Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
konnten, sondern auch ein herrenloses Tier sein konnten, das ihm ähnelte und sie durch einen Zufall gefunden hatte. Einige Tiere wurden ausgeklammert, weil keine weiteren Nachforschungen möglich waren, und zwar weil die Geschichte entweder schon zu lange her war oder weil die Menschen nicht zur Mitarbeit in der Lage oder bereit waren. Und schließlich wurden noch alle Fälle mit Entfernungen unter 50 Kilometern ausgeschlossen, um die Wahrscheinlichkeit möglichst gering zu halten, dass das Tier nur zufällig fündig geworden war. Nach dieser gründlichen Auslese blieb eine Reihe von ziemlich beeindruckenden Fällen übrig, die Rhine und Feather dann im Detail schilderten.
In einem dieser Fälle wurde Tony, ein Mischlingshund, der der Familie Doolen aus Aurora in Illinois gehörte, zurückgelassen, als die Familie über 300 Kilometer weit nach East Lansing in Michigan, am Südende des Michigansees, umzog. Sechs Wochen später tauchte Tony in East Lansing auf und lief auf der Straße aufgeregt auf Mr Doolen zu. Auch die übrigen Familienmitglieder erkannten Tony, und er erkannte sie wieder. Seine Identität wurde durch das Halsband bestätigt, in das Mr Doolen eine Kerbe geschnitten hatte, als sie noch in Aurora waren.
Die bemerkenswerteste Katzengeschichte handelt von Sugar, einer cremefarbenen Perserkatze in Kalifornien. Als die Besitzerfamilie Kalifornien verließ, um in ein neues Haus in Oklahoma umzuziehen, sprang Sugar aus dem Wagen, blieb ein paar Tage bei Nachbarn und verschwand dann. Ein Jahr später tauchte die Katze vor dem neuen Haus der Familie in Oklahoma auf – sie hatte über 1600 Kilometer durch unbekanntes Gebiet zurückgelegt. Sugar war nicht nur an ihrem Aussehen und ihrem vertrauten Verhalten wiedererkannt worden, sondern auch an einer charakteristischen Missbildung am linken Hüftknochen, die Rhine persönlich untersuchte.
Im Falle von Taube 167 erfolgte die Identifikation anhand der Nummer auf ihrem Beinring. Der Besitzer der Taube war ein zwölfjähriger Junge, der in die achte Schulklasse in Summersville in West Virginia ging, wo sein Vater Sheriff war. Diese Brieftaube hatte in seinem Hinterhof eine Rast eingelegt; der Junge hatte sie gefüttert, und sie war dageblieben und sein Haustier geworden. Einige Zeit später wurde der Junge wegen einer Operation ins Myers Memorial Hospital in Phillippi gebracht, das mit dem Wagen etwa 170 Kilometer von Summersville entfernt war (Luftlinie 110 Kilometer), und die Taube blieb in Summersville zurück.
»Eine Woche später vernahm der Junge in einer finsteren, schneereichen Nacht ein Flattern am Fenster seines Krankenzimmers. Er rief die Krankenschwester und bat sie, das Fenster hochzuschieben, weil eine Taube draußen sei, und um den Jungen aufzuheitern, tat die Schwester dies auch. Die Taube flog herein. Der Junge erkannte sein Haustier und bat die Schwester, nach der Nummer 167 an seinem Bein zu suchen, und tatsächlich fand sie die genannte Nummer.«
Neben dieser Sammlung von Fällen durch Rhine und Feather gibt es noch ähnliche Geschichten aus vielen anderen Ländern. In Frankreich beispielsweise war ein zweijähriger Hütehund von seinem Besitzer in Béthune in Nordostfrankreich zurückgelassen worden, während der Besitzer als Bauarbeiter auf Montage war. Eines Tages, als er gerade im 900 Kilometer entfernten Avignon arbeitete, erzählte man ihm von einem herrenlosen Hund in der Nähe, der sich merkwürdig benähme. Er ging nachsehen und wurde fast von seinem Hund über den Haufen gerannt – das Tier war überglücklich, dass es mit seinem Herrn wieder vereint war. [233]
Es gibt sogar eine Geschichte über eine als Haustier gehaltene Elster, die Frau M. Johnson, eine Lehrerin im schwedischen Lund, erlebt hat. Eines Tages flog eine Elster durch ein offenes Gangfenster in die Schule und ließ sich auf der Schulter eines Jungen in einer Gruppe von etwa 40 Kindern nieder. Er rief: »Das ist ja unser Sommervogel!« Dann erklärte er, er habe mit seiner Familie den Sommer in einem etwa 80 Kilometer entfernten Ferienhaus verbracht, wo sie eine junge Elster aufnahmen und als Haustier aufzogen. Als sie wieder in die Stadt zurückkehrten, ließen sie den Vogel zurück. Es war unübersehbar, dass der Vogel den Jungen kannte, und darum gab seine Lehrerin ihm frei, damit er das Tier heimbringen konnte. [234]
Die vielen derartigen Geschichten haben mich überzeugt, dass Tiere manchmal tatsächlich ihre Menschen finden können, und zwar auf eine Weise,
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