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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Gytha.«
    »Bist du wütend, weil sie dich nicht teilnehmen lassen, und bist nun auf schreckliche Rache aus?«
    Einen Moment sahen beide auf das Feld. Es füllte sich allmählich. Leute kegelten um Schweine und versuchten ihr Glück an der eingefetteten Stange. Die Freiwillige Kapelle von Lancre versuchte ein Medley populärer Musikstücke; jammerschade nur, daß jeder Musiker ein anderes spielte. Kleine Kinder zankten sich. Es würde ein richtig heißer Tag werden, möglicherweise der letzte in diesem Jahr.
    »Wirst du an dem Wettbewerb teilnehmen, Gytha?«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet!«
    »Was war das für eine Frage?«
    Nanny beschloß, nicht gegen eine verschlossene Tür zu hämmern. »Ja, wie es aussieht, werde ich es versuchen«, sagte sie.
    »Dann hoffe ich sehr, daß du gewinnst. Ich würde dich anfeuern, aber das wäre den anderen gegenüber nicht fair. Ich werde mich im Hintergrund halten und so still wie ein kleines Mäuschen sein.«
    Nanny versuchte es mit List. Ein breites rosa Grinsen überzog ihr Gesicht, und sie stieß ihre Freundin an.
    »Na klar, na klar«, sagte sie. »Aber . . . mir kannst du es sagen, ja? Ich möchte es nicht gern verpassen, wenn es soweit ist. Wenn du mir also einfach ein kleines Zeichen geben könntest, wenn es losgeht, ja?«
    »Wovon redest du da, Gytha?«
    »Esme Wetterwachs, manchmal könnte ich dir wirklich eine verdammt laute Ohrfeige geben!«
    »Herrje.«
    Nanny Ogg fluchte nicht oft oder gebrauchte Wörter außerhalb der Grenzen dessen, was die Lancrastrianer als »farbenprächtige Sprache« betrachteten. Sie sah aus, als würde sie gewohnheitsmäßig schlimme Wörter gebrauchen und hatte sich gerade ein richtig gutes ausgedacht, aber meistens achten Hexen sehr geflissentlich darauf, was sie sagen. Man kann nie wissen, was die Wörter anstellen, wenn sie außer Hörweite sind. Aber nun fluchte sie leise und entfachte dadurch kleine, kurze Feuer in dem trockenen Gras.
    Das versetzte sie genau in die richtige Stimmung für den Flüchewettstreit.
    Man behauptete, daß dieser Wettbewerb früher einmal mit einer lebenden, atmenden Versuchsperson durchgeführt worden war, zumindest bei den ersten Festen, aber für einen Familientag war das nicht richtig, und daher waren die Flüche mehrere Jahrhunderte lang gegen den Unglücklichen Charlie gerichtet worden, der, wie man es auch drehte und wendete, nichts weiter als eine Vogelscheuche war. Und da Flüche im allgemeinen an den Verstand des Verfluchten adressiert sind, stellte das ein ziemliches Problem dar, denn nicht einmal »Möge dein Stroh schimmeln und deine Karotte abfallen« machte großen Eindruck auf einen Kürbis. Aber es wurden Punkte für Stil und Erfindungsreichturn vergeben.
    Jedenfalls hielt sich der Andrang in Grenzen. Alle wußten, auf welches Ereignis es ankam, und der Unglückliche Charlie war es nicht.
    In einem Jahr hatte Oma Wetterwachs den Kürbis explodieren lassen. Niemand war je dahintergekommen, wie sie das bewerkstelligt hatte.
    Wenn der heutige Tag zu Ende ging, würde eine sich verabschieden, und alle anderen würden wissen, daß diese Person die Siegerin war, was immer auch der Punktestand sagen mochte. Man konnte den Preis für die Hexe mit dem spitzesten Hut gewinnen, und die Besendressur, aber das war nur für das Publikum. Was zählte, das war der Trick, an dem man den ganzen Sommer über gearbeitet hatte.
    Nanny hatte den letzten Startplatz gezogen, die Nummer neunzehn. Dieses Jahr hatten sich eine Menge Hexen gemeldet. Die Nachricht, daß Oma Wetterwachs nicht teilnahm, hatte sich herumgesprochen, und in der okkulten Gemeinschaft verbreitet sich nichts so schnell wie Neuigkeiten, da sie nicht nur am Boden reisen müssen. Viele spitze Hüte waren zu sehen und wippten in der Menge.
    Unter sich sind Hexen im allgemeinen so umgänglich wie Katzen, aber wie bei Katzen gibt es Zeiten und Orte und neutralen Boden, wo sie so etwas wie Frieden miteinander machen. Und was hier ablief, das war eine Art von langsamem, kompliziertem Tanz . . .
    Die Hexen spazierten in der Gegend herum und sagten einander guten Tag, beeilten sich, Neuankömmlinge zu begrüßen, und unschuldige Passanten hätten denken können, daß sich alte Freundinnen trafen. Was auf einer Ebene wahrscheinlich auch zutraf. Aber Nanny beobachtete alles mit Hexenaugen und sah die subtile Standortwahl, das vorsichtige Abwägen, die fast unmerkliche Veränderung der Haltung, den fein nach Intensität und Länge abgestimmten

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