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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Geräusch wurde lauter, je weiter sie vorankamen. Es war der Klang von Metall und das dumpfe Klopfen von Steinen. Ebbitt hörte es offensichtlich, schien aber nicht beunruhigt zu sein. Milla beschloss, dass sie es dann auch nicht sein würde. Die Eiscarls folgten ihrem Vorbild.
    „Seid jetzt vorsichtig“, warnte Ebbitt. Er wurde langsamer und hob seinen Sonnenstein höher. Milla konzentrierte sich und hielt ihre Krallenhand bereit. Odris, die das sah, zog sich zurück.
    „Der Tunnel endet vor uns oberhalb der Lokomotoren-Straße“, sagte Ebbitt. „Wir müssen in einen der Lokomotoren-Eimer springen, der uns bis zu einem Punkt bringt, von dem wir mit dem Dampf Weiterreisen können. Zumindest ein paar von uns.“
    „Was ist ein Lokomotor und was bedeutet einer seiner ,Eimer’?“, wollte Milla wissen.
    Ebbitt gab keine Antwort, sondern wies sie an, zu ihm zu kommen. Gemeinsam gingen sie langsam weiter. Das Licht ihrer Sonnensteine beleuchtete den Weg vor ihnen, wo sich die Tunnelwände zu einem viel größeren Raum öffneten, in dem sich das Sonnensteinlicht größtenteils verlor.
    Der Tunnel endete an einer Klippe, die ungefähr auf halber Höhe in der Wand einer großen Höhle begann. Unter ihnen auf dem Höhlenboden führte ein seltsamer Weg in die Dunkelheit. Der Weg wurde durch drei Metallstränge gebildet, die ungefähr je eine Spanne voneinander entfernt waren.
    Irgendetwas, das vielleicht die Größe eines jungen Selski hatte, kam aus der Dunkelheit. Es dauerte einen Augenblick bis Milla begriff, dass dies kein lebendes Wesen, sondern die Quelle des hämmernden Geräusches war. Es war nur eine nach oben offene Metallkiste, die auf einer Plattform mit Rädern stand, die wiederum auf den beiden äußeren Metallsträngen liefen. An beiden Enden der Plattform gab es außerdem noch kleine, gezahnte Räder, die klackend über den zentralen Metallstrang liefen.
    „Ein Lokomotor-Eimer“, erklärte Ebbitt. „Der Lokomotor ist hinten. Er schiebt die Eimer auf diesen Metallbändern entlang, die Schienen genannt werden. Es gibt eine Menge Lokomotoren und jeder von ihnen schiebt zehn Eimer. Sie kommen aus der Dunkelheit dort unten, steigen dorthin auf, wohin wir wollen und verschwinden wieder in der Dunkelheit.“
    Milla sah gebannt zu, wie immer mehr der rollenden Kisten erschienen, die Ebbitt Eimer nannte. Wie er gesagt hatte, waren es zehn Stück, die von dem seltsamen Lokomotor geschoben wurden. Anders als die Eimer schien dieser Lokomotor wenigstens teilweise zu leben. Es war ein Ding aus seltsam pulsierendem, grauem Fleisch, das auf der rollenden Plattform saß. Der Fleischklumpen hatte kräftige Arme von der Länge eines erwachsenen Eiscarls, die die Räder antrieben. Doch die Arme wurden nicht von Haut bedeckt. Milla sah weiße Knochen und Muskeln, die sich dehnten und zusammenzogen.
    „Stellt euch hier in einer Reihe auf“, instruierte Ebbitt sie. „Wenn unter uns ein leerer Eimer erscheint, springen wir einfach hinunter.“
    „Wo steigen wir wieder aus?“, fragte Milla. Sie hatte eine Vision von dem seltsamen Lokomotor, der sie irgendwo hinzog, wo sie nicht hinwollten, tief unter das Schloss.
    „Vor uns liegt ein Ort, an dem die Schienen steiler werden und der Lokomotor eine Pause macht, um Kräfte zu sammeln“, erklärte Ebbitt. „Dort springen wir heraus. Es ist genau neben einem Untervolk-Durchgang, der zu einem Dampfrohr und hinaus auf Blau Fünf führt.“
    „Wohin geht der Lokomotor dann?“
    Ebbitt zuckte mit den Schultern. „Wieder nach unten“, sagte er. „Ich weiß nicht, wohin. Eines Tages werde ich es herausfinden.“
    Gerade als Ebbitt zu Ende gesprochen hatte, erschien der erste Eimer auf ihrer Höhe. Er bewegte sich kaum schneller als im Schritttempo vorwärts und war nur vier oder fünf Spannen unter ihnen. Sogar Graile konnte es mit Hilfe ihres Geistschattens schaffen, dachte Milla.
    „Alle hier an der Kante aufstellen“, befahl Milla. „Wir werden in die letzten beiden Eimer springen.“
    „Nein, nicht die letzten beiden“, unterbrach Ebbitt sie. „Lasst mindestens einen Eimer Abstand zum Lokomotor.“
    Milla sah ihn fragend an.
    „Er hat zusätzliche Arme zu denen, mit denen er die Räder antreibt“, sagte Ebbitt. „Und ich glaube, irgendwo unter dem ganzen Fleisch hat er auch einen Mund.“
    Milla wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte, doch es war besser, auf Nummer sicher zu gehen.
    „Du hast das doch schon einmal gemacht, oder nicht?“, fragte sie.
    Ebbitt

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