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Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein

Titel: Der siebte Turm 06 - Der violette Sonnenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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und dass er danach durch ein stinkendes Rohr klettern musste“, sagte Odris streng. „Du solltest etwas umsichtiger mit ihm sein. Er hat eine schwache Konstitution.“
    „Ich werde mehr Acht geben“, sagte Tal nebenher. Irgendwie verlief diese Wiedervereinigung nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. „Ebbitt, weißt du, wie man in den Violetten Turm gelangt?“
    „Ich habe eine oder zwei Ideen“, gab Ebbitt zurück. Er sah nach unten und schob seine kristallene Brustplatte weg. Es war eine seltsame Geste, von der Tal annahm, dass sie ein Ausdruck von Bescheidenheit sein sollte. Aber vielleicht war es auch nur ein neuer Tick.
    „Lokar ist übrigens frei“, fuhr Tal voller Ernst fort. „Sie versucht, den Roten Schlüsselstein wieder an Ort und Stelle zu bringen. Sie sagte, das könnte den Schleier noch eine Weile aufrecht halten, auch wenn der Violette Schlüsselstein geöffnet wurde.“
    „Lokar, die Wächterin des Roten Schlüsselsteins?“, fragte Ebbitt und hob eine seiner grauen Augenbrauen. „Lokar! Wer wird ihnen als Nächstes einfallen?“
    „Aber das wusstest du doch“, sagte Tal. „Sie ist die Kusine von Lektor Jarnil…“
    Seine Stimme verstummte, als sie die Türen erreichten und er zum ersten Mal den Raum dahinter betrat.
    Den Audienzsaal. Den riesigen Saal, so groß oder noch größer als die Hohe Rote Zusammenkunft, die er von der farblosen Mittelsektion des Schlosses zwischen Gelb und Grün kannte.
    Der Audienzsaal hatte eine hohe Kuppeldecke, an deren Rand tausende hell strahlende Sonnensteine angebracht waren, deren höchster Punkt aber dunkel war. Der Boden war mit Fliesen in allen sieben Farben des Spektrums ausgelegt. Jede achte Fliese war ein Spiegel, der das Licht der Sonnensteine am Rand der Kuppel reflektierte. Überall schillerte und blitzte das Licht, sodass es sehr schwer war, in dem riesigen Saal überhaupt etwas zu sehen.
    Tal schützte seine Augen mit einem Arm. Er konnte Milla, Jarek und Crow vor sich sehen, und in der Mitte des Saales stand eine undefinierbare Konstruktion, doch das war alles. Er sah weder Sushin noch Türen, Treppen oder andere Ausgänge oder Eingänge. Ein Weg von hier zum Violetten Turm war nicht erkennbar.
    „Los“, sagte Ebbitt, der Tals fragendes Gesicht gesehen hatte. „Die Antwort ist im Thron verborgen.“

 
KAPITEL ACHTZEHN
     
     
     
    In der Mitte des Audienzsaals stand der Imperiale Thron der Erwählten. Er war aus einem einzelnen Regenbogen-Kristall geschnitzt, reich mit Ornamenten verziert und breit genug für drei Leute. Die fingerdünne Lehne ragte zehn Spannen vom Sitz nach oben. Licht schien durch diese Lehne, als wäre sie eine dicke Scheibe aus wunderschönem mehrfarbigen Glas.
    Ein Ring aus Sonnensteinen war im Boden um den Thron eingelegt – große, violette Sonnensteine mit goldenen Einfassungen.
    „Wie lautet die Antwort?“, fragte Tal, als alle dastanden und den Thron ansahen. Er warf einen misstrauischen Blick auf den Ring aus Sonnensteinen. Sie waren zu groß und zu kunstvoll platziert, um einfach nur dekorativ zu sein. Möglicherweise hatten sie eine Funktion, vielleicht sollten sie etwas abwehren. Vielleicht konnten sie Hitze oder Flammen oder etwas ähnlich Gefährliches ausstrahlen.
    „Der Weg zum Violetten Turm“, sagte Ebbitt, „führt über diesen Thron. Aber nur der Träger des Violetten Schlüsselsteins darf ihn gehen.“
    Tal sah Milla an. Er schämte sich, denn sie hätte ihre Hälfte des Schlüsselsteins niemals an Sushin verloren. Wahrscheinlich verachtete sie ihn, weil er dem Feind ein solch wichtiges Objekt in die Hände hatte fallen lassen.
    Milla sah ihm in die Augen. Dann zog sie den Sonnenstein-Ring von ihrem Finger und warf ihn ihm zu.
    Er fing ihn reflexartig auf und war überraschter als je zuvor in seinem Leben.
    „Milla!“, rief Malen. „Was tust du?“
    „Ich gebe dem Imperator der Erwählten seinen Schlüsselstein zurück“, sagte Milla ruhig. „Aber ich hätte dafür gern deinen Sonnenstein, Tal.“
    Tal warf ihr wortlos den Sonnenstein zu, den er Fashnek abgenommen hatte. Dann steckte er sich den halben Schlüsselstein an den Finger. Er flammte plötzlich violett auf – ein Licht, das von dem Ring aus Steinen im Boden erwidert wurde.
    „Hol ihn zurück“, sagte Malen mit kalter Stimme. Tal sah, dass ihr Blick verschleiert war. Sie kommunizierte mit den anderen Cronen. „Der Stein gehört jetzt den Eiscarls. Hol ihn zurück, Kriegsführerin.“
    Jarek grunzte und ging auf

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