Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein
die anderen weiter den Gang entlang in einen kleinen Raum, der von einer einzelnen Metalltür beherrscht wurde. In der Mitte der Tür saß ein Drehrad.
„Wir sind da, wir sind da“, erklärte Ebbitt. „Kommt bitte alle näher zusammen, näher zusammen. Nein, noch näher bitte, blauer Meister. Odris, du musst nicht bei uns bleiben. Dampf kann Schatten nichts anhaben.“
Jarek schien nicht unangenehm berührt zu sein, dass Ebbitt ihn ,blauer Meister’ nannte. Das nahm Milla mit Erleichterung zur Kenntnis. Als sie alle näher gerückt waren und Schulter an Schulter standen, hob der alte Erwählte die Hand und der Sonnenstein-Ring an seinem Finger leuchtete plötzlich in purem indigofarbenen Licht auf.
„Eins, zwei um den blauen Meister“, sang Ebbitt, als er seine Hand in einer komplizierten Geste bewegte. Eine Spur aus blauem Licht zeichnete die Bewegung nach. „Drei, vier, jetzt ist es hier.“
Milla sah interessiert zu, als Ebbitt das Licht benutzte wie ein Weber das Schiffchen. Er führte Lichtstränge zu einem festen Tuch zusammen, das sie alle vier umgab. Das Tuch breitete sich sogar unter ihren Füßen aus und war fertig, als Ebbitt es über ihren Köpfen zusammenführte.
„Geht mit mir und bleibt dicht zusammen“, wies Ebbitt sie an. Er schlurfte langsam auf die Metalltür zu. Dann drückte er mit den Händen gegen das indigofarbene Licht, das sie umgab. Er dehnte es nach außen, ohne es zu durchstoßen, sodass er indigofarbene Lichthandschuhe hatte. Ebbitt drehte an dem Rad, öffnete aber die Tür nicht, sondern warf seinem Geistschatten einen Blick zu.
Dieser erwiderte den Blick und glitt langsam unter der Tür durch. Die bestand nicht aus goldenem Metall, wie Milla feststellte. Letzteres wäre für Geistschatten unpassierbar gewesen und unter der Tür gab es keinen Spalt. Die Tür bestand aus Eisen oder etwas ähnlichem.
Der katzenhafte Geistschatten war ein paar Minuten verschwunden. Ebbitt bewegte ungeduldig seine Füße und pfiff durch die Zähne. Schließlich schlüpfte der Geistschatten wieder unter der Tür hervor und nickte mit seinem großen, bemähnten Kopf.
Ebbitt öffnete die Tür. Dampf quoll hervor und hüllte sie vollständig ein. Die drei Eiscarls zuckten zusammen, doch der Dampf wurde von dem indigofarbenen Licht abgehalten und prallte ab, ohne sie zu verletzen.
Hinter der Tür sah Milla nur einen tiefen Schacht voller Dampf. Offensichtlich war dies eines der Steigrohre, die Ebbitt erwähnt hatte.
„Jetzt einer nach dem anderen“, sagte Ebbitt. „Ihr müsst keine Angst haben, dass wir fallen, denn wir haben einen ziemlich hübschen Boden unter den Füßen.“
Er betrat den Schacht und die anderen gingen hinter ihm her. Einen Moment schien es so, als würden sie alle abstürzen, als würde das indigofarbene Licht entgegen Ebbitts Aussage unter ihren Füßen nachgeben. Doch Ebbitt hüpfte nur ein wenig auf und nieder und der Boden trug sowohl ihn als auch die nachfolgenden Eiscarls. Die beiden Geistschatten glitten an der Wand entlang und schlüpften dann langsam durch die Licht-Hülle, die Ebbitt und seine Begleiter umgab.
„Es kitzelt ein wenig“, kicherte Odris, als sie sich neben Milla aufrichtete. „Kitzelndes Licht.“
„Große Dampf wellen“, murmelte Ebbitt, als er auf die andere Seite schlurfte und die Tür hinter ihnen schloss. Das indigofarbene Licht umgab noch immer seine Hände, als er gegen das Metall drückte. „Riesig große Wolken aus Dampf. So soll es sein.“
Eine weitere Minute lang geschah… nichts.
„Gigantische Wolken“, sagte Ebbitt hoffnungsvoll. „Superströmungen. Wirbelstürme. Hurrikane.“
Noch immer geschah nichts.
„Was ist denn mit diesem dummen Dampfsystem nicht in Ordnung?“, rief Ebbitt. Er kniete sich nieder und legte ein Ohr an den Lichtboden. „Komm, Dampf! Komm!“
Milla öffnete gerade den Mund, um Ebbitt zu fragen, was er da tat, als eine gewaltige Kraft die Hülle traf. Alle Eiscarls wurden gegen Wände und Boden geschleudert, als sie mit einer Geschwindigkeit beschleunigt wurden, die sie sich nicht einmal vorstellen konnten. Sie hielten sich verzweifelt aneinander fest und versuchten, sich wieder aufzurichten, als die Hülle nach oben schoss.
„Dampf, glorreicher Dampf, nichts ist so weiß wie er“, sang Ebbitt. Dann begann er sehr laut zu zählen.
Es war sehr schwer, ihn bei dem Lärm zu verstehen, den die Hülle machte, als sie immer schneller und schneller und schneller wurden. Milla begann sich Sorgen
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