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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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Schrank, nimmt ein makellos weißes Hemd heraus, den gutgebügelten Smoking, die handgefertigten Lackschuhe. Der Knoten der Schleife macht ihm keine Schwierigkeiten, er bindet ihn mindestens einmal pro Woche.
    Er schaltet den Fernseher ein: Es ist Zeit für die lokalen Nachrichten. Die Show auf dem roten Teppich nimmt einen großen Teil der Sendezeit ein, aber es gibt auch eine kleine Reportage über eine auf einem Pier ermordete Frau.
    Die Polizei hat den Tatort abgeriegelt, der Tatzeuge, ein Junge (Igor sieht sich sein Gesicht genau an, aber nicht etwa, um ihn später zu töten) sagt aus, er habe ein Liebespaar gesehen, das sich hingesetzt und sich unterhalten habe. Der Mann habe dann ein kleines Stilett herausgeholt und sei damit über den Körper des Opfers gefahren; der Frau habe das offensichtlich gefallen, weshalb er auch nicht gleich die Polizei gerufen habe, denn er habe das alles für eine Spielerei gehalten.
    ›Wie sah er aus?‹
    Weiß, etwa 40 Jahre alt, gut gekleidet, höfliche Umgangsformen.
    Kein Grund zur Sorge also. Er öffnet eine lederne Aktentasche und entnimmt ihr zwei Umschläge. Die Einladung zu der Party, die in einer Stunde beginnen soll (obwohl alle wissen, dass sie mit mindestens neunzig Minuten Verspätung beginnt) und auf der er fast sicher Ewa treffen wird: Wenn sie nicht zu ihm kommt, dann geht er eben zu ihr. Jetzt ist es sowieso zu spät; trotzdem wird er auf jeden Fall zu der Party gehen, auf der auch sie erwartet wird. Er hat weniger als 24 Stunden gebraucht, um zu begreifen, was für eine Frau er geheiratet und dass er zwei Jahre lang umsonst gelitten hat.
    Der andere Umschlag ist silbrig und hermetisch verschlossen. Darauf steht in einer schönen Schrift, die sowohl weiblich als auch männlich sein könnte: »Für Dich«.
    Die Flure werden von Videokameras überwacht – wie heutzutage in den meisten Hotels. Irgendwo im Keller des Gebäudes gibt es einen abgedunkelten Raum voller Monitore, in dem Sicherheitspersonal alles, was dort oben geschieht, genau beobachtet. Ihr Augenmerk ist auf alles gerichtet, was vom Normalen abweicht, wie beispielsweise ein Mann, der vor ein paar Stunden die Treppen des Hotels hinauf- und hinuntergerannt ist. Sie hatten einen Sicherheitsmann geschickt, der ihn fragen musste, was er damit bezwecke, und hatten als Antwort »Fitness« erhalten. Da der Mann im Hotel logierte, zog sich der Sicherheitsmann unter Entschuldigungen zurück.
    Selbstverständlich interessieren sie sich nicht für Gäste, die in die Zimmer von anderen Gästen gingen und erst am nächsten Tag, erfahrungsgemäß nach dem auf dem Zimmer servierten Frühstück, wieder herauskamen. Das war normal. Das ging sie nichts an.
    Die Monitore sind an spezielle digitale Aufnahmegeräte angeschlossen. Die Aufzeichnungen werden sechs Monate in einem Panzerschrank verwahrt, zu dem nur die Hotelmanager Zugang haben. Kein Hotel der Welt möchte wegen irgendeines eifersüchtigen reichen Ehemannes einen Gast verlieren, der einen der Securityleute bestochen hat, die die Bewegungen auf einem bestimmten Abschnitt des Flurs überwachen, und dann das Material an ein Skandalblatt weitergibt (oder verkauft, nachdem er die Beweise bei Gericht eingereicht hat und so dafür sorgt, dass seine untreue Ehefrau im Scheidungsfall leer ausgeht).
    Ein solches Vorkommnis wäre ein tragischer Schlag für ein Hotel, das auf Diskretion und Vertrauenswürdigkeit hält. Die Belegungsrate würde drastisch zurückgehen – denn wenn ein Paar sich entschlossen hat, in ein Luxushotel zu gehen, dann doch, weil es weiß, dass die Angestellten nur das sehen, was sie von Berufs wegen sehen müssen. Wenn beispielsweise jemand sich Essen aufs Zimmer bestellt, hält der Kellner, der es ihm bringt, den Blick auf den Servierwagen gesenkt und streckt die Rechnung zum Abzeichnen demjenigen hin, der die Tür geöffnet hat; unter gar keinen Umständen aber schaut er in Richtung Bett.
    Die weiblichen und männlichen Edelprostituierten sind zwar diskret gekleidet – aber die Männer, die im abgedunkelten Raum im Keller sitzen, kennen sie genau oder identifizieren sie mit Hilfe eines Datensystems, das ihnen von der Polizei zur Verfügung gestellt wurde.
    Deren Tätigkeit geht sie auch nichts an, aber sie achten genau auf die Tür, zu der sie hineingehen, und darauf, wann sie wieder herauskommen. In einigen Hotels ist die Telefonistin beauftragt, einen Anruf zu fingieren, um nachzuprüfen, ob mit dem Gast alles in Ordnung ist: Geht der Gast

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