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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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von Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem , empfehlen. In diesem Buch analysiert sie den Prozess eines der größten Massenmörder der Geschichte. Selbstverständlich hat er Gehilfen gebraucht, sonst hätte er die ungeheure ihm gestellte Aufgabe niemals bewältigen können: die Reinheit der menschlichen Rasse herzustellen. – Augenblick mal, bitte!«
    Er tippt etwas in seinen Computer. Ihm ist natürlich klar, dass dieser Inspektor nur an Ergebnissen interessiert ist, aber er muss den jungen Mann vor ihm ein bisschen erziehen, etwas für seine Bildung tun, ihn damit auf die schwierige Zeit vorbereiten, die ihn erwartet.
    »Da haben wir’s. Hannah Arendt nimmt in ihrem Buch eine eingehende Analyse des Prozesses gegen Adolf Eichmann vor, der für die Ermordung von sechs Millionen Juden im nationalsozialistischen Deutschland verantwortlich war. Hier schreibt sie, immerhin sei ein halbes Dutzend Psychiater zu dem Ergebnis gekommen, er sei ›normal‹ – ›normaler jedenfalls, als ich es bin, nachdem ich ihn untersucht habe‹, wie einer von ihnen sich ausgedrückt haben soll; ein anderer fand, Eichmanns ganzer psychologischer Habitus, seine Einstellung zu Frau und Kindern, Mutter und Vater, zu Geschwistern und Freunden seien ›nicht nur normal, sondern höchst vorbildlich‹. An anderer Stelle heißt es: Das Problem mit Eichmann ist, dass er war wie viele andere, dass man keinerlei perverse oder sadistische Tendenzen an ihm feststellen konnte. Aus der Sicht unserer Institutionen war seine Normalität so erschreckend wie die Verbrechen, die er begangen hat. «
     
    Nun kann er sich dem eigentlichen Thema zuwenden.
    »Den Autopsieberichten habe ich entnommen, dass es keinerlei Versuch sexuellen Missbrauchs der Opfer gegeben hat...«
    »Dr. Morris, ich bin hier, weil ich ein Problem lösen muss, und zwar schnell. Ich möchte sicher sein, dass wir es tatsächlich mit einem Serienmörder zu tun haben. Selbstverständlich konnten weder ein Mann bei einem offiziellen Lunch noch ein junges Mädchen am helllichten Tag auf der Croisette vergewaltigt werden.«
    Der andere geht darauf nicht ein und fährt fort.
    »...was bei Serienmördern häufig der Fall ist. Einige haben verschiedene, sagen wir ›menschliche‹ Eigenschaften. Krankenschwestern töten Patienten im Endstadium, Bettler werden ermordet, und niemand nimmt das wahr, Beamte der Sozialämter kommen aus Mitleid mit den Schwierigkeiten vieler alter, kranker Rentner zu dem Schluss, dass ein Leben im Jenseits für sie sehr viel besser wäre – kürzlich hat es in Kalifornien wieder so einen Fall gegeben. Es gibt auch solche, die die Gesellschaft neu ordnen wollen, in solchen Fällen sind in erster Linie Prostituierte die Opfer.«
    »Monsieur Morris, ich bin nicht hergekommen, um...«
    Diesmal hebt Morris leicht die Stimme.
    »Und ich habe Sie nicht eingeladen. Ich tue Ihnen einen Gefallen. Wenn Sie wollen, können Sie gehen. Wenn Sie bleiben, unterbrechen Sie mich nicht ständig! Wenn wir jemanden dingfest machen wollen, müssen wir versuchen zu verstehen, wie er denkt.«
    »Dann glauben Sie also tatsächlich, dass es sich um einen Serienmörder handelt?«
    »Ich war noch nicht zu Ende.«
    Savoy beherrscht sich. Wieso hat er es überhaupt so eilig? Was spricht dagegen, die Medien sich in irgendwelchen Spekulationen verheddern zu lassen und ihnen dann die Lösung zu präsentieren?
    »Also gut. Fahren Sie fort!«
    Morris dreht den riesigen Bildschirm so, dass Savoy mit draufschauen kann: Er sieht einen wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kupferstich.
    »Dies ist der berühmteste aller Serienmörder: Jack the Ripper. Er war nur in der zweiten Hälfte des Jahres 1888 aktiv und machte auf öffentlichen und halböffentlichen Plätzen dem Leben von fünf bis sieben Frauen ein Ende. Er schlitzte ihren Leib auf, holte ihre inneren Organe und den Uterus heraus. Er wurde nie gefunden. Wurde zu einem Mythos, und bis heute versucht man, seine wahre Identität aufzudecken.«
    Auf dem Bildschirm war nunmehr eine Art Horoskop zu sehen.
    »Dies war die ›Handschrift‹ von Zodiac. Er hat in Kalifornien innerhalb von zehn Monaten erwiesenermaßen fünf junge Liebespaare umgebracht, die ihre Wagen an abgelegenen Orten parkten, um für sich sein zu können. Er schickte der Polizei anschließend Briefe mit diesem Symbol, das wie ein keltisches Kreuz aussieht. Bis heute weiß niemand, wer Zodiac in Wirklichkeit war.
    In beiden Fällen, in dem von Jack the Ripper und dem von

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