückstock mit weißer Spitze geklemmt. Als Covenant ihm unsicher auswich, schwenkte er in dessen ungefähre Richtung seinen Becher. Covenant war Bettlern gegenüber argwöhnisch geworden. Deutlich war ihm noch der abgerissene Fanatiker in Erinnerung, der ihm kurz vorm Einsetzen seines Wahnerlebens wie eine Einführung oder Vorbereitung dazu über den Weg gelaufen war. Die Erinnerung machte ihn empfindsam für plötzliche Spannung inmitten des Abenddunkels. Er trat dicht vor den Blinden und stierte ihm ins Gesicht. Die Tonlage, in welcher der Bettler seinen Singsang vortrug, blieb unverändert, aber er drehte Covenant ein Ohr zu und hielt ihm den Becher vor die Brust. Der Lastwagenfahrer verharrte hinter Covenant. »Verdammt, das wimmelt ja nur so von derartigen Figuren«, brummte der Fahrer. »Das ist ja die reinste Pest. Kommen Sie, Sie haben versprochen, einen auszugeben.«
    Im Lichtschein der Straßenlaterne erlangte Covenant darüber Klarheit, daß dieser Mann nicht jener andere Bettler war, der Fanatiker. Und die Blindheit des Mannes tat auf ihn ihre Wirkung. Sein Mitleid für die Verstümmelten setzte sich in ihm durch. Er klaubte seine Brieftasche aus der Jacke, entnahm zwanzig Dollar und steckte sie in den Becher. »Zwanzig Mäuse!« stieß der Fahrer hervor. »Sind Sie so'n Einfaltspinsel, oder was? Sie brauchen nichts zu trinken, Kumpel. Sie brauchen einen Aufpasser.«
    Ohne seinen Gesang zu unterbrechen, hob der Blinde eine knorrige Hand, knüllte die Geldscheine zusammen und verbarg sie irgendwo unter seiner zerlumpten Kleidung. Dann wandte er sich ab und tappte gleichgültig davon, den Bürgersteig hinab, sicher umfangen vom privaten Mystizismus der Blinden; während er sich entfernte, sang er die Zeile »... weil der Herr dich auferweckt«.
    Covenant sah seinen Rücken mit der Finsternis verschmelzen. Danach drehte er sich um und wandte sich seinem Begleiter zu. Der LKW-Fahrer war um einen Kopf größer als Covenant und trug seinen fülligen Leib fest auf stämmigen Beinen. Seine Zigarre glomm wie eines von Seibrich Felswürms Augen. Seibrich, erinnerte sich Covenant, der Höhlenschrat, Lord Fouls irrsinniger Knecht, vielleicht nur sein Bauer. Seibrich hatte den Stab des Gesetzes gefunden gehabt und war durch ihn oder um des Stabes willen vernichtet worden. Sein Tod hatte Covenant aus dem Lande freigelassen. Covenant setzte dem LKW-Fahrer einen gefühllosen Finger auf die Brust, versuchte vergeblich, ihn zu fühlen, sein greifbares Vorhandensein zu spüren. »Hören Sie mal«, sagte er, »es ist mir ernst damit, daß ich einen ausgeben will. Aber ich muß Ihnen sagen ...« Er schluckte, dann zwang er sich dazu, es auszusprechen. »Ich bin Thomas Covenant. Der Aussätzige.«
    Der LKW-Fahrer schnob rings um seine Zigarre. »Klar, Kumpel. Und

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