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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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überhaupt keinen Sinn hatte, mit Ebbitt zu streiten. Er war wie ein paar der älteren Cronen. Sein Verstand war irgendwo jenseits der Grenzen unterwegs, hinter die kein Eiscarl – oder Erwählter – sehen konnte.
    Milla und Gill legten Tal auf den Boden und hielten seinen Kopf etwas aufrecht. Ebbitt beugte sich vor, öffnete den Mund des schlafenden Jungen mit zwei Fingern, träufelte den Inhalt des Röhrchens hinein, hielt ihm die Nase zu und sagte: „Schüttelt ihn ein wenig hoch und herunter.“
    Milla und Gill folgten der Anweisung. Zuerst geschah gar nichts, doch dann hustete Tal. Dem Husten folgte ein Niesen, das allerdings von Ebbitts klemmenden Fingern unterdrückt wurde. Dann öffnete Tal langsam die Augen. Er war erschöpft, aber er konnte allein stehen.
    Im selben Augenblick wurde Adras wach und setzte sich auf. Er kratzte sich am Kopf.
    „Weshalb hast du mich aufgeweckt?“, fragte er Odris missgelaunt. „Ich hatte so einen tollen Traum. Ich habe Blitze auf Motten abgefeuert und jedes Mal, wenn ich eine traf, explodierte sie in Rauch und Funken…“
    Odris gab ihm eine Ohrfeige. Die Berührung von Schattenfleisch auf Schattenfleisch machte einen seltsames Raspelgeräusch.
    „Ich dachte, du stirbst“, sagte sie. „Und du machst dir Sorgen wegen eines dummen Traumes!“
    „Wo sind wir?“, fragte Tal. Seine Stimme war dünn und er fühlte sich furchtbar. Ihm war schlecht und er zitterte.
    „In der Festung der Freivölkler“, sagte Ebbitt.
    „Der Höhle des Freivolks“, sagte Crow gleichzeitig. „Nennt sie bei ihrem richtigen Namen.“
    Er schob Ebbitt beiseite und ging auf die größte Hütte zu. Inkie tippelte hinter ihm her. Clovil und Ferek zögerten, folgten dann aber ebenfalls. Gill blieb zurück.
    Als sich Crow der Hütte näherte, öffnete sich die Tür und zwei erwachsene Männer in bemalten Untervolk-Roben kamen heraus. Einer war recht alt – vielleicht so alt wie Ebbitt, aber viel kleiner und er sah ziemlich verschrumpelt aus. Der andere Mann war vielleicht so alt wie Tals Vater Rerem, obwohl er viel stärker gebaut war. Er sah aus wie die Untervölkler, die die schweren Lastarbeiten im Schloss durchführten. Allein sein Oberkörper war beinahe doppelt so breit wie Tals. Er hatte langes, schwarzes Haar.
    Als Tal den jüngeren der beiden Männer so ansah, wurde ihm klar, dass er mit Crow verwandt sein musste. Vielleicht war er sogar dessen Vater. Ihre Gesichter besaßen eine auffällige Ähnlichkeit und obwohl Crow körperlich noch nicht so stark war, gab es Zeichen dafür, dass er es eines Tages sein würde.
    Crow hob seine Hand zu einem zeremoniellen Grußzeichen, doch nur der ältere Mann winkte zurück. Tal sah überrascht, wie Crow sich vorbeugte, um seinen muskulösen Verwandten zu umarmen, der jedoch die Umarmung nicht erwiderte.
    „Wir haben vier Gefangene mitgebracht“, sagte Crow zu dem älteren Mann so laut, dass Tal und Milla es ohne Anstrengung hören konnten. „Zwei Erwählte und zwei Geistschatten.“
    „Ich bin keine Erwählte“, erklärte Milla. „Und ich bin keine Gefangene.“
    Tal sagte kein Wort. Ihm war nicht nach reden zumute. Außerdem hatte er bei seiner Begegnung mit den Eiscarls gelernt, dass Schweigen das Klügste war, was man angesichts einer neuen Begegnung tun konnte.
    „Ich auch nicht“, sagte Odris. „Und Adras auch nicht.“
    „Was bin ich nicht?“, fragte Adras. Er rieb sich den Bauch und hatte offensichtlich nicht zugehört.
    „Ein Gefangener“, sagte Odris. „Du bist von niemandem ein Gefangener!“
    „Klar.“ Adras sah zu Tal hinüber und sagte: „Kannst du nicht versuchen, dich etwas besser zu fühlen? Wegen deines Schattens ist mir schlecht. Und er hat mich schon einmal schläfrig gemacht.“
    „Das ist der Spinnenbiss“, erklärte Tal. „Also warst du auch bewusstlos?“
    „Und ich habe geschlafen“, gab Adras zurück. „Ich bin im gleichen Moment wie du umgekippt.“
    Crow und die anderen Freivölkler redeten mit den alten Männern, aber Tal achtete nicht darauf. Er war zu interessiert daran, was Adras gerade gesagt hatte.
    „Ich frage mich, ob dieses Spinnengift…“, sagte er laut. Er drehte sich zu Ebbitt. „Onkel Ebbitt? Könnte meine Mutter krank sein, weil sie mit dem Gift der Wasserspinnen vergiftet wird?“
    Ebbitt kratzte sich am Kopf und entdeckte einen blauen Wachsstift, der sich irgendwann dort verheddert hatte. Er sah ihn verwirrt an und sagte: „Ja. Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Ich weiß

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