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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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überraschten Schrei aus.
    „Sie steckt fest“, sagte Odris. Im gleichen Augenblick hörte Milla, wie der nächste Eimer über die Kante kippte. Es war der dritte und sie saßen im sechsten. Sie hatte noch fünf, sechs Atemzüge, bevor sie über die Kante kippen würden.
    „Was meinst du?“, fragte Milla verzweifelt. Dann sah sie, was Odris meinte. Grailes Geistschatten hielt sich mit einer Klaue an Graile fest und etwas hielt sie beide unten. „Zieh fester!“
    „Ich kann mich nicht bewegen!“, jammerte Odris. „Der Geistschatten hat irgendetwas Übles angestellt. Er ist zu schwer.“
    „Lasst sie los!“, rief eine andere Stimme. Saylsen, die Schildmutter, war auf den Eimerrand zurückgesprungen und sah sich die Situation an. „Lass sie zurück, Kriegsführerin!“
    Der nächste Eimer ging über die Kante. Nummer vier. Milla stand regungslos da. Ihr Verstand arbeitete schneller, als sie sich jemals fortbewegt hatte.
    „Licht, Odris! Welches Licht ist am besten für Geistschatten? Um euch stark zu machen?“
    „Ich weiß es nicht!“, kreischte Odris. „Kann ich loslassen?“
    „Denk nach! Welche Lichtfarbe?“
    „Weiß!“
    „Schau weg, Saylsen.“
    Milla richtete ihren Sonnenstein auf Grailes großen Vogel-Geistschatten und dachte an pures, weißes Licht, das hellste, das sie sich vorstellen konnte. Gleichzeitig drehte sie den Kopf weg und verengte die Augen zu Schlitzen.
    Licht brach aus dem Sonnenstein hervor. Pures, helles Licht, das den Eimer und die Höhle erleuchtete und die beiden Geistschatten erscheinen ließ wie aus schwarzem Stoff ausgeschnitten und an eine weiß gekalkte Wand geklebt.
    Grailes Geistschatten regte sich und zuckte mit den Flügeln. Er öffnete ein Auge und den Schnabel.
    „Spring, Kriegsführerin!“, rief Saylsen. Ihrem Schrei folgte unmittelbar ein Geräusch vom fünften Eimer, der über die Kante kippte.
    Als Nächstes waren sie an der Reihe.
    Milla ließ noch immer das Licht auf Grailes Geistschatten scheinen. Sie hob den anderen Arm und rief nach Odris.
    „Odris! Heb mich hoch!“
    Odris zog an, Saylsen sprang und der Eimer begann zu kippen. Graile rutsche bis ans Ende, als Milla in die Luft sprang und Odris anzog. Das weiße Licht riss ab und der Eimerrand schlug gegen Millas Stiefel, als Odris sie stöhnend in die Luft hob.
    Sie landeten nur ein paar Spannen von der Kante entfernt, als der siebte Eimer überkippte.
    Saylsen stand bereits wieder auf den Beinen. Aber es gab keine Spur von Graile oder ihrem Geistschatten.
    Milla lief zur Kante und sah hinunter. Es war ein vertikaler Abhang und er reichte so weit nach unten, wie sie im Licht ihres Sonnensteins sehen konnte. Und irgendwie steckten der Lokomotor und seine Eimer an den Metallschienen fest. Aber was auch immer sich in den Eimern befand, es würde mit Sicherheit herausfallen, dem fernen Tod entgegen.
    Milla war plötzlich furchtbar wütend auf Ebbitt. Bisher war sie seinen verworrenen, wahnsinnigen Methoden und Wegen gefolgt, doch jetzt hatte er die Tochter seines Bruders in den Tod geführt. Sie wandte sich von dem Abgrund ab, um Ebbitt zu finden… und sah gerade noch einen Arm, der sich von dem nächsten Lokomotor ausstreckte. Ein rosafarbener und grausiger Arm von fünfzehn Spannen Länge, der in einer Hand von der Größe eines menschlichen Körpers endete; eine Hand, die nach Saylsen griff, als der Lokomotor vorbeirollte.
    „Hüte dich vor dem Feind!“, rief Milla und rannte los. Die Kralle an ihrer ausgestreckten Hand verlängerte sich schon.
    Saylsen wirbelte gerade mit gezogenen Messern herum, als die Hand Zugriff. Die Schildmutter schlug wieder und wieder mit dem Messer darauf ein; graues, wässriges Blut quoll aus dem grausigen Arm hervor. Doch der Lokomotor ließ nicht los und der letzte Eimer ging über die Klippe. Der Lokomotor kippte gerade, als Milla die Hand ausstreckte und zuschlug. Ein gleißend helles Band aus Licht schoss aus der Kralle und fuhr über das Handgelenk der Kreatur. Funken schossen überall hervor und blendeten Milla einen Augenblick lang. Sie warf sich auf den Boden für den Fall, dass ein zweiter Arm angreifen würde, während sie nichts sehen konnte, und rollte sich weiter von dem Abgrund weg.
    Als sie wieder etwas erkennen konnte, sah sie Saylsen auf dem Boden, noch immer im Griff der verletzten Lokomotoren-Hand. Milla stand auf und lief auf sie zu – vielleicht würgte die Hand die Schildmutter ja noch, obwohl sie abgetrennt war.
    Dann hörte sie hinter sich eine

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