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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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liegen.
    »Nein!« sagte sie. Sie hielt die Macht immer noch und bereitete den Luftzauber vor, um ihn festzuhalten, sollte es erforderlich sein. »Prinz Brys wird es nicht gefallen, wenn seine Wachen hereinplatzen und Merean nur mit ihm redet.«
    »Und wenn sie nicht redet?« wollte er wissen.
    »Wir haben keinerlei Beweise gegen sie, Lan. Verdachtsmomente gegen das Wort einer Aes Sedai.« Er schüttelte wütend den Kopf und knurrte etwas über Aes Sedai, das sie absichtlich überhörte. »Bringt mich zu diesem Rundweg, Lan. Sollen Aes Sedai sich um Aes Sedai kümmern. Und beeilen wir uns!« Wenn Merean redete, würde sie es nicht lange tun, davon ging Moiraine aus.
    Lan beeilte sich wahrhaftig und rannte mit ausgreifenden Schritten. Moiraine blieb nichts anderes übrig, als ihre Röcke zu raffen, hinter ihm herzurennen, den Blicken und dem Murmeln der Diener und anderer auf den Fluren keine Beachtung zu schenken und dem Licht zu danken, daß der Mann nicht wesentlich schneller lief als sie. Sie ließ beim Laufen die Macht in sich einströmen, bis die Freude an Schmerz grenzte, und versuchte sich zu überlegen, was sie gegen eine Frau unternehmen sollte, die deutlich stärker war als sie selbst, eine Frau, die mehr als hundert Jahre vor der Geburt von Moiraines Urgroßmutter schon Aes Sedai gewesen war. Sie wünschte sich, sie hätte nicht solche Angst. Sie wünschte sich, Siuan wäre bei ihr.
    Die wilde Jagd führte durch funkelnde Prunksäle, durch Flure mit Statuen, und plötzlich waren sie im Freien, die Geräusche des Palastes hinter ihnen, und befanden sich auf einem langen Weg mit einer Steinbrüstung, zwanzig Schritte breit und mit einem Ausblick über die Dächer der Stadt tief unten. Kalter Wind wehte wie ein Sturm. Merean war da, vom Leuchten von Saidar umgeben, und Brys und Diryk standen am Geländer und kämpften vergebens gegen Fesseln und Knebel aus Luft. Iselle sah den Prinzen und seinen Sohn stirnrunzelnd an, und überraschenderweise stand weiter unten an dem Weg ein finster dreinblickender Ryne.
    ». . . und ich konnte Lord Diryk schwerlich ohne seinen Vater zu Euch bringen«, sagte Iselle quengelnd. »Ich habe dafür gesorgt, daß es niemand weiß, aber warum . . .?«
    Moiraine wob einen Schild aus Geist und schleuderte ihn mit jedem Quentchen Macht, das sie in sich hatte, auf Merean, wobei sie gegen alle Hoffnung hoffte, sie könnte die Frau von der Quelle abschneiden. Der Schild traf und barst. Merean war zu stark; auch sie sog Macht bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit auf.
    Die Blaue Schwester - die Schwarze Schwester - blinzelte nicht einmal. »Du hast deine Sache gut gemacht, als du den Spion getötet hast, Ryne«, sagte sie, während sie einen Knebel aus Luft wob, um Iselle das Maul zu stopfen, und Fesseln, die das Mädchen steif und mit großen Augen festhielten. »Sieh zu, ob du den jüngeren diesmal erledigen kannst. Du hast gesagt, du bist der bessere Schwertkämpfer.«
    Alles schien gleichzeitig zu passieren. Ryne rannte mit wütender Miene los, die Glöckchen in seinen Zöpfen klingelten. Lan konnte kaum rechtzeitig sein eigenes Schwert zücken, um ihm entgegenzutreten. Und bevor zum erstenmal Stahl auf Stahl ertönte, wehrte sich Merean mit demselben Zauber gegen Moiraine, den diese gerade benützt hatte, nur stärker. Entsetzt wurde Moiraine klar, daß Merean möglicherweise noch ausreichend Kraftreserven haben könnte, um den Schild gegen sie einzusetzen und gleichzeitig soviel Saidar in sich aufzunehmen, wie sie konnte. Hektisch schlug Moiraine mit Luft und Feuer zu, und Merean grunzte, als durchtrennte Ströme in sie zurückschnalzten. In der kurzen Zeitspanne versuchte Moiraine, die Ströme zu durchtrennen, die Diryk und die anderen hielten, aber bevor ihr Zauber den von Merean streifen konnte, durchschnitt Merean statt dessen ihren, und diesmal berührte Mereans angreifender Schild sie tatsächlich, bevor sie ihn durchtrennen konnte. Moiraines Magen versuchte, sich zu einem dichten Knoten zusammenzuziehen.
    »Du tauchst zu oft auf, Moiraine«, sagte Merean, als hätten sie sich nur auf einen kleinen Plausch getroffen. Sie sah aus, als wäre nichts weiter dabei, abgeklärt und mütterlich, nicht im geringsten beunruhigt. »Ich fürchte, ich muß dich fragen, wie und warum.« Moiraine schaffte es gerade noch, eine Feuerwelle abzuwehren, die ihr die Kleidung und wahrscheinlich den größten Teil ihrer Haut versengt hätte, und Merean lächelte, eine Mutter, die nicht fassen

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