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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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und der Einsatz von Lichtmagie sie geschwächt. Sie hatte sich schon daran gewöhnt, sich von der Magie oder ihrem Geistschatten helfen zu lassen und so hatte sie womöglich einen Teil ihrer Kraft eingebüßt. So eine kleine Unterwasser-Durchquerung hätte sie früher doch nicht beunruhigt.
    Zehn Schritte. Oder waren es elf? Milla versuchte, schneller durch das Wasser zu kommen. Sie hatte bereits keine Luft mehr und die Schande, zu ertrinken oder beinahe zu ertrinken und gerettet werden zu müssen, schien ihr unerträglich. Die Schildjungfrau Jorle war schon zweimal ohne die geringste Mühe durchgekommen.
    Sie musste weitergehen. Es konnte sich nur noch um ein paar Schritte handeln.
    Es sei denn, sie wäre in eine Abzweigung des Tunnels geraten. Was wäre, wenn Jorle Glück gehabt und zufällig geradeaus gegangen und Milla irgendwie in einem Seitengang herausgekommen war? Vielleicht ging sie sogar in tieferes Wasser, in schwarze Tiefen, aus denen es keinen Rückweg gab.
    Eine Sekunde später brach sie in Luft und helles Licht hinaus. Sie machte einen tiefen, erleichterten Atemzug. Ebbitt stand etwas weiter oben an der Rampe. Die grüne Kugel um seinen Kopf leuchtete nicht mehr ganz so hell wie zuvor.
    „Warum hast du so lange gebraucht?“, fragte er. „Wir müssen einen Lokomotor erreichen.“
    Milla stieg aus dem Wasser und ging die Rampe hoch zu Ebbitt. Dann schüttelte sie sich und spritzte den alten Mann nass. Er zuckte zusammen, schnitt eine Grimasse und murmelte etwas über Handtücher, zog sich aber nicht zurück.
    Hinter Milla ertönte ein lautes Platschen. Graile und die beiden Schildjungfrauen tauchten auf – Tals Mutter zwar zitternd, aber vollkommen ruhig, die beiden Eiscarls japsend und nach Atem ringend.
    Als sie zu ihr hochsahen, verlangsamte Milla ihre Atemzüge. Sie wusste, dass ein Anführer immer ruhig und gefasst wirken musste. Doch sie war sich nicht sicher, ob sich die beiden Schildjungfrauen täuschen ließen, vor allem, da sie sofort ihr eigenes Keuchen verbargen.
    Als nächster Eiscarl kam Jarek der Wilde. Er befand sich noch immer in dem seltsamen Zustand, der auf den Kampfeswahn folgte. Die Durchquerung schien ihm nichts ausgemacht zu haben, doch er sagte nichts und sah auch niemanden an. Er trottete die Rampe hoch und hielt mit leeren Augen seine Kette fest in den Händen.
    Vielleicht war es die Trauer über den Verlust seiner Begleiterin, dachte Milla, als sie einen vorsichtigen Blick auf ihn warf. Vielleicht waren es nicht die Nachwehen seines Wahnes. Sie wusste nicht viel über die Wilden.
    „Beeilung, Beeilung“, sang Ebbitt. „Ich sagte euch doch, dass wir einen Lokomotor erwischen müssen.“
    „Das ist nicht der richtige Augenblick für eine Jagd“, sagte Milla ungeduldig. „Wir müssen so schnell wie möglich auf die Violetten Ebenen gelangen. Was ist überhaupt ein Lokomotor? Eine Art Bestie?“
    „Du wirst schon sehen, wirst schon sehen“, sagte Ebbitt. „Aber es hat nichts mit einer Jagd zu tun. Oh nein. Wir werden ihn benutzen, um damit zu fahren und er wird uns den ersten Teil des Weges transportieren, den wir gehen müssen, um dahin zu gelangen, wohin wir gelangen müssen.“
    „Zu den Violetten Ebenen“, wiederholte Milla. Sie wollte absolut sicher sein, dass Ebbitt wusste, wohin sie wollten. Aber auch wenn sie es immer wieder sagte, gab es dafür ohnehin keine Garantie.
    „Wir sind alle hier, Kriegsführerin“, rief Saylsen vom Fuß der Rampe. Wie Milla fast erwartet hatte, war die Schildmutter kaum außer Atem. Auch sah sie nicht einmal so nass, erschöpft und unterkühlt aus wie alle anderen.
    „Los“, sagte Ebbitt. Er ging voraus und führte die Gruppe die Rampe hinauf in einen sandigen Tunnel, der ohne Wände oder Stützen geradewegs in den Fels hinein verlief. Es waren keinerlei Sonnensteine an der Decke befestigt und so kam das einzige Licht von Millas und Ebbitts Sonnensteinen – und ein wenig von Grailes schwachem Stein.
    Der Tunnel war lang. Nach einer Weile vernahm Milla ein eigenartiges Geräusch von oben. Es hörte sich an wie die Metallarbeiter vom Feuerhüter-Clan, die Eiscarls, die das Geheimnis kannten, wie man Steine in Metall verwandelte. Sie waren die Einzigen, die das seltsame Gestein nutzen konnten, das man manchmal um die heißen Ghalt-Becken fand oder das wie Sonnensteine aus dem Himmel fiel. Das Metall, das sie daraus herstellten, war zwar nicht so gut wie das alte Goldmetall der Vorfahren, aber es war genauso wertvoll.
    Das

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