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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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nicht, wie man den Spinnen das Gift abnehmen könnte. Aber konstante kleine Dosen würden einen schläfrig machen und bei regelmäßiger Anwendung ein Koma hervorrufen. Ja, das erklärt die Symptome. Aber wie melkt man die Spinnen? Ich nehme an, es handelt sich um eine Art Gurtsystem und einen Vakuum-Apparat. Gute, dicke Handschuhe, um den Kreaturen damit einen überzubraten…“
    Seine Worte wurden zu einem Murmeln, während er weiter laut nachdachte.
    „Gref muss auch vergiftet worden sein“, sagte Tal. Er dachte jetzt in rasendem Tempo nach, war er doch plötzlich auf etwas aufmerksam geworden. Sowohl seine Mutter als auch Gref mit dem Serum der Wasserspinnen vergiftet… Sushin musste Zugriff auf die Spinnen haben. Vielleicht hatte er sogar irgendwo zahme Spinnen.
    Tal schauderte bei dem Gedanken an Sushin, der sich Wasserpinnen hielt. Doch er war auch plötzlich wieder voller Hoffnung. Jetzt, da er einen Verdacht hatte, was mit Graile und Gref geschehen war, konnte er vielleicht das Gegengift für sie besorgen.
    Seine Gedanken wurden von Crow unterbrochen, der etwas rief und zu einer der anderen Hütten davonmarschierte. Er öffnete wütend die Tür, ging hindurch und schlug sie so fest hinter sich zu, dass etwas Staub von der Decke der Höhle rieselte.
    Die beiden Männer sahen ihm dabei zu. Dann kam der ältere Mann zu Tal. Der schwarzhaarige Gigant folgte ihm dichtauf. Als sie näher kamen, fiel Tal auf, dass ihm der Anführer bekannt vorkam, wenn er ihn auch noch nie in den Roben eines Untervölklers… oder vielmehr Freivölklers gesehen hatte.
    „Grüße, Tal und Milla, Odris und Adras“, sagte der Mann. Als Tal die tiefe, wohlklingende, lebhafte Stimme hörte, die aus dem kleinen Körper drang, wurde ihm klar, wo er den Mann schon einmal gesehen hatte.
    „Ich heiße Jarnil und bin der Anführer des Freivolks“, sagte der alte Mann.
    Tal blinzelte. Er kannte diesen Mann mit vollem Namen.
    Es war seine Brillanz Jarnil Yannow-Kyr vom Indigo-Orden, der ehemalige Oberlektor. Tal hatte als kleiner Junge Unterricht bei ihm gehabt.
    Und er war seit mindestens fünf Jahren tot.

 
KAPITEL ZEHN
     
     
     
    Tal erinnerte sich noch genau daran, wie ihnen im Lektorium der Tod des Oberlektors verkündet worden war. Ein tödlicher Unfall, hatten sie gesagt, ohne jegliche Details preiszugeben. Da aber ein tödlicher Unfall für einen Erwählten etwas ziemlich Ungewöhnliches war, hatten die Kinder noch einige Zeit davon gesprochen und versucht, den Grund herauszufinden.
    „Ihr müsstet eigentlich tot sein!“, brach es aus Tal hervor.
    Jarnil lächelte, doch es war ein bitteres Lächeln, das seine Augen nicht erleuchtete.
    „Das war die Geschichte, die sie verbreitet haben“, sagte er. „Sie war beinahe wahr.“
    Er hob seinen Arm und Tal sah, dass Jarnils Hand unkontrolliert zuckte, so als hätte sie ein Eigenleben.
    „Man brachte mich zu einem Ort… den du kennst“, sagte Jarnil. „Nachdem Fashnek mit mir fertig war, wurde mein Körper – von dem sie annahmen, dass er tot war – zum Untervolk geworfen, damit sie ihn entsorgten. Das war Fashneks Fehler, denn ich war zwar am Sterben, aber noch nicht tot.
    Ein paar der Untervölkler, die mich kannten, arbeiteten bei der Leichenentsorgung. Sie brachten mich hier her und pflegten mich… na ja, man kann es gesund nennen. Ich habe dann jahrelang im Geheimen die Aktivitäten der Untervölkler und der Erwählten koordiniert, die das Leben im Schloss ändern wollen.“
    „Was meint Ihr damit, Untervölkler und Erwählte, die das Leben im Schloss ändern wollen?“, fragte Tal. Diese Vorstellung erschreckte ihn. Er wollte überhaupt nichts ändern. Er wollte, dass alles wieder zur Normalität zurückkehrte. Er wollte, dass sein Vater wieder zu Hause, seine Mutter wieder gesund und Gref und Kusi bei ihnen waren. Natürlich mussten sich die Dinge in Bezug auf das Untervolk- und die Eiscarls – ändern. Aber vielleicht konnte es ja eine langsame Veränderung werden. Doch während Tal darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass es dazu bereits zu spät war. Alles war bereits in Veränderung begriffen und er musste sich wohl eher daran gewöhnen.
    „Genau das“, sagte Jarnil. „Das hier ist übrigens Bennem.“
    Bennem gab eine Art Grunzen von sich und deutete ein Nicken an. Er schien ebenso freundlich wie Crow zu sein. Jetzt, da er ihn aus der Nähe sah, dachte Tal, dass er nicht alt genug war, um Crows Vater sein zu können. Vielleicht war er ein älterer

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