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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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anderen Gruppe, wo sich derselbe Vorgang wiederholte. Es war ein wenig, als würde man einer sehr langsamen Kernspaltung beiwohnen. Es herrschte große Aufregung, und bald würde es zu einer Explosion kommen.
    Ab und zu drehte sich jemand um und sah Nanny an, daher lief sie hastig zwischen den Jahrmarktsbuden hindurch, bis sie zur Bude des Zwergs Zakzak Starkimarm kam, der alle Arten von okkultem Schnickschnack anfertigte und an die dafür Empfänglicheren verkaufte. Er nickte ihr fröhlich über einer Auslage zu, wo geschrieben stand: H UFEISEN - G LÜCKSBRINGER , $ 2 DAS S TÜCK .
    »Hallo, Frau Ogg«, sagte er.
    Nanny stellte fest, daß sie aufgeregt war.
    »Wieso bringen sie Glück?« fragte sie und hob ein Hufeisen hoch.
    »Nun, ich bekomme zwei Dollar für jedes«, sagte Kraftarm.
    »Und das bringt Glück?«
    »Mir schon«, sagte Starkimarm. »Ich nehme an, Sie möchten auch eines, Frau Ogg? Ich hätte noch eine Kiste mitgebracht, wenn ich gewußt hätte, daß sie so gefragt sind. Einige der Damen haben gleich zwei gekauft.«
    Die Betonung lag auf dem Wort »Damen«.
    »Hexen haben Hufeisen als Glücksbringer gekauft?« sagte Nanny.
    »Als gäbe es kein Morgen mehr«, sagte Zakzak. Er runzelte einen Moment die Stirn. Immerhin waren es Hexen gewesen. »Ähem . . . es wird doch eins geben . . . oder nicht?« fügte er hinzu.
    »Ich bin fast sicher«, sagte Nanny, was ihn nicht sehr zu trösten schien.
    »Plötzlich läuft sogar der Handel mit schützenden Kräutern wie verrückt«, sagte Zakzak. Und da er ein Zwerg war, was bedeutete, er würde die Sintflut als prima Gelegenheit ansehen, Handtücher zu verkaufen, fügte er hinzu: »Hätten Sie auch Interesse, Frau Ogg?«
    Nanny schüttelte den Kopf. Wenn es Ärger aus der Richtung gab, aus der ihn jeder erwartete, würde ein Zweiglein Raute nicht viel helfen. Eine große Eiche wäre schon besser, aber nur vielleicht.
    Die Atmosphäre veränderte sich. Der Himmel war weit und hellblau, aber am Horizont des Geistes zogen Gewitterwolken auf. Die Hexen waren nervös, und da sich so viele versammelt hatten, sprang die Nervosität von einer zur anderen über und strahlte verstärkt auf alle anderen zurück. Was dazu führte, daß selbst Leute, die eine Rune für eine vertrocknete Pflaume hielten, eine tiefe, existentielle Angst verspürten, eine, die darauf hinausläuft, daß man die Kinder anschreit und sich betrinken möchte.
    Nanny spähte durch eine Lücke zwischen zwei Buden. Die rosa Gestalt saß immer noch geduldig und ein wenig niedergeschlagen hinter dem Faß. Kein Mensch hatte sich bei ihr angestellt.
    Dann huschte Nanny im Schutz der Zelte von einem zum nächsten, bis sie den Verkaufsstand sehen konnte. Das Geschäft ging nicht schlecht, aber da, einsam und verlassen mitten auf dem Tischtuch, stand der Berg des abscheulichen Kuchens. Und das Glas Marmelade. Eine Hexe hatte ein Schild mit Kreide beschrieben und danebengestellt: Z IEH DEN L ÖFFEL AUS DEM G LAS , 3 V ERSUCHE EIN P ENNY !!!
    Sie dachte, sie hätte dafür gesorgt, im verborgenen zu bleiben, aber dann hörte sie das Stroh hinter sich rascheln. Das Komitee hatte sie aufgespürt.
    »Das ist Ihre Handschrift, nicht wahr, Frau Ohrwurm?« sagte sie. »Das ist grausam. Es ist nicht . . . nett.«
    »Wir haben beschlossen, daß Sie zu Fräulein Wetterwachs gehen und mit ihr reden sollen«, sagte Lätizia. »Sie muß damit aufhören.«
    »Womit aufhören?«
    »Sie macht etwas mit den Köpfen der Leute! Sie ist hergekommen, um Einfluß auf uns auszuüben, richtig? Alle wissen, daß sie Kopfmagie beherrscht. Wir können es alle spüren! Sie verdirbt jedem den Tag!«
    »Sie sitzt nur da«, sagte Nanny.
    »Ah, ja, aber wie sitzt sie da - dürfen wir das fragen?«
    Nanny spähte wieder um die Bude.
    »Nun . . . ganz normal. Sie wissen schon, in der Hüfte und den Knien abgeknickt . . .«
    Lätizia winkt streng mit einem Finger.
    »Jetzt hören Sie mir gut zu, Gytha Ogg -«
    »Wenn Sie wollen, daß sie verschwindet, sagen Sie es ihr!« fauchte Nanny. »Ich habe es satt -«
    Der schrille Schrei eines Kindes ertönte.
    Die Hexen sahen einander an und rannten über das Feld zur Glückswanne.
    Ein kleiner Junge wand sich schluchzend auf dem Boden.
    Es war Pewsey, Nannys jüngstes Enkelkind.
    Ihr Magen wurde zu Eis. Sie hob ihn auf und sah Oma böse ins Gesicht.
    »Was hast du mit ihm gemacht, du -«, begann sie.
    » Will keinepuppe! Will keinepuppe! Willen soldat! Willwillwillen Soldat!«
    Nun betrachtete Nanny die

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