Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
beispielsweise ein Hundehalter mitten auf dem Rhein aus einem Kajak gefallen und kämpfte ums Überleben:
»In meinem geschwächten Zustand sah ich, wie meine Freunde mit meiner Hündin in meine Richtung liefen. Sie zog sie hinter sich her und bellte laut. Später erzählten sie mir, der Hund habe plötzlich an der Leine gezogen und zum Fluss hinunter gewollt – genau in dem Augenblick, da ich den Kampf gegen das Wasser schon fast aufgegeben hatte.«
In einem anderen Fall in Nordirland rettete Chrissie, eine Deutsche Schäferhündin, ihrem Besitzer Walter Berry das Leben – dieser war beim Reparieren eines Autos von Benzin benetzt worden und hatte sich dann unglücklicherweise mit einem Schweißbrenner selbst in Brand gesetzt. Der Hund war 200 Meter weit entfernt bei Walters Frau Joan, als das passierte, und vom Unfallort durch zwei Doppelgaragen und einen Hof getrennt. »Chrissie fing an zu toben und gab Laute von sich, die ich noch nie bei ihr gehört hatte«, erzählt Joan. Sie merkte, dass etwas nicht stimmte, und ließ Chrissie von der Leine. Die Hündin lief schnurstracks zu Walter. Joan folgte ihr und kam zum Glück rechtzeitig an, um das Feuer zu löschen. Chrissie hatte Walter das Leben gerettet.
Weil die Hunde in diesen beiden Fällen nahe genug waren, um helfen zu können, lässt sich kaum die Möglichkeit ausschließen, dass sie durch Geräusche oder andere Sinneswahrnehmungen alarmiert wurden. Anders liegt der Fall bei einem Hund names Lupe aus San Francisco, der das Leben seines Frauchens rettete, als sie über 60 Kilometer weit weg war, berichtete Leone Katafiasz:
»Als Lupe etwa zwei Jahre alt war, hatte ich an dem Tag, als sich das Tier bei Freunden in San José aufhielt, eine Überdosis Medikamente genommen. Später wurde mir berichtet, Lupe sei plötzlich ans Ende des Grundstücks gelaufen und habe angefangen, ›unheimlich‹ zu heulen, und sich nicht beruhigen lassen. Nach einiger Zeit meinten meine Freunde: ›Irgendwas stimmt da nicht mit Leone‹, und dann sind sie nach San Francisco gerast und haben mich gefunden.«
In vielen Fällen, in denen Hunde aus keinem ersichtlichen Grund heulen oder andere Anzeichen von Kummer aufweisen, stellt sich später heraus, dass ihre Halter nicht bloß in Gefahr waren, sondern tatsächlich starben, und der Hund hatte keine Möglichkeit, sie zu retten.
Hunde, die heulen, wenn ihre Halter sterben
In 71 von 129 Berichten (also 55 Prozent), die ich bekommen habe und die sich mit der Reaktion von Hunden auf den Tod einer abwesenden Person befassen, an der sie hingen, ist von akustischen Reaktionen die Rede. In 47 Fällen heulten die Hunde, in fünf jaulten oder winselten sie, in sieben bellten sie auf ungewöhnliche Weise, in acht »weinten« sie, und in vier Fällen knurrten sie. In den Fällen, in denen keine Laute erwähnt wurden, hieß es, die Tiere seien aufgeregt, unglücklich, erschrocken oder bekümmert gewesen oder hätten gezittert.
Die eindrucksvollsten Fälle sind die, in denen das Tier deutliche Anzeichen von Kummer zu unerwarteten Zeiten aufwies, besonders wenn Mensch und Tier weit voneinander entfernt waren. Im folgenden Beispiel aus dem Falklandkrieg, von dem Iris Hall aus Cowley bei Oxford berichtete, lagen sogar rund 10000 Kilometer zwischen Hund und Besitzerin:
»Mein Sohn stand unserem West-Highland-Terrier sehr nahe. 1978 ging er zur Royal Navy, und da er die meiste Zeit bis 1982 an Land stationiert war, kam er am Wochenende regelmäßig nach Hause. Er fuhr mit dem Zug. Irgendwann kamen wir dahinter, dass der Hund etwa zwanzig bis dreißig Minuten, bevor mein Sohn zur Tür hereinkam, aufgeregt wurde, und sobald er anfing, immer wieder zur Haustür zu laufen, begann ich das Abendbrot herzurichten, und wenn er dann kam (immer hungrig), war sein Essen fertig. Damals haben wir immer darüber gelacht. Im April 1982 wurde sein Schiff, die HMS Coventry, zu den Falklandinseln geschickt. Am 25. Mai sprang mir der Hund am frühen Abend zitternd und winselnd auf den Schoß. Als mein Mann heimkam, sagte ich: ›Ich weiß nicht, was mit ihr los ist – so ist sie nun schon seit über einer halben Stunde. Sie will nicht mehr von meinem Schoß runter.‹ In den Neun-Uhr-Nachrichten hörten wir, ein Schiff vom ›Typ 42‹ sei versenkt worden, und da wussten wir, dass es die HMS Coventry war, obwohl der Name erst am nächsten Tag bekannt gegeben wurde. Unser Sohn befand sich unter den Vermissten. Unser kleiner Hund verzehrte sich vor Kummer und starb
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