Der siebte Kristall
hier an?«
Mythors Finger krampften sich um den Griff seines Schwertes.
Der Freve hielt den siebten DRAGOMAE-Baustein in der Hand.
*
Huij berührte Mythor nur leicht und blickte ganz kurz über die Schulter. Mythor folgte dem Hinweis und sah Dutzende von Freven auf den Plattformen stehen, die Blasrohre an den Mund gesetzt hatten.
In ihnen befand sich diesmal mit Sicherheit kein Mittel gegen den Daihn.
Auch vor den gegenüberliegenden Hütten bezogen Blasrohrschützen Stellung. Mythor bedeutete den Wälsen und Tertish, ihre Waffen stecken zu lassen. Selbst Huuks Pfeile waren nicht schnell genug, um etwas gegen den heransirrenden Tod ausrichten zu können. Berbus gehorchte nur widerwillig und knurrte etwas Unverständliches.
»Nun, Kjobo?« rief der Freve mit dem Kristall. »Was hat der feige Wurm, der mit einem falschen Auge heimkehrte, seinem Stamm zu sagen?«
Kjobo faßte sich. Er federte herum und deutete anklagend auf die Carlumer.
»Dort stehen die Betrüger!« schrie er. »Jetzt durchschaue ich sie! Von Anfang an täuschten sie uns mit ihrem falschen Kristall, um…«
»Schweig!« herrschte Berbus ihn an. Er riß die mächtige Streitaxt aus dem Gurt und machte Anstalten, sich auf den Freven zu stürzen. Mythor fiel ihm in den Arm. Berbus machte sich mit seinen Bärenkräften frei und holte weit aus.
Mit einem Aufschrei ließ er die Axt fallen. In seinem Handrücken steckte ein winziger, gefederter Pfeil. Berbus heulte vor Schmerzen.
»Das wird euch lehren, unsere Gastfreundschaft zu mißbrauchen!« kreischte Kjobo. Sein Finger zitterte. In seinen Augen stand nahender Irrsinn geschrieben. Er ergriff den seidenen Faden, an dem sein Leben hing. »Ihr wußtet, daß nur wir den Daihn besiegen und eure Stadt retten konnten! Daher gabt ihr vor, das Auge des Vuhjoon zu besitzen! Ihr blendetet uns mit dem wertlosen Stein! Dein Betrug wird gesühnt werden, Mythor! Den guten Geistern der Luft, des Feldes und der Scholle sei Dank, daß Tohij das echte Auge fand!«
Er ging zu dem zweiten Federgeschmückten hinüber und legte ihm mit einer bedeutsamen Geste den Arm um die Schulter.
Huij blieb neben Mythor stehen und flüsterte:
»Wenn euch euer Leben lieb ist, tut jetzt nichts! Ich weiß, daß dein Stein der richtige ist, Mythor. Ich werde es dem Stamm beweisen, sobald er mich wieder anhört. Noch ist es zu früh. Vertraut mir und laßt geschehen, was jetzt zu geschehen hat.«
»Ich habe den Betrügern geglaubt und die Würde verloren, euer Anführer zu sein!« schrie Kjobo dazwischen. »Tohij soll unser Oberhaupt sein, bis ich mich an seiner Seite aufs neue bewähren kann!«
Es stand längst fest, daß Kjobo sein Amt an einen Rivalen verloren hatte. Tohij stieß ihn von sich und beförderte ihn mit einem Tritt auf die Steine.
»Werft ihn und die Fremden in die Grube!« befahl er den Freven. »Dort sollen sie hungern, bis ich vom Vuhjoon zurückgekehrt bin. Wir werden ein großes Fest feiern und sie dem Dämon opfern!«
Ohrenbetäubendes Geschrei erhob sich. Mythors Gedanken jagten einander. Die Wälsen blickten sich wütend und ratlos an. Tertish wartete auf ein Zeichen von Mythor.
Berbus’ Hand war bereits dick geschwollen und hatte sich blau verfärbt. Jeder Kampf war von vorneherein aussichtslos. Doch wenn Mythor es zuließ, daß Tohij allein aufbrach, so war auch der DRAGOMAE-Kristall verloren.
»Fügt euch jetzt!« flüsterte Huij noch eindringlicher. »Mir werden sie nichts anzutun wagen. Ich verspreche euch, ihr sitzt keinen halben Tag in der Grube.«
Die Freunde hatten keine Zeit, sich lange zu beraten. Die Freven stießen sie mit ihren Stöcken in den Rücken und prügelten dabei noch am schlimmsten auf Kjobo ein.
»Diese Demütigung werde ich ihnen niemals vergessen!« schwor Tertish, als ausgerechnet Berbus sich als erster dorthin in Bewegung setzte, wo sich die neue Gasse bildete. Kommt! schien sein Blick den anderen zu sagen. Wartet eine günstigere Gelegenheit zum Kampf ab!
»Ein Trost ist mir nur«, krächzte Gerrek, »daß dieses Großmaul von gewesenem Anführer mit uns in der Grube sitzen wird. Und ich verspreche, ich werde dann neben ihm sein!«
Mythor aber hatte nur Augen für Tohij und den Kristall, bis das neue Oberhaupt in der aufgebrachten Menge verschwand.
Die Grube befand sich ein Stück außerhalb der Siedlung. Hier und da schien die Erde zu glühen. Mythor hatte es schon zwischen den Pfahlbauten bemerkt. Jetzt sah er, daß es moosartige Pflanzen waren, die über Steine
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