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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bot das Päckchen mit dem Breiumschlag ihrer Mutter an, worauf drei Läufer sich wohlwollend über Cesilas berühmten Umschlag äußerten, aber der sei eindeutig für Schwellungen, nicht für Infektionen, daher riet ihr der Heiler, ihn für Notfälle aufzuheben.
    »Natürlich hoffe ich, daß du keinen erleben wirst«, sagte er zu ihr und lächelte, während er ihr - mit dem heißen Wasser, das Penda brachte - eine aromatische Mixtur aufgoß, der danach alle im Raum ihre Zustimmung erteilen mußten.
    Tenna war sich durchaus im klaren darüber, daß sie angemessen bescheiden, geduldig und auch tapfer sein mußte, und bereitete sich innerlich auf die Behandlung vor. Heiße Umschläge konnten, ungeachtet ihrer heilsamen Wirkung, mitunter etwas unangenehm sein. Als der Brei fertig war, strich Heiler Beveny mit geübten Fingern fein säuberlich Klümpchen, keines größer als sein Daumennagel, auf die wunden Stellen. Er mußte die Temperatur genau richtig abgeschätzt haben, denn keines war zu heiß. Er legte gewissenhaft Verbandmaterial auf jedes Klümpchen, bevor er es anschließend mit Stoffstreifen befestigte, die Penda beisteuerte. Tenna spürte jede der zehn heißen Stellen, aber das Gefühl war nicht sonderlich unangenehm.
    »Ich komme morgen noch einmal nachsehen, glaube aber nicht, daß wir uns wegen einer Stelle Sorgen machen müssen«, sagte Beveny so überzeugt, daß Tenna erleichtert war.
    »Und du auch nicht, hier in Station Fort, wo die Heilerhalle nur einen Steinwurf entfernt ist«, sagte Torlo, begleitete Beveny artig zur Tür und wartete höflich, bis der Heiler den halben Weg zu seiner Halle zurückgelegt hatte.
    »Netter Bursche«, sagte er zu allen, die zuhörten, und lächelte Tenna zu. »Ah, hier kommt das Essen.«
    Offenbar war die Mahlzeit wegen Tennas Behandlung verschoben worden, denn nun brachte Penda gegrilltes Fleisch auf einer Platte herein, und dahinter folgten andere mit großen Schüsseln voll dampfendem Essen.
    »Rosa«, sagte sie und zeigte auf eine der Läuferinnen, »hol das Brett. Spacia, bring Gabel und Löffel für Tenna. Sie soll sich nich bewegen. Grolly, ihr Glas is leer . . .« Während sie den anderen Anweisungen gab, die verletzte Läuferin zu bedienen, schnitt sie selbst feine Scheiben von dem gegrillten Brustfleisch des Herdentiers ab. »Ihr anderen, stellt euch in einer Reihe auf.«
    Tenna wurde wieder verlegen, als sie von Rosa und Spacia derart bedient wurde, die die ihnen zugewiesenen Aufgaben fröhlich erledigten. Immer war sie diejenige gewesen, die geholfen hatte, daher war ihr diese Situation ziemlich neu. Natürlich war es auch üblich unter Läufern, daß einem geholfen wurde, wenn es erforderlich war, aber bisher war sie noch nie selbst in den Genuß gekommen.
    Zwei weitere Gruppen von Läufern trafen aus Süden und Osten ein. Als sie von ihren Bädern zurückkamen, mußten sie sich alle erzählen lassen, wie Haligon Tenna vom Weg abgedrängt hatte, weshalb sie Verletzungen durch Stichlingsbuschdornen davontrug, die gravierend genug waren, daß ein Heiler kommen mußte. Sie hatte den deutlichen Eindruck, daß fast jeder schon einmal eine ähnliche Erfahrung mit diesem berüchtigten Haligon gemacht hatte oder jemanden kannte, dem es passiert war. Schließlich hatte jeder die Geschichte erzählt bekommen, worauf sich das Gespräch der in drei Tagen stattfindenden Zusammenkunft zuwandte.
    Tenna seufzte leise bei sich. Drei Tage? Bis dahin würde sie völlig wiederhergestellt sein und weiterlaufen müssen. Sie wollte die zusätzlichen Stiche für ihre erste Überquerung wirklich. Eine Zusammenkunft, auch eine in Fort, war nicht so wichtig wie ihr berufliches Vorankommen. Nun, fast nicht. Es war ja nicht so, daß dies die letzte Zusammenkunft sein würde, an der sie teilnehmen konnte, auch wenn es ihre erste in der Ersten Burg von Pern wäre.
    Es war die Heimatstation von zwei Mädchen. Rosa hatte einen Schöpf sehr dunkler Locken und ein keckes Gesicht mit schalkhaften Augen. Spacia, die ihr langes, blondes Haar nach Art der Läuferinnen nach hinten gebunden trug, gab sich etwas würdevoller, schäkerte aber ganz schön mit den jüngeren Läufern herum. Dann fand ein zwangloses Konzert für Tenna statt, einige der neueren Lieder, die in der Harfnerhalle komponiert worden waren. Rosa sang die erste Stimme, Spacia begleitete sie mit ihrem Alt, drei der anderen Läufer stimmten ein, einer mit einer kleinen Pfeife, die beiden anderen mit ihren Stimmen. Der Abend wurde

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