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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ich bin Jesus Christus. Wenn Sie einen Sprung in der Schüssel und eben Ihr Geld verplempert haben, sagen Sie's ruhig. Aber kommen Sie mir nicht mit Aussätzigen-Quatsch. Sie sind bloß ein bißchen einfältig, sonst nichts.«
    Covenant musterte den Mann noch einen weiteren Moment aus verdrossener Miene. »Na gut«, meinte er dann entschlossen. »Nein, blank bin ich noch nicht, auf keinen Fall. Also, kommen Sie!«
    Zusammen gingen sie zum Eingang des Nachtklubs. Er nannte sich The Door. In Übereinstimmung mit seinem Namen besaß er ein breites Eisentor, das einem Portal zum Hades ähnelte. Das Tor war in scheußlichem Grün beleuchtet, aber in seinem Mittelpunkt erhellten weißliche Spotlights ein großes Plakat mit dem Hinweis:
     
    Heute abend absolut zum letzten Mal
    Amerikas neueste Swinging-Sensation
    SUSIE THURSTON
     
    Dazu hatte man ein Foto gehängt, auf dem Susie Thurston verführerisch wirken sollte. Aber der knallige Glanz des Abzugs war längst zu unscheinbarem Grau verblaßt. Covenant unterzog sich einer oberflächlichen VBG, nahm allen Mut zusammen und betrat den Nachtklub, hielt den Atem an, als dringe er in den Ersten Kreis der Hölle vor. Im Innern des Klubs herrschte ziemlich gedrängter Betrieb; Susie Thurstons Abschiedsvorstellung war gut besucht. Covenant und sein Begleiter belegten die zwei einzigen freien Plätze, die sich noch finden ließen, nämlich an einem kleinen Tisch in Bühnennähe. Ein Mann mittleren Alters, gekleidet in einen abgeschabten Anzug, saß bereits an dem Tisch. Etwas an der Art, wie er sein Glas hielt, gestattete die Schlußfolgerung, daß er schon seit geraumer Zeit trank. Als Covenant ihn um die Erlaubnis bat, am Tisch Platz nehmen zu dürfen, hörte er die Frage anscheinend gar nicht. Er starrte mit geweiteten Augen hinüber zur Bühne und sah dabei so feierlich ernst aus wie ein Vogel. Der Fernfahrer tat seine Anwesenheit mit einem lässigen Wink ab. Er drehte einen Stuhl um und setzte sich rittlings darauf, als müsse er die Last seines Bauchs gegen die Stuhllehne stützen. Covenant setzte sich auf den verbliebenen Stuhl und rückte dicht an den Tisch, um das Risiko zu verkleinern, daß jemand, der zwischen den Tischen hindurchging, ihn anstieß. Die ungewohnte Menge versammelter Menschen erfüllte ihn mit Besorgnis. Er saß reglos da, in sich selbst zusammengekauert. Die Furcht vor Entblößung pochte in seinem Pulsschlag mit, und er stählte sich mit einem schroffen innerlichen Ruck, atmete tief ein, als bekämpfe er einen Schwindelanfall; von Leuten umgeben, die ihn nicht beachteten, fühlte er sich verletzlich. Die Chancen standen für ihn im Zweifelsfall schlecht. Doch bei vordergründiger Betrachtung waren sie bloß Menschen wie er. Er widerstand dem Verlangen nach Flucht. Langsam begriff er, daß sein Begleiter von ihm die Aufgabe einer Bestellung erwartete. Er hob einen Arm und erregte die Aufmerksamkeit des Kellners, fühlte sich dabei in vager Weise krank und wehrlos. Der Fahrer wollte einen doppelten Scotch mit Eis. Die Anspannung lähmte Covenants Stimme für einen Augenblick, doch dann quetschte er den Wunsch nach Gin mit Tonic hervor. Sofort bereute er die Bestellung; Gin mit Tonic war Joans bevorzugter Drink gewesen. Aber er blieb dabei. Er vermochte kaum ein Seufzen der Erleichterung zu unterdrücken, als sich der Kellner entfernte. Durch den Kloß seiner inneren Geladenheit bemerkte er, daß der Mann die Bestellung mit nachgerade wundersamer Promptheit erledigte. Indem er um den Tisch stelzte, stellte der Kellner darauf drei Drinks ab, darunter für den Mann mittleren Alters ein Glas mit etwas darin, das wie purer Alkohol aussah. Der LKW-Fahrer hob sein Glas, leerte es zur Hälfte und schnitt eine Grimasse. »Das reinste Zuckerwasser«, murrte er. Der ernste Mann kippte sich seinen Alkohol in einem Zug, während sein Adamsapfel lebhaft hüpfte, die Gurgel hinab. Ein Teil von Covenants Verstand fragte sich, ob er zum Schluß für drei würde zahlen müssen.
    Widerwillig probierte er seinen Gin mit Tonic und verschluckte sich fast aus urplötzlichem Ärger. Die Limonelle im Getränk erinnerte ihn unerhört stark an die Aliantha -Beeren. Sehr komisch! fuhr er sich insgeheim an. Zur Strafe trank er den restlichen Gin aus und winkte dem Kellner, daß er ein neues Glas bringen solle. Abrupt faßte er den Entschluß, sich zu betrinken. Als die zweite Runde kam, brachte der Kellner wieder drei Drinks. Covenant sah seine Tischgenossen verkrampft an. Dann

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