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Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze

Titel: Der siebte Turm 04 - Jenseits der Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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wegzufliegen.
    Doch das Kommando blieb ihm im Halse stecken, als er zwei Wespenwyrm-Schatten sah, die sich aus einem Fenster abstießen und hochgeflogen kamen.
    Es gab also keinen Fluchtweg in der Luft.
    Sie saßen in der Falle.

 
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
     
     
     
    Für Milla ging alles sehr schnell, als die Cronen schließlich zu einer Entscheidung gekommen waren. Sie wurde von dem Stuhl losgebunden, musste jedoch darauf sitzen bleiben. Odris wurde befohlen, dicht hinter ihr zu stehen.
    Dann stellten sich die Cronen schnell in einem Kreis um die beiden auf. Milla versuchte, sie anzusehen. Doch all die seltsamen Augen, die auf sie gerichtet waren, waren einfach zu viel und sie musste ihren Blick wieder senken.
    Als der Kreis vollständig war, hob die Mutter-Crone des Ruinenschiffs eine vernarbte und verkrümmte Hand.
    Wind kam auf, obwohl das im Schiff unnatürlich war. Der Wind wurde stärker, je höher die Hand stieg.
    Ein pfeifender, heulender Wind umwehte Milla. Doch er kam aus keiner bestimmten Richtung. Er war abwechselnd eigenartig kalt und heiß, anders als jede Brise, die Milla je zuvor erlebt hatte.
    Milla sah auf und bemerkte, dass die Cronen pfiffen. Ihre Lippen waren geschürzt und ihre leuchtenden Augen auf sie gerichtet.
    Irgendwie hatten sie den Wind gerufen.
    Der Wind wurde stärker und die Laternen erloschen.
    Die Augen der Cronen leuchteten weiter in der Dunkelheit.
    Dann sprachen alle gleichzeitig mit einer gewaltigen Stimme, die lauter war als der Wind.
    „Milla von den Far-Raidern“, brüllte die kollektive Stimme. „Jetzt wirst du ausgestoßen!“
    Milla spürte, wie der Wind an ihr zerrte und sie aus ihrem Stuhl hob. Sie wurde hoch in die Luft gehoben, über die Köpfe der Cronen hinweg und beinahe bis an die Decke. Ihre Kleider wurden ihr in Streifen vom Leib gerissen und sie flog nackt durch die Luft.
    Der Wind trug sie vorwärts zur anderen Wand des Raumes und einen Moment fürchtete sie, dagegen zu fliegen. Doch der Wind ließ sie im letzten Moment fallen und sie wurde stattdessen durch einen mit Fellvorhängen geschützten Ausgang in einen Korridor geweht.
    Der Wind trug sie noch immer, die Cronen kamen in einer einzigen, großen Masse nach und füllten den Korridor hinter ihr.
    „Milla von den Far-Raidern!“, rief die riesige Stimme noch einmal. „Du wirst nun zum zweiten Mal ausgestoßen!“
    Milla wurde durch einen weiteren Durchgang geweht. Sie spürte den Wind, der sie zu einer anderen, natürlicheren Brise trug. Einen Moment schwebte sie auf der Stelle, als die beiden Mächte miteinander kämpften. Doch die Kraft der Cronen war stärker und Milla wurde weitergetragen.
    Sie kam an einen weiteren Durchgang, der ebenfalls mit Fellen verschlossen war. Davor lag das Eis, das konnte Milla spüren.
    „Milla von den Far-Raidern! Du wirst das dritte Mal ausgestoßen!“
    Der Wind stieß Milla aus der Tür und ließ sie los. Sie wurde durch die Luft geschleudert und dann stürzte sie in eine tiefe Schneewehe.
    Der Schock der plötzlichen Kälte saugte ihr die Luft aus den Lungen. Sie lag im Schnee und fühlte, wie der natürliche Wind Eiskristalle durch ihre Haare wehte. Ihre Haut brannte vor Kälte und ein tiefer Schmerz stach sie dort, wo die Wunde des Merwin-Horns an ihrem Bauch war.
    Ihr Herz schien seinen Schlagrhythmus zu verlangsamen und sie spürte, wie das Blut in ihren Ohren pochte. Es wurde langsamer und langsamer, doch sie hatte keine Angst und machte sich keine Sorgen. Was auch immer jetzt geschah, es war vorausbestimmt. Hier draußen auf dem Eis.
    Millas Herz blieb stehen.
    Alles war still. Sie konnte jetzt nicht einmal mehr den Wind hören.
    Die Stille hielt noch eine Sekunde an. Zwei Sekunden. Drei Sekunden.
    Dann sprachen die Cronen wieder.
    „Milla vom Ruinenschiff, komm zu deinem Clan!“
    Millas Herz begann wieder zu schlagen und ein Schaudern durchlief sie von Kopf bis Fuß.
    Hände tauchten in den Schnee, griffen nach Milla und zogen sie aus der weißen Masse. Ihre Arme wurden in einen Mantel aus silbernem Ursek-Fell gesteckt – einen, der einem legendären Schwert-Thanen passen mochte – und er wurde ihr über den Kopf gezogen.
    Eiskristalle wurden ihr aus dem Haar gekämmt und ein Haarreif aus Selski-Knochen dorthin gesteckt. Gleichzeitig wurde sie kurz in die Luft gehoben, sodass man ihr dicke Stiefel aus fellüberzogenen Häuten anziehen konnte. Ein silber-schwarzer Gürtel wurde um ihre Taille gelegt. Er hatte eine goldene Schnalle in Form eines

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