Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Wir haben keine Ahnung, wieso.« In einem derartigen Fall ist es kaum vorstellbar, dass der Hund dies gewusst haben konnte, weil er etwas gesehen, gerochen oder gehört hatte. Dennoch könnten Skeptiker einwenden, die Kneipe müsse so nahe gewesen sein, dass die normalen Sinne irgendeinen Hinweis aufgeschnappt hätten. Aber oft ereignen sich Unfälle weit von zu Hause weg, über die Reichweite aller bekannten Sinne hinaus.
An einem Sommerabend im Jahre 1991 verließ ein junger britischer Soldat sein Elternhaus in Liverpool, um mit der Bahn zu seiner Kaserne in Südengland zurückzufahren. Im Laufe dieses Abends begann Tara, die Hündin der Familie, zu winseln und heftig zu zittern. Die Eltern glaubten, sie müsse krank sein, gaben ihr ein Beruhigungsmittel und versuchten sie zu trösten. Aber über eine Stunde lang wollte sie sich nicht beruhigen. Sie blieb hellwach und unruhig, bis das Telefon läutete, berichtete Margaret Sweeney:
»Der Anruf kam aus einem Krankenhaus in Birmingham, wo man uns sagte, David sei in der Gegend von Tamworth [130 Kilometer von Liverpool] aus dem Zug gefallen. Er sei zwar erheblich, aber nicht schwer verletzt, und er durfte mit uns reden. Während des Anrufs war Tara freudig erregt, dann legte sie sich hin und schlief ein. Später erfuhren wir, dass sie genau in dem Augenblick begonnen hatte, sich aufzuregen, als David aus dem Zug gefallen war, und dass sie sich wieder beruhigt hatte, nachdem man ihn im Krankenhaus untersucht hatte und es ihm besserging.«
In der Datenbank haben wir 48 Fälle von Hunden, die auf ähnliche Weise auf ferne Notfälle reagierten, indem sie Anzeichen von Kummer oder Unruhe zeigten. Neben den beiden oben erwähnten Beispielen handelte es sich um zehn Auto- oder Motorradunfälle, drei Stürze, zwei Arbeitsunfälle, ein gekentertes Kajak, ein Feuer, einen Herzinfarkt und um eine Geburt in einem 25 Kilometer entfernten Entbindungsheim.
Während ich gerade an diesem Kapitel schrieb, erlebte ich merkwürdigerweise die Reaktionen eines Hundes, die mit einem fernen Unfall zeitlich zusammenfielen. Während der Schulferien im Februar 1998 kümmerten wir uns um einen goldfarbenen Labrador namens Ruggles, der unseren Freunden und Nachbarn, den Beyers, gehörte. Der Sohn Timothy war mit der Schule zum Skifahren in die italienischen Alpen gefahren, seine Eltern machten Urlaub in Spanien. Ruggles lebte sich gut ein und hielt sich die meiste Zeit in unserem Familienzimmer auf. Aber als er eines Morgens um 11.30 Uhr von einem Spaziergang zurückkehrte, wollte er den Hausflur nicht mehr verlassen. Alle Überredungskünste versagten. Er blieb an der Haustür, bis er um 15 Uhr zu einem weiteren Spaziergang ausgeführt wurde. Sein Verhalten war so auffällig und ungewöhnlich, dass ich dachte, Timothys Eltern müssten sich entschlossen haben, früher heimzufahren. Ich rechnete jeden Augenblick damit, dass sie anriefen, um mir mitzuteilen, sie seien gerade angekommen.
An diesem Nachmittag gab es tatsächlich einen Anruf, aber nicht von Timothys Eltern. Er kam aus Italien – Timothy war am Mittag von einem Sessellift heruntergefallen und hatte sich das Bein gebrochen; er war mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden. Der Unfall hatte sich um elf Uhr britischer Zeit ereignet. (Merkwürdigerweise humpelte Ruggles, als er von seinem Nachmittagsspaziergang zurückkehrte. Er war in einer Pfütze auf Glassplitter getreten und hatte eine blutende Pfote und eine zerschnittene Sehne. Über Nacht musste er in einer Tierklinik bleiben. Also befanden er und Timothy sich zur gleichen Zeit mit einem bandagierten Bein im Krankenhaus.)
Natürlich lässt sich unmöglich mit Sicherheit sagen, ob die Reaktionen des Hundes zwischen 11.30 und 15 Uhr wirklich mit dem Unfall des Jungen zusammenhingen. Ruggles wirkte nicht besonders bekümmert, als er an der Haustür wartete. Er machte eher den Eindruck, als wisse er, dass etwas Wichtiges geschehe, und als habe er das Gefühl, marschbereit sein zu müssen. Aber seine Reaktion war so eindeutig und das zeitliche Zusammentreffen so bemerkenswert, dass ich meine, es könnte durchaus einen kausalen Zusammenhang gegeben haben.
In den meisten Fällen, wie auch hier, nutzen die Reaktionen des Hundes dem verletzten Menschen nichts. Die Tiere, von denen uns berichtet wurde, waren im Übrigen viel zu weit weg. Aber in manchen Fällen haben Hunde dazu beigetragen, das Leben ihres Halters zu retten, oder haben es zumindest versucht.
So war
Weitere Kostenlose Bücher