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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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sollte.
    Tal sah Millas Gesicht, als sie ihm sagte, sie müssten noch einmal über diesen bedrohlichen Abgrund springen. Milla, die hätte leben müssen, um eine Schildjungfrau zu werden und um Lieder über ihre Abenteuer zu singen. Jetzt würden die Far-Raider niemals erfahren, was aus ihrer tapfersten Tochter geworden war.
    Tal wurde grob umgedreht und irgendjemand nahm ihm die Kette mit dem toten Sonnenstein ab. Er öffnete die Augen, als eine Wächterin ihn nach Waffen durchsuchte.
    Alles war in einem einzigen Augenblick passiert. Alles war vorüber. Nicht nur für Milla, sondern auch für Tal und seine Familie. Für alle.
    Der Geistschatten kniete neben Tals Kopf. Er war offensichtlich bereit, bei der geringsten Bewegung zuzuschlagen. Mit einer Klaue hielt er Tals Schattenwächter am Hals hoch, der wieder die Form eines Dattu angenommen hatte.
    „Bist du Tal Graile-Rerem?“, fragte eine Stimme irgendwo außerhalb seines Blickfelds. Tal machte Anstalten, sich umzudrehen, hielt aber sofort wieder inne, als sich die Klauen des Geistschattens um seinen Hals schlossen.
    „Ja“, murmelte er benommen. Er dachte jetzt nicht mehr an den Sonnenstein, den er in seiner Backe versteckte. Er hatte versagt und Milla war tot.
    „Er ist es“, bestätigte eine andere Stimme. „Ich habe gesehen, wie er Beastmaker gespielt hat. Weshalb will Sushin ihn haben?“
    Schattenmeister Sushin war also noch immer Tals Feind, wenn er auch nicht erfahren hatte, aus welchem Grund. Tal fragte sich resignierend, wie Sushin – der nur ein Hellstern des Orange-Ordens war – Imperiale Wachen gegen ihn mobilisieren konnte. Und warum setzte er alles daran?
    „Woher kommt die andere, Tal?“, wollte der Gardist wissen, der ihn zuvor gefragt hatte, wer er war. „Aus den Tiefen des Untervolks? Wer hat das Schwert für sie gemacht?“
    „Sie war mein Gast“, murmelte Tal mechanisch. Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, so als würde er gar nicht selbst sprechen. „Milla ist… war ein Eiscarl. Von draußen.“
    Auf seine Antwort folgte Stille und alle Wachen erstarrten plötzlich. Dann gab jemand ein gehüsteltes Lachen von sich und alle fuhren mit ihrer Tätigkeit fort.
    „Von draußen? Was meinst du mit draußen?“
    „Von außerhalb des Schlosses“, sagte Tal. „Vom Eis.“
    „Und du erwartest, dass wir das glauben?“, fragte der Gardist. Er klang jetzt verärgert.
    „Nein“, sagte Tal voller Bitterkeit. „Aber es ist wahr.“
    „Nehmt sie mit“, sagte der Wachmann. „Tal kommt in die Grube. Das Mädchen in den Saal der Albträume. Fashnek soll die Wahrheit aus ihr herausholen. Und niemand verliert ein Wort über diese Sache, verstanden?“
    Es erklang ein zustimmender Chor und dann brandete wieder der Lärm allgemeiner Geschäftigkeit auf.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis das, was die Wache gesagt hatte, in Tals Verstand vordrang. Die Worte hallten in seinem Kopf wider.
    Das Mädchen in den Saal der Albträume.
    Er kam sich wie ein Vierjähriger vor, der sich verzweifelt mit dem Lesen abmühte. Dann traf es ihn wie ein Hammerschlag.
    Milla musste noch am Leben sein! Sie würden wohl kaum eine Leiche in den Saal der Albträume schaffen, um sie zu befragen!
    Tal sah einen winzigen Funken Hoffnung in der Dunkelheit in seinem Innern, doch die Finsternis erhellte sich noch nicht vollständig. Milla mochte vielleicht noch am Leben sein, aber sie befanden sich alle in furchtbarer Gefahr, Milla wahrscheinlich in der größten.
    Der Saal der Albträume war ein Ort, in dem die Geistschatten in die Träume einer Person eindringen und diese in Albträume verwandeln konnten. Dort wurden Personen bestraft, die die Gesetze der Imperatorin nicht befolgten. Für Milla, die den für Eiscarls typischen Hass auf freie Schatten hatte, musste das absolut schrecklich sein.
    Tal schnappte nach Luft, als sich plötzlich ein Geistschatten um ihn legte, seine Arme und Beine festdrückte und dann ein dünnes Tuch über seine Augen schob. Der Schatten fühlte sich fast wie sein eigener Schattenwächter an. So als ob er eines seiner Hemden anzog, das dann überraschenderweise nass war. Der Schatten war stark genug, um ihm jede Bewegung unmöglich zu machen. Außerdem konnte Tal durch das Schattentuch vor seinen Augen absolut nichts sehen.
    Erst jetzt machte er sich Gedanken darüber, was nun mit ihm geschehen würde. Milla kam in den Saal der Albträume, ihn jedoch würde man zur Grube bringen.
    Tal hatte noch niemals von der Grube

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