Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Zoowärter, Hundeheimleiter sowie Menschen, die mit Pferden arbeiten. Dann habe ich Haustierhalter auch über Fachzeitschriften und über die allgemeinen Medien um Informationen gebeten und über 4500 Berichte über bestimmte Arten von tierischem Verhalten gesammelt, die auf ein ungewöhnliches Wahrnehmungsvermögen hindeuten. Dabei hat sich gezeigt, dass viele Menschen ganz ähnliche Erfahrungen mit ihren Tieren gemacht haben. Und wenn die Berichte so vieler Menschen auf übereinstimmende und wiederholbare Muster verweisen, werden aus Anekdoten naturkundliche Belege. Zweitens habe ich in England und in den USA formelle Umfragen veranstaltet, bei Zufallssamples von Haushalten, um die Häufigkeit der von den tierischen Gefährten bekundeten verschiedenen Formen des Wahrnehmungsvermögens zu quantifizieren. Drittens bin ich der Frage, ob die Ansichten der Besitzer über ihre Tiere begründet sind oder nicht, mit Hilfe experimenteller Untersuchungen nachgegangen.
Eines meiner Lieblingsbücher in der Biologie ist Charles Darwins Werk The Variation of Animals and Plants Under Domestication ( Abänderung von Tieren und Pflanzen bei der Züchtung ), das 1868 erschien. Es enthält eine Fülle von Informationen, die Darwin von Naturforschern, Forschungsreisenden, Kolonialverwaltern, Missionaren und anderen Leuten erhielt, mit denen er auf der ganzen Welt korrespondierte. Er studierte Publikationen wie den Poultry Chronicle ( Die Geflügelchronik ) und The Gooseberry Grower’s Register ( Das Register des Stachelbeerzüchters ). Er selbst baute 54 Stachelbeersorten an. Er stützte sich auf die Erlebnisse von Katzen- und Kaninchenliebhabern, Pferde- und Hundezüchtern, Imkern, Bauern, Gärtnern und anderen Menschen, die im Umgang mit Tieren und Pflanzen erfahren waren. Er trat zwei Londoner Taubenclubs bei, hielt alle Arten, die er bekommen konnte, und suchte führende Taubenliebhaber auf, um sich ihre Vögel anzusehen.
Die Auswirkungen der Zuchtwahl bei domestizierten Tieren und Pflanzen, die mit solcher Aufmerksamkeit von praxisorientierten Männern und Frauen beobachtet wurden, vermittelten Darwin die nachhaltigsten Beweise für die Kraft der Auslese, eines wesentlichen Elements in seiner Theorie der Evolution durch natürliche Auslese.
Seit Darwin hat sich die Wissenschaft zunehmend von dem reichen Erfahrungsschatz der Menschen entfernt, die keine professionellen Wissenschaftler sind. Noch immer gibt es Millionen von Menschen mit praktischen Erfahrungen im Hinblick auf Tauben, Hunde, Katzen, Pferde, Papageien, Bienen und andere Tiere ebenso wie auf Apfelbäume, Rosen, Orchideen, Bohnen, Spargel und andere Pflanzen. Noch immer gibt es Zehntausende von Amateurforschern in der Natur. Aber die wissenschaftliche Forschung beschränkt sich mittlerweile fast völlig auf Universitäten und Forschungsinstitute und wird von Berufswissenschaftlern mit Doktortiteln betrieben. Diese Exklusivität hat zu einer Verarmung der modernen Biologie geführt.
Warum ist diese Forschung nicht bereits betrieben worden?
Die Untersuchung der unerklärten Kräfte von Tieren, die ich in diesem Buch schildere, wird zwar durch moderne technische Geräte wie Computer und Videokameras erleichtert, aber im Prinzip hätten sich diese Forschungen größtenteils schon vor 100 Jahren oder noch früher betreiben lassen. Die Tatsache, dass sie erst jetzt unternommen werden, ist ein Zeichen für die Kraft der Tabus, die derartigen Untersuchungen entgegenstehen.
Ich glaube, dass sich viel damit gewinnen lässt, wenn man diese Tabus ignoriert. Ich glaube auch, dass sich viel damit gewinnen lässt, wenn man einer wissenschaftlichen Methode folgt. Dieser Methode folge ich selbst, und ich habe sie in diesem Buch zusammengefasst. Aber das Wort »wissenschaftlich« kann ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Allzu oft wird es mit einem engstirnigen Dogmatismus gleichgesetzt, der all das zu leugnen oder in Frage zu stellen sucht, was nicht im Einklang mit der mechanistischen Weltanschauung steht. Im Gegensatz dazu verstehe ich unter »wissenschaftlich« eine Methode des aufgeschlossenen Forschens, bei dem man sein Augenmerk auf die Beweise richtet und mögliche Erklärungen mit Hilfe des Experimentes überprüft. Der Weg der Untersuchung entspricht eher dem Geist der Wissenschaft als der Weg des Leugnens. Und er bereitet mit Sicherheit mehr Spaß.
Diese unterschiedlichen wissenschaftlichen Einstellungen lassen sich an der Geschichte eines Pferdes namens Schlauer
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