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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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ihm her, wobei er sich immer wieder an die Nase fasste. Als er bemerkte, dass Tal ihn ansah, streckte er die Arme hinter den Rücken in der offiziellen Pose eines Dieners.
    „Das ist Edol“, sagte der Koch. „Er wird Euch durch die Serviergänge zum Audienzsaal fuhren.“

 
KAPITEL DREIZEHN
     
     
     
    „Ich kann nicht wirklich behaupten, dass ich diese Vergnügungsfahrt schon einmal genießen durfte“, antwortete Ebbitt endlich, einen Augenblick nachdem er mit Milla in dem Metalleimer gelandet war. „Aber ich habe darüber gelesen.“
    „Ich hoffe, dass es stimmt, was du gelesen hast“, sagte Milla. „Ich bewege mich nicht gern auf diese Weise fort, auf diesen Metallschienen. Sogar ein Selski lässt sich lenken.“
    Die anderen Eiscarls in dem Eimer murmelten Zustimmung.
    Die sanft ansteigenden Seiten des Eimers waren zu hoch, um darüber hinweg schauen zu können, daher befahl Milla einer Schildjungfrau, auf Jareks breite Schultern zu klettern und in Fahrtrichtung zu sehen. Odris glitt nach oben und streckte den Kopf hinaus, damit sie auch etwas sehen konnte.
    „Wann wissen wir, dass wir aussteigen müssen?“, fragte Milla. „Gibt es ein Zeichen oder eine Markierung?“
    „Wenn der Lokomotor langsamer wird, wissen wir Bescheid“, sagte Ebbitt. „Wenn der Lokomotor wieder schneller wird, sind wir über unser Ziel hinausgeschossen.“
    Milla zog eine Grimasse und wandte sich ab. Sie musste nachdenken. Wenn die Hauptstreitmacht tatsächlich unten angekommen war und angriff, würde die Vorhut rechtzeitig abgelöst werden. Tal würde es wahrscheinlich gut gehen, da Ebbitt sicher war, dass Crow ihn retten würde – außerdem traute sie Fashnek nicht sonderlich viel zu. Aber Sushin hatte den halben Violetten Schlüsselstein und konnte den Schleier damit zerstören. Bei dem wenigen, was sie hier unten wussten, konnte er es schon getan haben. Hier unten in dieser Metallkiste, in der sie in gerader Linie wohin auch immer fuhren…
    „Was liegt vor uns?“, fragte sie plötzlich.
    „Es ist sehr dunkel“, gab die Schildjungfrau zurück. „Ich glaube… ich glaube, die Schienen vor uns führen abwärts.“
    „Abwärts?“, fragten Ebbitt und Milla gleichzeitig.
    „Ja“, gab die Schildjungfrau zurück. „Definitiv. Ich sehe vor uns einen Lokomotor, aber keine Eimer, die er schieben könnte. Jetzt ist er auch verschwunden. Es muss ein steiler Abhang sein.“
    „Vielleicht habe ich mich falsch erinnert“, grübelte Ebbitt. Er senkte den Kopf und kratzte sich unter der Brustplatte seiner Panzerung. „Habe ich vorhin gesagt, dass die Schienen vor dem Untervolk-Korridor ansteigen oder absteigen? Ansteigen, absteigen, anhängen, abhängen… ups!“
    Er drehte sich zu Milla um und verbeugte sich tief.
    „Ich furchte, meine Liebe, ich habe mich unklar ausgedrückt. Wir müssen aus diesem Fahrzeug aussteigen, bevor die Schienen abfallen.“
    „Unser erster Eimer ist bereits über die Kante“, berichtete die Schildjungfrau.
    „Alle raus!“, schrie Milla. „Springt!“
    Sie sprang auf und setzte sich rittlings auf den Eimerrand, um abspringen zu können. Um sie herum sprangen schon die anderen Eiscarls ab, doch Milla zögerte im letzten Augenblick. Jemand fehlte. Sie blickte nach unten und sah Graile, die noch immer schlafend neben ihrem Geistschatten lag.
    „Graile!“
    Die Erwählte Frau regte sich nicht.
    Milla sprang wieder in den Eimer zurück und rief nach Odris.
    „Was?“, kam es leise von dem Geistschatten. Odris rief aus weiter Entfernung, denn sie hatte Millas Befehl zu springen befolgt.
    „Komm her!“, brüllte Milla. „Jetzt!“
    Sie beugte sich hinunter und schüttelte Graile heftig, doch die Erwählte rührte sich noch immer nicht. Sie atmete, war aber tief bewusstlos.
    Milla hörte, wie noch ein Eimer über die Kante kippte. Das regelmäßige Klacken des dritten Rades wurde von einem viel höheren, anhaltendem Quietschen abgelöst.
    Jetzt gab sie Graile eine Ohrfeige, aber die Erwählte wachte nicht auf. Auch ihr Geistschatten bewegte sich nicht.
    „Odris!“
    „Ich bin hier“, maulte Odris, die über dem Eimer schwebte. „Kein Grund zu schreien.“
    Milla warf sich Graile über die Schulter. Sie war für ihre Größe überraschend leicht, aber dennoch war es nicht einfach, sie zum Eimerrand hoch zu drücken.
    „Nimm sie!“, befahl Milla Odris.
    Der weibliche Geistschatten schwebte tiefer und nahm Graile mit zwei wolkigen Armen auf. Als sie wieder aufstieg, stieß sie einen

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