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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Flickenpuppe in Pewseys klebriger Hand und den Ausdruck beleidigter, tränenreicher Wut auf dem Teil seines Gesichts, den man um den aufgerissenen Mund herum erkennen konnte -
    »Ichwillwillen S OLDAT !«
    - und dann die anderen Hexen und das Gesicht von Oma Wetterwachs, und sie spürte, wie eine schreckliche, kalte Scham von den Füßen angefangen in ihr emporstieg.
    »Ich habe ihm gesagt, er kann sie hineinwerfen und es noch einmal versuchen«, sagte Oma kleinlaut, »aber er wollte einfach nicht hören.«
    »willwill S OL -«
    »Pewsey Ogg, wenn du nicht augenblicklich still bist, wird Nanny -«, begann Nanny Ogg und griff auf die schlimmste Strafe zurück, die sie sich ausdenken konnte: »Wird Nanny dir nie wieder Süßigkeiten geben!«
    Pewsey klappte den Mund zu; der Schock dieser unvorstellbaren Drohung hatte ihn verstummen lassen. Dann baute sich zu Nannys Entsetzen Lätizia Ohrwurm vor Oma auf und sagte: »Fräulein Wetterwachs, wir würden es vorziehen, wenn Sie gingen.«
    »Falle ich jemandem zur Last?« fragte Oma. »Ich hoffe, ich falle niemandem zur Last. Ich will niemandem zur Last fallen. Er hat nur sein Glück versucht und -«
    »Sie . . . machen die Leute nervös.«
    Jeden Augenblick jetzt, dachte Nanny. Jeden Augenblick wird sie den Kopf heben und die Augen zusammenkneifen, und wenn Lätizia dann nicht zwei Schritte zurückweicht, ist sie viel härter im Nehmen als ich.
    »Kann ich nicht bleiben und zusehen?« fragte Oma leise.
    »Ich weiß, was Sie vorhaben«, sagte Lätizia. »Sie wollen den Wettstreit verderben, richtig? Sie können den Gedanken nicht ertragen, besiegt zu werden, und darum planen Sie etwas Gemeines.«
    Drei Schritte zurück, dachte Nanny. Sonst wird nichts als Knochen zurückbleiben. Jeden Moment . . .
    »Oh, ich möchte nicht, daß jemand denkt, ich würde irgendwas verderben«, sagte Oma. Sie seufzte und stand auf. »Ich gehe nach Hause . . .«
    »Nein, das wirst du nicht tun!« sagte Nanny Ogg scharf und drückte sie wieder auf den Stuhl. »Was denkst du darüber, Beryl Dismass? Und du, Letty Parkin?«
    »Sie sind alle -«, begann Lätizia.
    »Sie habe ich nicht gefragt!«
    Die Hexen hinter Frau Ohrwurm wichen Nannys Blick aus.
    »Nun, es ist nicht so . . . ich meine, wir glauben nicht . . .«, begann Beryl umständlich. »Das heißt . . . ich hatte schon immer größten Respekt vor . . . aber . . . nun ja, es ist für alle Beteiligten . . .«
    Ihre Stimme brach. Lätizia schaute triumphierend drein.
    »Wirklich? Ich glaube, dann sollten wir tatsächlich besser gehen«, sagte Nanny giftig. »Mir gefällt die Gesellschaft in der Gegend nicht.« Sie sah sich um. »Agnes? Würdest du mir helfen, Oma nach Hause zu bringen . . .«
    »Ich brauche wirklich keine . . .«, begann Oma, aber die beiden anderen nahmen sie an den Armen und drängten sie sanft durch die Menge, die sich teilte, um sie durchzulassen, und sich umdrehte, um ihnen nachzusehen.
    »Unter den Umständen ist das wahrscheinlich das Beste«, sagte Lätizia. Mehrere der Hexen versuchten, ihr nicht ins Gesicht zu sehen.
     
    In Omas Küche lagen überall Stoffetzen auf dem Boden, gelierte Marmelade war von der Tischplatte getropft und hatte einen Haufen auf dem Boden gebildet, der sich nicht entfernen ließ. Der Marmeladentopf war zum Einweichen in der Spüle gelassen worden, aber es war klar, daß das Gußeisen rosten würde, bevor die Marmelade jemals weich wurde.
    Daneben stand eine Reihe leerer Einmachgläser.
    Oma setzte sich und faltete die Hände im Schoß.
    »Möchtest du eine Tasse Tee, Esme?« fragte Nanny Ogg.
    »Nein, meine Liebe, danke. Geh zum Wettstreit zurück. Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Oma.
    »Bist du sicher?«
    »Ich bleibe nur still hier sitzen. Mach dir keine Gedanken.«
    »Ich gehe nicht zurück!« zischte Agnes, als sie gingen. »Ich mag es nicht, wie Lätizia lächelt . . .«
    »Du hast mir einmal gesagt, du magst es nicht, wie Esme die Stirn runzelt«, sagte Nanny.
    »Ja, aber einem Stirnrunzeln kann man vertrauen. Äh . . . du glaubst doch nicht, daß sie es verliert, oder?«
    »Wenn ja, wird niemand imstande sein, es zu finden«, sagte Nanny. »Nein, du kommst mit mir zurück. Ich bin sicher, daß sie . . . etwas im Schilde führt.« Wenn ich nur wüßte, was es ist, dachte sie. Ich bin nicht sicher, ob ich das Warten noch lange ausholten kann.
     
    Sie konnte die wachsende Spannung schon spüren, bevor sie das Feld erreicht hatten. Natürlich herrschte immer eine gewisse Spannung,

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