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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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man solche Ausdrücke lernt?«
    »Ach, sei doch still.«
    »Das bin ich! Der dumme Beuteldrache sagt jetzt gar nichts mehr!«
    Dafür entdeckte er die Zauberflöte in der Bauchtasche wieder. Zuerst zog er den DRAGOMAE-Kristall heraus, dem die Freven zum Glück keine Beachtung mehr geschenkt hatten, dann das Instrument.
    Mythor war auch das gleichgültig. Vergeblich wartete er auf eine neue Botschaft von Shaya. Er dachte an Carlumen und die Freven dort. Was, wenn der Stamm Kuriere zu ihnen schickte? Wenn sie abzogen und Carlumen wieder dem Schlamm überließen?
    Er hatte die Hoffnung auf eine Flucht aus eigener Kraft begraben. Was immer ihm oder einem der Freunde auch einfiel – Kjobo wußte eine ernüchternde Antwort darauf. Es hätte schon so vieler guter Bogenschützen bedurft, wie Freven am Rand der Grube standen. Daß die Zwerge ihren Gefangenen die Waffen gelassen hatten, bewies nachhaltig, wie sicher sie sich fühlten.
    Wann endlich kam Huij? Wie groß war Tohijs Vorsprung schon? Mythor hatte auf dem Weg zur Pfahlsiedlung im stillen darauf gehofft, daß die Freven die wahren Diebe bereits eingeholt und den Stein zurückerobert hätten. Jetzt verfluchte er sich dafür. Einmal in den Klauen des Darkon, war der Stein für alle Zeiten verloren – und ein Stück Weges zu Shaya.
    »Machen wir ein Ende«, sagte da Sadagar. »Ich habe zwölf Messer und bin schnell genug, um sie gegen die Freven zu schleudern. Huuk kann in dieser Zeit mindestens drei Pfeile verschießen. Während wir das tun, klettern vier von euch auf die Schultern der anderen und heben das Gitter zwischen den Giftdornen hoch. Bevor die Freven ihre Überraschung hinter sich haben, sind wir draußen.«
    »Nein«, sagte Mythor. »Das ist sinnlos, und du weißt es genau.«
    Natürlich mußte er es wissen. Doch der Steinmann war schon seit einiger Zeit von einer Unrast erfüllt, die Mythor Rätsel aufgab. Es war fast so, als hätte er irgendwo auf dem Weg hierher etwas entdeckt, das ihm keine Ruhe mehr gönnte.
    Er baute sich vor dem Gorganer auf.
    »Wir haben manchen Kampf Seite an Seite gefochten«, knurrte er. »Wir haben nie aufgegeben und uns selten gestritten. Doch jetzt ist der Augenblick gekommen, da…«
    Mythor war aufgestanden und winkte ihm heftig zu, daß er schweigen sollte. Sadagar folgte seinem Blick, drehte sich um und sah das Wunder.
    Gerrek spielte auf seiner Flöte. In ihrer Verzweiflung hatten die Gefährten selbst die schaurigsten Mißtöne mannhaft ertragen. Jetzt aber blies er mit geschlossenen Augen Melodien, die selbst Tertish in Entzücken versetzten. Die Totenbleiche kniete vor ihm mit leuchtenden Augen. Gerrek entlockte der Zauberflöte Klänge wie niemals zuvor.
    »Es ist der Kristall«, flüsterte Mythor dem Steinmann zu. »Schau hin. Er hält den Stein in der linken, die Flöte in der rechten Hand. Irgendeine Magie muß von dem DRAGOMAE-Teilstück auf ihn einwirken, die ihn so spielen läßt.«
    Er sah nach oben, und wahrhaftig kamen die Freven näher und bückten sich über den Rand der Grube. Durch das Gitter und im Licht der Fackeln waren verzückte Gesichter zu sehen.
    »Wenn er sich noch ein wenig mehr anstrengt, werden sie ihn verehren wie einen Gott«, staunte Sadagar. Er kroch zum Mandaler hinüber und flüsterte ihm ins rechte Knitterohr: »Spiele, Gerrek! Es ist wunderschön, spiele und höre nicht auf zu spielen!«
    Mythor stand mit dem Rücken gegen die Morastwand, Alton in seiner Faust. Und das Gitter wurde hochgezogen. Freven lagen am Grubenrand und schoben sich so weit vor, daß einige in die Tiefe rutschten und bald darauf Gerrek umlagerten.
    »Schnell jetzt«, zischte Mythor. »Huuk, stell dich gegen die Wand. Agon und Lonsa, nehmt Berbus auf und haltet euch bereit, ihn uns hochzureichen. Beeilt euch, denn sobald Gerrek zu spielen aufhört, sind wir verloren.«
    Huuk zögerte keinen Augenblick. Mythor kletterte als erster an ihm herauf, setzte die Füße auf seine Schultern und stieß sich ab. Er schaffte es im ersten Versuch, die Arme über den Grubenrand zu bringen und sich hochzuziehen. Rasch sah er sich um. Alle zur Bewachung der Gefangenen abgestellte Freven waren in den Bann der wundersamen Melodien geschlagen.
    »Tobar! Sadagar!« rief Mythor leise.
    Sie ergriffen seine ausgestreckten Hände und ließen sich aus der Grube ziehen. Dann stand Agon auf Huuks Schultern und nahm Berbus’ schweren Körper von Lonsa entgegen. Huk stöhnte unter der Last, doch auch diese Hürde wurde genommen. Schließlich

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