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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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als die Wand aus Möbeln hinter ihm mit einem gleißenden Blitz explodierte.

 
KAPITEL ZWÖLF
     
     
     
    Der größte Teil der Möbel verschwand in dem Blitz, dem einen Moment später eine Wolke aus Rauch und heißer Asche folgte. Ein Rudel Erwählter in den Uniformen der Imperialen Garde kam hereingestürmt – mit noch mehr Geistschatten.
    Tal, vom Explosionsdruck umgestoßen, war einen Augenblick wie gelähmt. Es war unfassbar, dass sie den gesamten Korridor gesprengt hatten. Sie mussten doch davon ausgehen, dass sich hier Erwählte aufhielten, nicht nur Ebbitt und er.
    Noch vom Schreck der Explosion benommen, stand er schwankend auf und wischte sich die heiße Asche vom Gesicht. Nur eine Sekunde später wurde er von einer der Wachen zum dritten Mal niedergeschlagen. Die Frau stellte sich sofort hinter ihn und drehte ihm die Arme um, damit er nicht an seinen Sonnenstein oder seine Waffe kam.
    „Ich habe ihn!“, rief sie.
    „Du, komm von da oben runter!“, rief ein anderer Wächter Milla zu. Der Gardist schien nicht sonderlich erstaunt zu sein, was Tal verwirrte. Dann wurde ihm klar, dass die Wachen Milla wohl für eine geflohene Untervölklerin hielten und annehmen mussten, Tal hätte die Schatten angegriffen.
    Milla zu unterschätzen war nichts, was jemand mehr als einmal tat, dachte Tal. Doch dieses Mal musste sie wirklich weglaufen und nicht kämpfen. Verzweifelt wollte er ihr sagen, dass sie verschwinden sollte. Doch sein Mund schien voller Asche zu sein, die ihn am Rufen hinderte.
    Milla lief nicht weg. Tal hörte einen überraschten Schmerzensschrei von dem Gardisten, der ihr befohlen hatte herunterzukommen. Tal drehte seinen Kopf, sah aber nichts außer einem Paar rückwärts stolpernder Stiefel, einer Menge anderer Stiefel, die vorwärts stürmten, und vielen, vielen Geistschatten in Bewegung.
    „Sie ist nicht vom Untervolk!“
    „Irgendeine Kreatur, die mit dem Licht umgehen kann!“
    „Nehmt euch vor dem Schwert in Acht!“
    „Abstand halten!“
    Wieder gab es einen Lichtblitz und wieder regnete es Asche. Doch Milla war nicht getroffen. Ein Geistschatten kreischte auf, es folgten Flüche und Rufe der Wachen und der eigenartig hallende Klang von Metall auf Merwin-Horn.
    „Pass auf! Links! Nach links!“
    „Abstand halten! Abstand… ahhhh!“
    „Harl! Japen! Hier entlang! Ranil, zieh ihn zurück.“
    Ranil ließ Tals Arme los und packte ihn an den Fesseln. Bei all dem Schreien und Laufen wurde Tal klar, dass Milla noch immer frei war. Aber es gab einfach zu viele Wachen und Geistschatten, als dass sie noch lange durchhalten konnte.
    „Milla!“, rief Tal noch einmal, den Mund voller Asche. „Verschwinde! Sie werden dich töten!“
    Mit seinem Schrei wandte sich Tal einen Augenblick frei. Ranil fluchte und versuchte, ihn wieder einzufangen, während Tal nach ihr trat, auswich und auf den Boden rollte. Er kroch unter einen Tisch, doch von dort gab es keinen Ausweg.
    In den paar Sekunden, in denen er außer Sicht war, zog Tal den Ring mit dem Sonnenstein von der Kette und versteckte ihn im Mund. Seine Kette mit dem ausgebrannten Sonnenstein behielt er in der Hand.
    Ranil zog den Tisch weg und setzte sich wieder auf Tal, doch der befand sich jetzt in einer Lage, aus der er mehr vom Korridor überschauen konnte. Schemenhaft konnte er Milla erkennen, die mit dreien der Wachleute kämpfte und dabei von Schrank zu Schrank sprang. Dann drückte Ranil Tals Kopf auf den Boden und der konnte nichts mehr sehen.
    Tal hörte einen erneuten Schlagabtausch – das scharfe Klingen von Stahl und das eher gedämpfte Singen des Merwin-Horns. Einer der Wachen schrie auf und ein anderer stöhnte vor Schmerzen. „Zurück!“, rief dann ein weiterer Gardist; Fußgetrappel war zu hören.
    Tal versuchte in einer übermenschlichen Anstrengung, seinen Rücken zu strecken und sich umzudrehen. Er sah Asche durch den Raum wirbeln, Wachen zurückspringen und Milla vom ersten Schrank springen. Dann schoss ein großer elektrischer Funke von der Hand einer Wache direkt in Millas Brust. Es gab einen Knall wie Donner, einen gleißenden Blitz und schließlich ein plumpsendes Geräusch, als Milla zu Boden fiel.
    „Was immer es auch war, es ist erledigt“, sagte einer der Gardisten voller Erleichterung. Ein zustimmendes Gemurmel erklang.
    Voller Angst schloss Tal die Augen.
    Milla war tot.
    Sie waren so weit gekommen und hatten so viel überlebt. Es durfte nicht sein, dass alles in Ebbitts staubigem Korridor ein Ende haben

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