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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Bewegung, das plötzliche Rauschen von Luft. Zuerst dachte Milla, der Lokomotor hätte sich irgendwie umgedreht. Sie warf sich zur Seite und wirbelte mit bereit gehaltener Kralle herum.
    Doch es war nicht der Lokomotor.
    Es war Grailes Geistschatten. Seine riesigen Flügel waren zum ersten Mal voll entfaltet, seit Milla ihn gesehen hatte. Er war gerade noch mit wild flatternden Flügeln über die Schienen geflogen und wich jetzt Milla und ihrer Kralle aus. Der Geistschatten hielt Graile sanft in seinen Krallen. Er schwebte ein paar Sekunden auf der Stelle, setzte Graile auf dem Boden ab und landete neben ihr.
    Erst jetzt wachte die Erwählte auf. Sie streckte sich, gähnte und sah sich dann verwundert um. Sie sah Milla und Saylsen, die sich aus der verletzten Hand des Lokomotors wand. Und Ebbitt und die Eiscarls, die auf sie zurannten.
    „Es tut mir Leid“, sagte sie. „Ich muss eingeschlafen sein. Habe ich etwas verpasst?“

 
KAPITEL VIERZEHN
     
     
     
    Edol führte Tal und Crow durch mehrere immer enger werdende Korridore, die von den Untervolk-Kellnern benutzt wurden. Langsam wurde deutlich, warum die Kellner zum größten Teil Kinder waren, denn es gab ein paar Stellen, an denen Tal und Crow kriechen oder sich durch irgendwelche Spalten quetschen mussten. Der Servicegang verlief zum Teil unter dem Boden oder durch eine Wand. Von Zeit zu Zeit gab es kleine Gucklöcher oder Luken, durch die man Essen hinausreichen konnte. Edol führte die beiden Jungen aber mit einem solch schnellen Tempo, dass keine Zeit blieb, sich umzusehen.
    Irgendwann kamen sie an eine Gabelung von vier ungefähr gleich engen Korridoren. Edol zeigte auf den linken, der in einer schmalen Tür endete. „Dahinter liegt die Große Parade“, sagte er. „Türen zum Audienzsaal gegenüber der Großen Parade.“
    Dann lief er in den Korridor davon, der in die entgegengesetzte Richtung führte, und sein Zeigefinger fuhr wieder an seine Nase.
    Crow quetschte sich in den Korridor und Tal folgte ihm dichtauf mit Adras an seiner Schulter. Tal wollte Crow noch immer lieber vor sich haben, wo er ihn sehen konnte, obwohl sich der Freivolk-Anführer bisher gut verhalten hatte.
    „Die Dunkelheit soll diesen Jungen holen!“, fluchte Crow, als er die Tür untersuchte.
    „Was ist denn los?“
    „Das ist keine richtige Tür“, sagte Crow. „Es ist ein Loch in der Wand, über dem ein Gemälde oder so etwas hängt. Ich muss das Gemälde von der Wand wegdrücken und das wird sicher Lärm verursachten. Wenn sich irgendjemand auf der Großen Parade aufhält, wird er es sofort hören.“
    „Kannst du es nicht leise anheben?“, fragte Tal.
    „Nein. Es ist zu schwer.“
    „Kannst du ein Loch hineinschneiden?“, fragte Tal. Er dachte an die Porträts der ehemaligen Lektoren, die im Lektorium hingen. Sie waren auf Stoff gemalt, der wiederum auf Metallrahmen gespannt war.
    Crow tippte noch einmal gegen das Hindernis und schüttelte den Kopf.
    „Es besteht aus etwas Festem. Ich glaube… ich glaube, es ist ein dünnes Metallblech. Es könnte sich sogar um einen Spiegel handeln.“
    „Wir sollten es einfach riskieren“, sagte Tal schließlich. „Hoffentlich sind alle damit beschäftigt, gegen die Eiscarls zu kämpfen.“
    Crow nickte und zog am oberen Ende des Bleches. Es bewegte sich langsam mit einem kreischenden Geräusch, das Tal die Haare zu Berge stehen ließ.
    „Beeil dich!“, sagte er. Das anhaltende Kreischen von Metall auf Stein war schlimm genug, von anderen Geräuschen ganz zu schweigen. „Adras, hilf ihm!“
    Adras schwebte um Tal herum und drückte mit seinen dicken Wolkenarmen. Das Kreischen hörte beinahe sofort auf, das Blech fiel nach vorn und das helle, violett getönte Licht des Korridors auf der anderen Seite fiel herein.
    Crow, Tal und Adras sahen, wie das metallene Rechteck fiel und warteten gespannt auf den Lärm, der gleich zu hören sein würde. Aber sie waren weder auf den gewaltigen Krach gefasst, der tatsächlich entstand, noch auf das Klingeln, das darauf folgte und durch sämtliche Gänge hallte.
    Außerdem blitzte überall Licht auf, denn das Blech war tatsächlich ein Spiegel aus hochglanzpoliertem Silber gewesen. Es schlug mehrfach auf dem Boden auf und gab wilde Lichtreflexionen in alle Richtungen ab.
    „Schnell!“, sagte Tal und alle drei zwängten sich hinaus auf die Große Parade. Das Klingeln noch immer in den Ohren, sahen sie sich in alle Richtungen nach möglichen Feinden und einem Fluchtweg um.
    Dann

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