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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Fragen nach der Herkunft der Carlumer. Huij schien sich mit dem Teil der Welt zu begnügen, die er kannte. Vielleicht hatte er auch nur Angst davor, daß die Freven zuviel Wissen erlangten, das er ihnen nicht geben konnte. Seine und der anderen Schamanen Macht bestand darin, ihnen die Zeichen der Düsternis zu deuten und durch mancherlei Zauber das Leben darin zu erleichtern. Mythor hatte schon ganz andere Hexenmeister kennengelernt. Er schwieg und vertraute Huij.
    Ab und an horchte er wieder in sich. Dann glitt seine Hand in die Tasche des Wamses, in der er Caerylls Alptraumrittersiegelring bei sich trug. Der Ring mit den erhabenen Runen war ihm nun wie ein Stück von Carlumen. Mit jeder Berührung schuf er ein unsichtbares Band, das sich zwischen ihm und den Zurückgelassenen spannte, so groß die Entfernung auch wurde.
    Das Glühen des Himmels zeigte den Wechsel von Tag und Nacht zweimal an, bevor Huij die letzte Rast befahl und verkündete, daß nun die letzte Wegstrecke bis zum Dorf vor der Gruppe läge. Kjobo war endlich etwas versöhnlicher geworden. Die Zwerge wirkten erschöpft. Mythor sah nie, daß sie Nahrung zu sich nahmen. Sie schliefen selbst auf ihren Sumpfläufern.
    Den Wälsen setzte die Untätigkeit am schlimmsten zu. Sie wurden von Stunde zu Stunde unruhiger und mochten sich wünschen, daß der Sumpf Gegner ausspie, gegen die es zu kämpfen galt. Tertish sprach die ganze Zeit über kein Wort.
    Dann endlich wechselte das Bild. Zuerst wuchsen spärliche und farblose Gräser aus dem Morast, der nun völlig fest war. Sie wurden allmählich größer und trugen bald Ähren wie das Korn auf den Feldern der Lichtwelt. Dann führten breite Wege durch planmäßig angepflanzte, halb mannshohe Kolbengewächse. Die ersten Freven tauchten an ihren Rändern auf und legten die Erntearbeit nieder. Und schließlich schälten sich die Umrisse von Pfahlbauten aus der Düsternis.
    Es waren mit Lehm befestigte Korbhäuser auf mächtigen Stelzen. Auf breiten Plattformen, zu denen einfache Leitern hinaufführten, erschienen Freven und beobachteten schweigend, wie der Zug in das Dorf einritt. Die Feldarbeiter begleiteten ihn voller Neugier. Sie hatten mit Sicherheit lange keine Fremden mehr zu Gesicht bekommen.
    Huij führte die Reiter bis zu einem mit großen, flachen Steinen gepflasterten Platz in der Mitte der Siedlung. Die Mitglieder des Suchtrupps saßen ab. Mythor gab den Gefährten das Zeichen, es ihnen gleichzutun. Zögernd nur kamen die Dorfbewohner näher, und in ihren Augen war eine stumme Drohung zu lesen. Sie scharten sich um die Ankömmlinge zusammen, die Hände an ihren Waffen.
    Kjobo hatte wohl einen anderen Empfang erwartet. Mythor sah die Unsicherheit in den Blicken, die er Huij zuwarf. Auch der Schamane zeigte Betroffenheit.
    »Was starrt ihr so?« rief Kjobo. »Begrüßt man so seinen Retter?« Er übersah die Fäuste, die sich ihm entgegenstreckten. Wenn er sich schon nicht als der Held feiern lassen sollte, der dem Vuhjoon sein Auge zurückgab, so schien er doch wenigstens das Erbeuten des gestohlenen Kristalls für sich in Anspruch nehmen zu wollen.
    Er drehte sich zu Gerrek um und streckte verlangend die Hand aus.
    »Nun zeige ihnen den Stein! Hole ihn aus deiner Tasche und zeige allen, daß nur der Mut ihres Anführers sie vor der schrecklichen Rache des Dämons bewahrt hat!«
    Aus seinen Worten sprach nackte Angst. Unheil lag in der Luft, senkte sich wie eine finstere Wolke auf die Gefährten herab.
    »Es ist etwas geschehen, womit er nicht gerechnet hat«, flüsterte Tertish. Mythor sah, wie die Wälsen nach ihren Waffen griffen.
    Er nickte Gerrek auffordernd zu.
    Der Mandaler holte den Stein aus der Bauchfalte und hob ihn vor aller Augen in die Höhe.
    »Seht das Auge des Vuhjoon!« rief Kjobo. »Diese Helden aus einem fernen Land erbeuteten ihn von den Dieben, doch sie wären das Opfer des Daihn geworden, hätten wir sie nicht mit Todesverachtung dem lebenden Morast entrissen!«
    Gerrek blieb vor Verwunderung der Atem weg. Mythor starrte den Freven an, als hätte er die Stimme eines Geistes gehört. Doch sie alle konnten sich der plötzlichen Wertschätzung des Stammesführers nicht lange erfreuen.
    »Lügner!« schrie eine Stimme aus dem Hintergrund. Die Umstehenden bildeten eine Gasse. Ein ebenfalls federgeschmückter Zwerg trat in den Kreis und hielt Kjobo einen funkelnden Kristall entgegen.
    »Die Fremden sind Betrüger, Kjobo, und du bist nicht besser als sie! Oder wofür siehst du dies

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