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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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konnte. Sie ließ jeden Muskel in ihrem Körper schlaff werden. Und lag schwebend im Wasser.
    »Tenna?« rief eine Frauenstimme leise, um die einsame Badende nicht zu erschrecken. »Ich bin Penda, Torlos Frau. Er hat mich hochgeschickt. Ich hab Krauter für das Bad, die helfen den Kratzern beim Heilen. Falsche Zeit des Umlaufs, um in Stichlingsbusch zu fallen.«
    »Ich weiß«, stimmte Tenna verdrossen zu. »Bin für jede Hilfe dankbar.« Tenna wollte eigentlich weder die Augen öffnen noch sich bewegen, aber dennoch zog sie sich höflich im Wasser an den Rand der Wanne.
    »Laß mal die Schnitte sehn, damit ich sehn kann, obs´te irgendwelche tiefen Stiche hast. Das wär nich gut, weil das Harz steigt«, sagte Penda. Sie ging rasch und mit einer seltsam seitwärts geneigten Gangart zu der Wanne, und das bedeutete, was immer mit ihrer Hüfte passiert war, mußte so lange her sein, daß sie gelernt hatte, damit zu leben. Sie sah Tenna grinsend an. »´ne hübsche Läuferin biste. Wenns´te ihn das nächste Mal siehst, gibste Haligon Saures!«
    »Wie soll ich ihn erkennen?« fragte Tenna spitz, obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte als eine Gegenüberstellung mit dem Reiter. »Und warum soll mir dabei helfen, daß ich ›hübsch‹ bin?«
    »Haligon mag hübsche Mädchen.« Penda blinzelte ihr übertrieben zu. »Ich würd sagen, du bleibst lang genug, um ihm Saures zu geben. Du könntest was erreichen.«
    Tenna lachte, streckte auf Pendas Geste hin die Hände aus und drehte den linken Arm so, daß Penda ihn sehen konnte.
    »Hmmm. Fast alles Kratzer, aber zwei Einstiche auf beiden Handballen.« Sie strich mit merkwürdig sanften Fingern über Tennas Hände und berührte dabei drei Splitter, so daß Tenna zusammenzuckte. »Einweichen is am besten. Damit sie in deiner Haut locker werden. Prolly wird sie alle rausziehn. Stichling is ein schlauer Busch, einen so zu verletzen, aber das hier wird guttun«, sagte sie und holte eine Ansammlung Fläschchen aus der tiefen Tasche ihrer Schürze und wählte eine aus. »Man darf nix dem Zufall überlassen, weißte«, fügte sie hinzu und spritzte mit ruckartigen Bewegungen etwa zwanzig Tropfen in das Wasser der Wanne. »Und kümmer dich nich um die Wanne. Sie wird leerlaufen, und frisches Wasser wird drin sein, bis der nächste reinsteigt. Ich zieh dir die Splitter raus, wenn du genug eingeweicht bist. Möchtste massiert werden? Oder willste lieber schlafen?«
    »Eine kleine Massage wäre prima, danke. Und bevor ich schlafe.«
    »Ich komm mit was zum Essen wieder.«
    Tenna dachte an die Bäder in der Station ihrer Eltern und grinste. Nichts, verglichen mit dem hier, obwohl sie immer gedacht hatte, daß sie sich glücklich schätzen konnte, zu Hause eine so lange Wanne zu haben, daß man ausgestreckt darin liegen konnte: Selbst die größten Läufer konnten das. Aber man mußte ständig das Feuer unter dem Tank am Brennen halten, um sicher zu sein, daß genug warmes Wasser da war, wenn ein Bad gebraucht wurde. Nicht wie hier - wo das Wasser schon warm war und man sich nur in die Wanne legen mußte. Der Duft der Kräuter stieg von dem dampfenden Wasser auf, das sich weich an ihrer Haut anfühlte. Sie lehnte sich wieder zurück.
    Sie war fast eingeschlafen, als Penda mit einem Tablett zurückkam, auf dem sich Klah, frisch gebackenes Brot, passenderweise eine kleine Schale mit Stichlingsbeerenkonfitüre und eine Schüssel Haferbrei befanden.
    »Die Nachrichten sin schon an alle weitergegeben, für die se bestimmt waren, nur daßte ruhig schlafen kannst, weilste weißt, daß der Lauf gut zu Ende gegangen is.«
    Tenna verschlang das Essen bis auf den letzten Krümel. Penda bereitete eine interessante Mixtur aus den Massageölen zu, und die Läuferin inhalierte den Duft. Dann stieg Tenna auf den Tisch und ließ den ganzen Körper locker werden, während Penda mit einer Pinzette die Dornen herauszog, die noch in Tennas Fleisch steckten. Penda zählte, während sie die tückischen Haare entfernte. Alles in allem neun. Sie trug weitere Medizin auf, worauf das letzte Jucken und Kratzen verschwand. Tenna seufzte. Danach entspannte Penda müde Muskeln und Sehnen. Ihre Berührung war fest, aber sanft. Sie verkündete, daß weitere Dornen in den Rückseiten von Tennas Armen und Beinen steckten, und machte sich daran, sie mit der Pinzette herauszuziehen. Als das getan war, wurden ihre Bewegungen noch einlullender, und Tenna entspannte sich wieder.
    »Das hätten wir! Geh einfach zur dritten

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