Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Wie andere Primaten empfinden auch Menschen körperlichen Kontakt als tröstlich. Besonders wenn sie noch klein sind, müssen sie berührt und liebevoll gehalten werden, damit sie sich sicher fühlen. Tiere können uns trösten, indem sie uns berühren, und wir können sie streicheln oder mit ihnen schmusen. Ein Psychologe hingegen muss vorsichtig sein, wenn er diese Art von Beruhigung gewährt, um sich nicht dem Vorwurf des Missbrauchs auszusetzen. [101]
Der vielleicht größte Vorzug von Tieren ist ihre Liebesfähigkeit. Patienten mit geringem Selbstwertgefühl fällt es schwer anzunehmen, dass irgendjemand sich etwas aus ihnen macht, und daher können sie kaum glauben, dass Psychologen sie wirklich und nicht nur scheinbar akzeptieren. Manche fürchten, dass, wenn alles über sie enthüllt wäre, die Anerkennung zurückgenommen würde. Dagegen können sie sich ohne weiteres vorstellen, dass ihre Tiere sie uneingeschränkt lieben. »Hunde lügen nie, wenn sie lieben«, das hat Jeffrey Masson so anschaulich in seinem Buch mit dem gleichnamigen Titel gezeigt. [102]
Tiere, die wissen, wann Menschen sterben werden
Manche Krankenhäuser und Hospize halten Haustiere, und in mehreren Fällen weisen diese Tiere eine bemerkenswerte Fähigkeit auf zu wissen, wann Menschen sterben werden, und bleiben bis zu ihrem Tod bei ihnen. Ginger beispielsweise, eine karamellfarbene Chow-Chow-Mischlingshündin, lebte im Hubbard Hospice House in Charleston im US-Staat South Carolina. Sie war 2001 als Streunerin zugelaufen und wurde von den Patienten und ihren Besuchern geliebt. Als eine der Patientinnen im Sterben lag, legte sich Ginger unters Bett, bis die Kranke gestorben war. [103]
Das berühmteste Tier, das in den letzten Jahren den Tod vorausgeahnt hatte, ist Oscar, ein grauweißer Kater, der in der Demenzabteilung des Steere House Nursing Center in Providence im US-Staat Rhode Island lebt. Er ist nicht besonders freundlich und oft reserviert. Aber anscheinend nimmt er wahr, wenn Menschen in weniger als vier Stunden sterben werden, und dann sitzt er neben ihnen, bis sie sterben, wobei er oft schnurrt und sich sanft an sie kuschelt. Er weiß besser Bescheid als die Ärzte. Nach seiner dreizehnten richtigen Vorhersage beispielsweise glaubte ein Arzt, eine Patientin werde gleich sterben: Sie hatte Schwierigkeiten beim Atmen, und ihre Beine waren bläulich verfärbt. Doch Oscar blieb nicht bei ihr im Zimmer, und darum dachte der Arzt, der Kater habe sich endlich einmal geirrt. Aber zur Überraschung des Arztes lebte die Patientin noch zehn Stunden, und Oscar kam in den letzten beiden Stunden, um ihr Gesellschaft zu leisten.
Oscar schrieb 2007 Medizingeschichte, als Dr. David Dosa über ihn im angesehenen New England Journal of Medicine berichtete und seine Leistungen folgendermaßen zusammenfasste: »Seit er vom Personal als Haustier aufgenommen wurde, beweist der Kater Oscar eine unheimliche Fähigkeit vorherzusagen, wann Patienten sterben werden. Bislang hat er über 25 Patienten beim Sterben Gesellschaft geleistet … Seine Anwesenheit am Bett gilt den Ärzten und Schwestern beinahe als absolut untrüglicher Indikator des bevorstehenden Todes und ermöglicht es dem Personal, die Angehörigen rechtzeitig zu benachrichtigen.« [104]
Hunde, die über den Tod hinaus treu sind
Die Ergebenheit und Treue mancher Hunde hört auch mit dem Tod ihres Menschen nicht auf, ja, manchmal ist sie so erstaunlich, dass die Tiere nicht nur zu Ruhm und einem Platz in der populären Mythologie gelangt sind, sondern dass ihnen auch Denkmäler errichtet werden. An den einsamen Wassern des Derwent Dam in Derbyshire ist ein solches Denkmal mit Hilfe von Spenden errichtet und mit folgender Inschrift versehen worden:
Zum Gedenken an die
treue Ergebenheit von
TIP ,
der Schäferhündin,
die fünfzehn Wochen lang,
vom 12. Dezember 1953
bis zum 27. März 1954,
auf dem Howden Moor
am Leichnam ihres Herrn
Mr Joseph Tagg
verharrte.
Tips Herr war ein pensionierter Wildhüter, der im Alter von 81 Jahren auf dem Hochmoor tot aufgefunden wurde, fünfzehn Wochen nachdem er mit Tip von seinem Haus in Bamford zu einer Wanderung durch die Berge aufgebrochen war. Suchtrupps gelang es nicht, sie ausfindig zu machen, der Schnee hatte die Berge bedeckt, und so war man davon ausgegangen, dass Hund und Herr schon lange tot wären. Dreieinhalb Monate später stießen zwei Schäfer auf den Leichnam von Joseph Tagg, neben dem Tip hockte, zwar in einem
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